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Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Titel: Eine Mutter fuer die kleine Cassie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Jane Sanders
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wissen, dass Sharon keine Kinder in die Welt setzen konnte.
    Als Grant an diesem Abend das Schlafzimmer betrat, war Sharon gerade dabei, ihr Kostüm in den Schrank zu hängen. “Tut mir leid, dass ich nicht früher hier war”, sagte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. “Ich bin auch gerade erst gekommen. Dorothy und Hugh wollen uns zum Abendessen einladen.”
    Sie drehte sich zu ihm, zögerte, als wollte sie noch etwas sagen, ging zur Tür und machte kehrt. Dann stand sie vor ihm. Ihr Blick war ernst, und er straffte die Schultern.
    “Warum hat du mir verschwiegen, dass du und Catherine euch scheiden lassen wolltet?”
    fragte sie scharf.
    Die Frage traf ihn wie ein Faustschlag in die Magengrube und raubte ihm sekundenlang den Atem.
    “Ich finde nicht, dass ich so etwas aus zweiter Hand erfahren sollte.“
    “Du wusstest, dass wir Probleme haben.”
    “Ja, aber Probleme bedeuten nicht unbedingt, dass man sich scheiden lässt”, entgegnete sie.
    Er holte tief Luft. “Was genau wolltest du denn wissen?” fragte er leise. Sie standen sich dicht gegenüber, und ihr Duft stieg ihm in die Nase. “Dass ich meine Frau unglücklich gemacht habe? Dass ich nichts tun konnte, um meine Ehe zu retten?”
    Das Schuldgefühl war unerträglich. Er wich Sharons Blick aus, denn er brachte es nicht fertig, die Enttäuschung zu sehen, die sich in ihren Augen spiegeln musste.
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Ich weiß nicht, was zwischen dir und Catherine vorgefallen ist, Grant. Ich weiß nur, dass du nicht für das Glück anderer Menschen verantwortlich bist. Du kannst dazu beitragen, du kannst es verringern, aber letzten Endes ist jeder selbst für sein Glück verantwortlich. Das gilt natürlich nicht für kleine Kinder, aber Catherine war kein Kind mehr.”
    “Du weißt nicht, wovon du redest.”
    “Dann solltest du es mir vielleicht erklären”, sagte sie.

    Ihre Hand lag noch immer auf seiner Schulter. Er hätte sie abschütteln und davongehen können. Er tat es nicht. Sie hatte ein Recht, die ganze Wahrheit zu erfahren.
    “Catherine hasste Alaska”, gab er widerstrebend zu. “Sie hasste Alaska, und als ich mich weigerte, von hier fortzuziehen, fing sie an mich zu hassen.” Die Worte kamen erst langsam und zögernd, dann immer schneller. “Sie wollte sich von mir scheiden lassen, doch dann erfuhr sie, dass sie krank war. Sie warf mir vor, dass ich sie unglücklich gemacht hatte. Dass ich an ihrer Krankheit schuld sei. Dass ich dafür verantwortlich war, dass sie Krebs bekommen hatte.”
    Sharon brachte kein Wort heraus.
    Leise fuhr er fort. “Obwohl ich weiß, dass das nicht stimmt, frage ich mich manchmal, ob sie die Krankheit überlebt hätte, wenn sie glücklicher gewesen wäre.”
    Er rieb sich die Augen, und seine Stimme wurde heiser. “Nichts, was ich tat, war richtig.
    Nichts war gut genug. Gott weiß, ich habe wirklich alles versucht.” Er ballte die Hände zu Fäusten und zitterte am ganzen Körper. “Was wir an Liebe füreinander empfanden, starb lange vor Catherine. Sehr lange.”
    Er schloss die Augen und wünschte, er hätte den Mund gehalten. Ein kalter Schauer durchlief ihn, und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Er fühlte sich matt, nackt, ausgeliefert und unfähig, das Gefühl des Versagens zu unterdrücken, das ihn zu lahmen drohte.
    “Sie hat sich geirrt”, sagte Sharon mit ruhigem Nachdruck, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort kraftvoller. “Vielleicht mochte sie Alaska nicht, aber sie hat sich entschlossen, dich zu heiraten, obwohl sie wusste, dass ihr hier leben würdet. Es war ihre Entscheidung, Grant. Und sie ist geblieben. Niemand hat sie dazu gezwungen. Wenn sie Alaska … oder dich wirklich so sehr hasste, hätte sie gehen können. Und ich … ich kann nicht glauben, dass jemand einem anderen die Schuld an einer so rätselhaften Krankheit gibt. Ich kann nicht glauben …” Ihre Stimme versagte. Sie atmete tief durch. “Es tut mir leid, dass deine Ehe gescheitert ist”, schloss sie ruhig.
    Ihre Worte drange n durch den Panzer aus Schuld und Selbstverachtung, hinter dem er seine Gefühle verbarg.
    “Aber ich bin fest davon überzeugt, dass du nicht daran schuld warst. Zu einer guten Ehe gehören immer zwei. Und kein Mensch kann einen anderen glücklich machen. Das Glück liegt immer in jedem Menschen selbst, und jeder ist ganz allein dafür verantwortlich, es auch zu verwirklichen.”
    Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen, so schwer es ihm auch fiel.

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