Eine mörderische Karriere
sie mit Widerwillen an. Und Jane merkte, daß sie ihn, nachdem er sie nicht mehr bewunderte und begehrte, auch nicht mehr wollte. Einen Moment lang war sie versucht zu lächeln, zu flirten, ihn zu besänftigen. Sie widerstand der Versuchung. »Und Simon, wo paßt er ins Bild?«
Malcolm nahm ein Sandwich aus seiner Verpackung und biß hinein. »Simon ist ein Leichtgewicht. Georgia war zu gut für ihn. Kaum zu glauben, daß er eine Frau wie Georgia für Ariela verletzte. Das ist, als würde man zu McDonald’s gehen, wenn man einen Viersternekoch unter seinem Dach hat.«
»Komm schon, Malcolm«, sagte Jane gereizt. »Du hast bereits zugegeben, daß du Pat betrogen hast. Ist das nicht dasselbe?«
»Nein, ist es nicht. Das verstehst du nicht. Man tut so was nicht vor seiner Frau, außer, man will sie bewußt verletzen. Wenn du deine Frau liebst, beschützt du sie. Die Dinge, die du tust, kommen nie mit ihr in Berührung.«
»Manchmal glaube ich, ich werde Männer nie verstehen, niemals.« Sie seufzte und streckte sich auf der Decke aus. In der Hand balancierte sie ein Plastikglas mit Wein. Es war sehr friedlich hier. Gelegentlich fiel eine Samenhülse von dem Baum über ihnen auf die Decke, eine Wespe krabbelte über die Kuchenscheiben. Hinter den Bäumen fraßen die Pferde das Gras ab; Jane konnte hören, wie sie die Halme abrissen und kauten.
»Du bist auch schwer zu verstehen, Jane. Was ist mit dir, bist du Tom treu?«
»Ja.«
»Und wenn er dir untreu wäre?«
Sie setzte sich auf und füllte ihr Weinglas nach. »Ich weiß es nicht. Darüber habe ich nie nachgedacht.« Ich habe mit zu vielen anderen Dingen zu kämpfen — mit seiner Eifersucht zum Beispiel, um selbst eifersüchtig zu sein, dachte sie. Doch die Wahrheit war, es gelang ihr nicht, sich vorzustellen, daß Tom untreu war. Er war solch ein guter Liebhaber, so interessiert an ihr, so bereit, alles und jedes zu tun, um ihr Freude zu machen. Sie konnte ihn sich nicht mit einer anderen Frau vorstellen.
»Ich sollte dich noch warnen, Malcolm. Ich werde herauskriegen, wer Georgia getötet hat. Gut möglich, daß das Ergebnis Prospero empfindlich stört. Ich werde keine große Rücksicht darauf nehmen.«
»Einen Moment mal. Was meinst du damit?«
»Ich meine einfach, was ich sage.«
»Nein, tut mir leid, Jane. Das kann ich nicht zulassen. Ich will nicht, daß irgend etwas der Auslieferung von Crystal in die Quere kommt. Da stehen Millionen auf dem Spiel, ich habe eine Menge Investoren. Offen gesagt, das kann ich mir nicht leisten.«
»Das ist Pech.«
»Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich habe dir gesagt, du sollst es aufgeben.«
Jane merkte, daß es ihm schwerfiel, ihr zu glauben, zu glauben, daß diese kleine blonde Frau, die er als Angestellte, als Handlanger, als Schachfigur auf seinem Schachbrett, als eine vielversprechende sexuelle Herausforderung und Eroberung für geeignet befunden hatte, ihm in geschäftlichen Dingen einen Strich durch die Rechnung machen würde. Diese Seite an ihm hatte sie noch nicht gesehen, und sie gefiel ihr nicht. Sein Gesicht war dunkel vor Zorn, die dicken Augenbrauen waren zusammengezogen, sein Mund schmal und verkniffen. Jane hatte Angst.
»Ich sagte, du unternimmst nichts, bis Prospero die Auslieferung über die Bühne gebracht hat. Du arbeitest für mich. So wird es laufen. Hast du verstanden?«
Jane stand auf, wickelte ihre ungegessenen Sandwiches wieder in die Plastikfolie ein und stopfte ihren Anteil an dem Essen in ihre Satteltasche. Sie sattelte ihr Pferd, packte das Halfter weg und stieg mit Schwierigkeiten auf. Malcolm saß immer noch auf der Decke und schaute jetzt zu ihr hoch, sein Gesicht war knallrot vor Wut. Er rührte sich nicht, um ihr Hilfestellung beim Aufsteigen zu geben. »Wo, zum Teufel, willst du hin? Ich will eine Antwort.«
»Diese Sitzung ist ja wohl beendet«, sagte Jane. »Tut mir leid, aber mir scheint, wir müssen uns darauf einigen, verschiedener Meinung zu sein.« Sie hielt ihre Stimme mit Mühe unter Kontrolle. Es fiel ihr schwer, selbst vor ihrer erhöhten Position auf dem Pferd, bei seinem Gesichtsausdruck und dem Wissen um den Schaden, den ihr ein wütender und feindlich gesonnener Malcolm Morton zufügen konnte, nicht vor Nervosität zu zittern. Sie brachte ein Lächeln zustande.
»Keine Sorge, ich werde nichts unternehmen, ohne es vorher mit dir abzusprechen. Ich werde so gut ich kann auf Prospero Rücksicht nehmen. An erster Stelle steht allerdings, daß ich
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