Eine Mutter fuer die kleine Cassie
holte mehrmals tief Luft.
Ich bin Cassies Mutter geworden, sagte sie sich, und das ist etwas, was ich niemals bereuen werde. Und sie half einem guten Freund, ihrem besten Freund, aus einer schweren Notlage.
Dass sie Grant auch noch liebte, änderte daran gar nichts.
Wäre sie vernünftig, würde sie …
Nichts tun, gestand sie sich ein und schüttelte betrübt den Kopf. Nein, sie würde gar nichts unternehmen. Grant würde ihre wahren Gefühle niemals erfahren.
Am nächsten Abend blieb Grant länger im Büro und kam erst nach Hause, als Cassie längst im Bett lag. Er hatte es nicht gewollt, aber die Überstunden waren nötig gewesen, weil er am nächsten Morgen den Managern der Mutterfinnen seine Konzeption präsentieren sollte.
An der Garage brannte Licht, als er in die Einfahrt einbog. Doch das Haus war dunkel und still. Nach den stundenlangen Besprechungen war er zwar erschöpft, aber auch zu aufgekratzt, um sich sofort schlafen zu legen. Er massierte sich den verspannten Nacken, zog die Schuhe aus und schlich auf Socken in die Küche. Ohne das Licht einzuschalten, ging er an den Kühlschrank.
“Es ist noch etwas vom chinesischen Essen übrig”, sagte Hugh.
Überrascht wirbelte Grant herum. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
“Tut mir leid, falls ich dich erschreckt habe”, meinte sein Exschwiegervater. Er saß am Tisch, die Ellbogen aufgestützt, das Kinn auf den Händen. Die Lampe auf der Terrasse tauchte sein Gesicht in mildes Licht.
Er sah … älter aus. Grant konnte nichts gegen das schlechte Gewissen tun, das Hughs Anblick in ihm auslöste.
“Zuzusehen, wie es schneit, hat etwas Friedliches, finde ich”, sagte Hugh leise. Er wollte noch etwas sagen, tat es jedoch nicht. Ihre Blicke trafen sich. “Du und Sharon, ihr scheint euch gut zu verstehen”, sagte Hugh mit sanfter Stimme.
Grant hielt den Atem an. Worauf wollte Hugh hinaus?
Cassies Großvater zuckte mit den Schultern und rang sich ein Lächeln ab, das schnell verblasste. “Vermutlich hatten wir gehofft, etwas zu finden … Nun ja … Wir hatten wohl gehofft, dass ihr euch … nicht vertragt. Dass eure Ehe nichts als eine Farce ist.” Er schüttelte den Kopf. “Aber es ist nicht zu übersehen, dass ihr zwei euch sehr liebt. Es tut mir leid, dass wir euch so falsch eingeschätzt haben.”
Grant war schleierhaft, wie zum Teufel Hugh auf die Idee kam, dass Sharon verliebt war. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er konnte Hugh schlecht widersprechen und darauf bestehen, dass Sharon und er nur gute Freunde waren.
“Seit wir hier sind, habe ich viel nachgedacht”, fuhr Hugh fort. “Und mit Dorothy geredet.”
Er zögerte und räusperte sich. “Es ist nicht zu übersehen, dass Cassie Sharon liebt und …
glücklich ist.” Er senkte die Stimme. “Es ist nicht leicht, sich damit abzufinden, dass das Leben auch ohne unsere Catherine weitergeht, aber … wir wurden in letzter Zeit mit ein paar harten Wahrheiten konfrontiert.”
Sein Gesicht wirkte plötzlich eingefallen und erschöpft. Fast hätte Grant ihn gebeten aufzuhören.
“Wir müssen uns für viele Dinge bei dir entschuldigen, Grant. Nicht zuletzt dafür, wie wir uns verhalten haben, als Catherine krank war.” Er flüsterte nur noch.
Warum? wollte Grant fragen. Warum habt ihr euch von mir zurückgezogen, als Catherine krank war? Warum habt ihr mir die kalte Schulter gezeigt, als ich euch am meisten brauchte?
Warum wolltet ihr mir das Sorgerecht für meine Tochter wegnehmen? Und wie könnt ihr glauben, dass eine schlichte Entschuldigung ausreicht, damit ich euch das alles verzeihe?
Es waren nur Worte. Worte konnten den Schmerz nicht lindern, den er noch immer spürte.
Und doch … drehte er sich um und wäre fast zu Hugh gegangen. Er öffnete den Mund, um zu sprechen, und schloss ihn wieder. Er begann zu zittern. Nein, er konnte es sich nicht leisten, den Schmerz, den sie ihm damals zugefügt hatten, wieder aufleben zu lassen. “Vergiss es”, sagte Grant knapp, mehr an Verzeihung brachte er im Moment nicht über sich. Hugh wartete schweigend. Dann verließ Grant wortlos die Küche.
Sharon lag noch im Bett und las im Schein der Nachttischlampe. Grant blieb an der Tür stehen, bevor er sie leise hinter sich schloss.
“Hast du Hugh gesehen? Er wollte auf dich warten.” Sie legte das Buch zur Seite.
Er nickte nur.
“Habt ihr geredet?” fragte sie.
“In gewisser Weise. Ich meine … nicht richtig”, brachte er schließlich heraus.
“Ich finde, ihr
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