Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Titel: Eine Mutter fuer die kleine Cassie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Jane Sanders
Vom Netzwerk:
und lag mit weit aufgerissenen Augen da. Hellwach und an nichts anderes denkend als daran, dass neben ihm eine Frau schlief.
    Eine höchst begehrenswerte Frau.
    Es war Sharon, das durfte er nicht vergessen. Sie schien keinerlei Schlafprobleme zu haben.
    Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig und ließ ihn an Dinge denken, an die er besser nicht dachte.
    Er unterdrückte ein Stöhnen, verdrängte die unerwünschten Bilder und versuchte sich an die achtjährige Sharon zu erinnern. An das magere Mädchen mit den langen Armen und Beinen, an das schmale Gesicht mit den unzähligen Sommersprossen, ah die nicht zu bändigenden Locken, über die er sich immer lustig gemacht hatte.
    Aber er schaffte es nicht. Statt dessen dachte er an die braunen Augen, deren Blick ihn wärmte. An die seidigen rotbraunen Locken, die er an seinem Gesicht spüren wollte. Und an das Lächeln, das Eisberge zum Schmelzen bringen konnte. Kein kleines Mädchen, sondern von Kopf bis Fuß eine Frau und viel zu verführerisch.
    Er brauchte sich nur umzudrehen, nach ihr zu tasten, und schon würde er sie in den Armen halten.
    Grant wälzte sich auf den Bauch und presste das Gesicht auf das Kissen. Der Duft ihres Parfüms schien ihn einzuhüllen. Obwohl er sich schon am Bettrand festhielt und befürchten musste, irgendwann auf dem Fußboden zu landen, spürte er ihre Wärme wie eine stumme Einladung, die zugleich Sinnesfreuden und Seelenqualen versprach.
    Mit aller Kraft wehrte er sieh dagegen und schlief ein, aber nur um bald wieder aufzuwachen. Gegen vier Uhr dreißig gab er den Kampf auf. Auf Zehenspitzen schlich er ins Badezimmer, um zu duschen, und zog sich danach leise an. Dann huschte er wie ein Nachtgespenst durchs Haus und in die Küche.
    Dort lud er die Kaffeemaschine, stellte sich ans Fenster und starrte in die nur von Straßenlaternen unterbrochene Dunkelheit hinaus. Hier und dort flackerte ein Licht zu ihm herauf, wenn unten in Valdez ein Haus zum Leben erwachte. Frischer Schnee rieselte an der Scheibe hinab. Als der Kaffee fertig war, schaltete er die Lampe auf der Terrasse ein und setzte sich mit einem dampfenden Becher an den Tisch, um das immer dichter werdende Schneetreiben zu beobachten.
    “Noch immer ein Frühaufsteher, wie ich sehe.”
    Hughs leise Stimme ließ ihn herumfahren.
    “Wo ist Sharon?”
    “Noch im Bett”, antwortete Grant.
    “Ich verstehe”, erwiderte Hugh trocken. Grant fragte sich, ob er es wirklich verstand.
    “Ich weiß, es ist nicht leicht für euch … jetzt, da wir beide hier sind”, sagte Hugh. “Aber wir
    … wissen es zu schätzen.”
    “Ich tue es für Cassie”, erwiderte Grant.
    Hugh schien etwas sagen zu wollen, doch dann räusperte er sich nur und schaute zur Kaffeemaschine hinüber.
    “Darf ich mich auf einen Kaffee zu dir setzen?”
    Obwohl Grant und Hugh bei früheren Besuchen oft im Morgengrauen zusammen einen Kaffee getrunken hatten, wollte Grant jetzt nicht so tun, als wäre zwischen ihnen alles in Ordnung. Hugh wollte ihm Cassie wegnehmen, das konnte er nicht vergessen.
    “Bedien dich ruhig. Ich muss zur Arbeit”, sagte er.

    Er stand auf und verließ die Küche, bevor er ein schlechtes Gewissen bekam. Bevor er sich fragen konnte, warum Hugh einen frühmorge ndlichen Waffenstillstand wollte, obwohl er den Krieg begonnen hatte.
    Sharon drehte sich auf den Bauch, schlang die Arme um das Kissen und verbarg das Gesicht darin. In einem Kissen, das nach Grant duftete. Sie sog ihn ein, bis ihr klar wurde, was sie tat.
    Dann schoss sie hoch, mir weit aufgerissenen Augen und wild klopfendem Herzen. Ihre Wangen brannten. Grant war nirgends zu sehen. Sein Schlafanzug lag vor der Kommode auf dem Fußboden. Sie warf einen Blick auf die Uhr neben dem Bett und murmelte eine Verwünschung. Sie hatte viel länger geschlafen, als sie sich vorgenommen hatte.
    Hastig nahm sie ihre Sachen aus dem Schrank und der Kommode und eilte ins Bad, um kurz zu duschen und sich anzuziehen. Im Haus herrschte eine ungewohnte Stille - weder von Cassie oder Brittany noch von Hugh oder Dorothy war etwas zu hören. Und von Grant auch nicht.
    Dorothy saß am Küchentisch und trank Kaffee. “Cassie und Hugh machen mit Brittany einen Spaziergang. Grant ist früh zur Arbeit gefahren. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich mir schon einen Kaffee genommen habe”, sagte sie förmlich. Ihr Blick war kühl und wachsam, alles andere als herzlich.
    Sharon kam es vor, als würde sie einer Prüfung unterzogen. “Natürlich nicht”,

Weitere Kostenlose Bücher