Eine mörderische Karriere
liebte Georgia. Glaubst du, daß das wahr ist?«
»Oh, Ariela betete Georgia an. Sie wünschte sich dieselbe Selbstbeherrschung, die Macht über Dinge, die Georgia hatte. Ariela ist eine Idealistin, sie sieht in jedem nur das Beste und beneidet die Leute schnell.«
»Ja«, sagte Jane, »sie sind sicherlich sehr verschieden. Schwer zu glauben, daß sie mit ein- und demselben Mann verheiratet waren. Die meisten Menschen fühlen sich immer wieder von demselben Typ angezogen.«
»Nun, diese beiden waren jedenfalls nicht derselbe Typ Mensch. Ariela ist ganz Gefühl. Nicht, daß sie nicht intelligent wäre, aber sie denkt eigentlich nicht ernsthaft über Dinge nach. Und Georgia war ein Mensch, der seinen Kopf gebrauchte, der Dinge bewegte. Sie hatte eine große Ausstrahlung. Georgia war zwar nicht schön, doch wenn sie sich im selben Raum wie Ariela befand, hätte man Ariela, sobald Georgia den Mund aufmachte, nicht mal mehr bemerkt.«
»Malcolm, Pat sagt, du hattest eine Affäre mit Ariela.«
»Eins muß man Pat lassen, sie hat keinerlei Hemmungen, über Dinge zu reden, die sie nichts angehen.«
»Hattest du?«
»Ich wüßte auch nicht, was es dich angeht.«
»Ariela würde es nichts ausmachen, wenn du es mir sagst, das weißt du. Ich werde sie fragen, dann wird sie es mir schon erzählen.«
»Es war bedeutungslos. Diese Dinge passieren. Eine Woche lang oder zwei bist du heftig verliebt, und dann kannst du dir nicht mehr erklären, was in dich gefahren war .«
»Und Georgia? Hast du mit ihr auch geschlafen?«
Er war verblüfft. Die Pferde blieben auf die unbewußten Signale ihrer Reiter hin stehen. »Georgia? Jane, was geht in deinem Kopf vor? Setzen wir uns, es ist fast Mittag. Wir essen unseren Lunch und gehen dieser Sache mal auf den Grund.«
Sie hatten den Pfad verlassen und waren auf die Straße eingebogen, die jetzt durch hügeliges, hier und da mit einem Wäldchen bestandenes Land führte. Sie ritten zu einem der Wäldchen, fanden eine ebene, schattige Stelle und banden die Pferde fest. Malcolm hatte eine Decke und einen leichten Lunch mitgenommen. Er mußte die ganze Zeit vorgehabt haben, an genau dieser Stelle haltzumachen, denn hier gab es einen kleinen Bach mit steinigem Grund, aus dem die Pferde trinken konnten und in dem er den Wein kühlen konnte. Er wickelte Sandwiches , kaltes Hähnchen, Obst und Kuchen aus.
»Also jetzt zu Georgia«, sagte er. Jane konnte sehen, daß sie ihn durch die Frage gekränkt hatte. Er flirtete nicht mehr. Er war verärgert. Auf der Hut. » Laß es mich so sagen — ich habe Georgia respektiert, sie war eine Kollegin. Georgia und ich arbeiteten zusammen an etwas, das eine ganz große Sache für mich werden könnte, wenn wir Erfolg haben, und ein verdammt teures Desaster, wenn es danebengeht. So habe ich über Georgia gedacht. Nur so.«
Jane überlegte, weshalb Malcolm die Idee, er hätte mit Georgia geschlafen, so beleidigend fand. Vielleicht weil sie häßlich war, oder vielleicht betrachtete er Georgia als seinesgleichen und von daher als nicht geeignet für eine Verführung. Im letzteren Fall konnte man sein Verhalten Jane gegenüber eher als Beleidigung denn als Kompliment werten. Doch Jane fragte sich, ob er nicht etwas verheimlichte. Würde er sonst so heftig auf den Gedanken reagieren, er und Georgia seien ein Liebespaar gewesen? Steckte vielleicht noch etwas anderes dahinter? Sie beschloß, versuchsweise zu bluffen.
»Ich dachte, du und Georgia, ihr wärt euch nicht einig gewesen. Ursprünglich versuchtest du doch, Crystal hinauszuschieben, weil Ivor, Red und Catherine dich davon überzeugten, es sei noch nicht fertig. Doch der Rest von Prospero stand hinter ihr und der Idee, sofort auszuliefern. Bei ihrer Persönlichkeit hattest du da ein Problem. Sie war gegen die Verzögerung. War Georgia zu einem echten Hindernis für dich geworden?«
»Mir gefällt nicht, was du da sagst, Jane. Ich mag deine Andeutungen nicht. Natürlich hatten Georgia und ich unsere Meinungsverschiedenheiten. Vielleicht habe ich wirklich zu einer Verzögerung tendiert, zu einer gewissen Zeit. Aber am Ende sah ich ein, daß wir es auf Georgias Art machen mußten. Ich gelangte zu der Einsicht, daß diese Frau mehr Mut hatte als wir alle zusammen. Und ich gab ihr meine hundertprozentige Unterstützung.«
Er starrte Jane an. Jegliche Anziehung zwischen ihnen war dahin. Jane hatte ihn auf seinem eigenen Terrain herausgefordert, und das gefiel ihm nicht. Er ärgerte sich über sie, schaute
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