Eine Nachbarin zum Verlieben
war das, wie Segeln zu lernen, nachdem das Boot bereits gekentert war.
„Sei still! Ich brauche keine Hilfe!“
„Wer sagt denn, dass ich dir helfen will?“ Mike war immer noch damit beschäftigt, die Situation einzuschätzen. Nicht die verstopfte Toilette, mit der war alles klar. Die war das kleinste Problem. Was man von Amanda leider nicht behaupten konnte. Wenigstens heulte sie nicht. Jedenfalls nicht direkt.
Wie beiläufig erwähnte er: „Hinter der Toilettenschüssel befindet sich übrigens ein Absperrventil.“
„Glaubst du, das weiß ich nicht?“, zischte sie wütend. „Wo?“
„Dort hinten, links. Wenn du darunterkriechst, siehst du es. Dreh es zu – gegen den Uhrzeigersinn. Wenn es zu fest angezogen oder verrostet ist, könnte ich …“
„Fass ja nichts an! Ich erledige das. Und sag kein Wort mehr!“
„Okay.“ Mike war verblüfft. Seit Amanda und er einander zum ersten Mal gesehen hatten, hatte zwischen ihnen eine Spannung bestanden. Eine geradezu unwiderstehliche Anziehungskraft. Doch die war gerade im Bruchteil einer Sekunde verpufft.
Endlich konnte er relaxen und brauchte keine Angst mehr davor zu haben, sich in sie zu verlieben! Er hatte sich gerade selber davon überzeugen können, live und in Farbe: Sie war eine Zicke. Eine Hexe. Eine Xanthippe. Vollkommen unvernünftig und unlogisch.
„Wissen wir zufällig, was in dieser Toilette gelandet ist, obwohl es nicht dafür bestimmt war?“, fragte er vorsichtig.
„Ein Puppenschuh.“
„Ein Puppenschuh“, wiederholte Mike.
„Möglicherweise auch zwei. Molly musste auf die Toilette, während sie die Puppe anzog. Jetzt fehlen die Schuhe. Und all das“, Amanda gestikulierte hilflos, „hat unmittelbar danach begonnen.“
„Ich verstehe.“ Mike war vollkommen entspannt. „Amanda, ich weiß nicht, ob du eine Rohrreinigungsspirale besitzt, aber rein zufällig habe ich eine bei mir. Nicht dass ich vorhatte, sie zu verwenden. Vielleicht könnte ich sie dir ja leihen, wenn du das möchtest.“
„Ich weiß noch nicht einmal, wie so eine verdammte Rohrreinigungsspirale überhaupt aussieht! Hau jetzt endlich ab, Mike!“
„Gleich. Nur noch einen Augenblick. Erst zeige ich dir noch meine Spirale. Hier … siehst du? Dieses Ende sieht aus wie ein Korkenzieher. Das könntest du, rein theoretisch, in das Loch stecken und dann den Griff so lange im Uhrzeigersinn drehen, bis die ganze Feder im Loch verschwunden ist. Die Idee ist, die Verstopfung im Rohr zu erreichen und zu lösen.“
Amanda versuchte es. Beim ersten Mal gelang es ihr nicht. Sie rutschte ab und schrammte sich den Ellenbogen auf. Der Blick, den sie ihm daraufhin zu warf, war kaum weniger giftig als der Biss einer Kobra.
„Ich werde dir das nicht abnehmen“, versprach er mit erhobenen Händen, um sie zu überzeugen, dass er keine heimtückischen Absichten verfolgte. „Aber du könntest es doch noch einmal versuchen. Oder mehrmals. Falls du Lust hast. Und wenn das alles erledigt ist, dann solltest du deinen Ellenbogen mit etwas Eis kühlen.“
„Ich habe mich nicht verletzt.“
„Nein, natürlich nicht. Darauf wollte ich auch gar nicht hinaus. Ah … schau, jetzt geht es. Und wenn die ganze Spirale im Rohr verschwunden ist, könnest du – aber natürlich nur, wenn du willst – sie ganz langsam und vorsichtig wieder herausziehen. Wenn das noch nicht ausreicht, könntest du es anschließend noch einmal probieren.“
Gott sei Dank funktionierte es gleich beim ersten Mal, und an der Spirale hing ein Puppenschuh. Erstaunlich, wie viel Ärger so ein winziger Schuh zwei erwachsenen Menschen machen konnte!
Amanda begann etwas ruhiger zu atmen. Sie war zwar alles andere als entspannt, aber immerhin nicht mehr der fauchende, Feuer speiende Drachen von vor einer Viertelstunde.
„Okay, dann gehe ich jetzt. Ich wage mal zu behaupten, dass du keinen Wassersauger besitzt – warum solltest du auch. Mir steht meiner gerade im Weg herum, deshalb wäre ich dir sehr dankbar, wenn du ihn ein paar Stunden für mich aufbewahren könntest. Du darfst ihn gern benutzen, falls du ihn zufällig brauchen solltest. Ach ja, und bevor ich gehe, solltest du vielleicht das Wasser wieder anstellen. Erinnerst du dich noch an das Absperrventil? Jetzt drehst du es einfach in die andere Richtung.“
Sobald das Ventil wieder geöffnet war und Amanda testweise einmal erfolgreich gespült hatte und die Krise damit vorbei war, begann sie zu weinen.
Dieses Mal zog sich Mike zurück. Es gab
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