Eine Nachbarin zum Verlieben
sie. Und sie bemühte sich ehrlich. Wenn er daran dachte, wie er sie heute Morgen mit dem Heimwerkerbuch und vorher beim Malen und im Baumarkt gesehen hatte, dann konnte er nur den Hut vor ihr ziehen.
„Was ist?“, drängte sie. „Habe ich einen Fehler gemacht? Ist irgendetwas verkehrt an diesem Ding?“
„Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich finde es sensationell. Das hast du toll gemacht.“
Sie entspannte sich, ihr Lächeln kam zurück und war wieder so strahlend und entwaffnend wie zuvor. Und sexy. „Da bin ich aber erleichtert. Ich hatte keine Ahnung, was ich tat. Aber ich habe versucht, die richtigen Fragen zu stellen.“
„Die ganze Nachbarschaft wird dich beneiden.“
„Darum geht es doch gar nicht. Mir ist nur wichtig, dass ich meinen Rasen selber mähen kann, dass ich niemanden um Hilfe bitten oder dafür bezahlen muss. Nur das zählt.“
Mike ignorierte den bemitleidenswerten Zustand ihres und seines Rasens. Der würde sich schon wieder erholen. Und sollte jemand anders es wagen, ihr gegenüber eine negative Bemerkung zu machen, würde er denjenigen wohl töten müssen.
Als hätte Teddy plötzlich bemerkt, dass er nicht mehr im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand, wandte er sich an Amanda: „Weißt du was? Ich war heute beim Zahnarzt. Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben. Der Zahnarzt hat mich mit Wasser spritzen lassen. Das war wirklich cool.“
Mike riss erstaunt die Augen auf, als er Teddys kreative Version der Geschehnisse hörte. Männer schienen genetisch darauf programmiert zu sein, bestimmte Ereignisse oder Wahrheiten flexibel umzudeuten, wenn es galt, eine Frau zu beeindrucken, für die sie etwas empfanden.
Mist. Es wurde immer schwieriger abzustreiten: Nicht nur seinem Sohn war Amandas Meinung wichtig.
Mike hatte das Gefühl, immer tiefer und tiefer in Treibsand zu versinken. Und nirgends konnte er Halt finden.
Am Himmel zogen sich Gewitterwolken zusammen. In der Ferne war bereits Donnergrollen zu hören. Es würde eine stürmische Nacht werden. Amanda warf einen Blick auf das Nachbarhaus, als sie zu ihrem Auto lief.
In den vergangenen zwei Wochen hatte sie Mike nur im Vorbeigehen gesehen.
Bei solchen Gelegenheiten winkten sie einander freundlich zu. Einmal hatte Teddy bei ihr geklingelt und um zwei Eier gebeten. Ein anderes Mal hatte sie Molly mit einem frischen Erdbeer-Rhabarber-Kuchen hinübergeschickt.
Sie hatte seinen Rasen gemäht. Mike hatte Angebote für einen Elektrozaun in ihren Briefkasten geworfen.
Eines Abends war Thom vorbeigekommen und hatte einen Streit über das Sorgerecht für Molly angezettelt. Sie waren auf die Terrasse gegangen, damit Molly sie nicht hörte. Kurz darauf tauchte Mike mit einem Bier auf seiner Terrasse auf, obwohl sie wusste, dass er sich um diese Zeit normalerweise im Fernsehen die Nachrichten ansah. Kein Zweifel, dass er schneller als der Blitz auf ihrer Terrasse gestanden hätte, wenn Thom die Beherrschung verloren hätte.
Umgekehrt wachte auch sie unsichtbar über ihn. Zum Beispiel hatte sie Teddys Bein verbunden, als er auf dem Asphalt vor dem Haus gestürzt war.
Sie kümmerten sich umeinander und gingen sich gleichzeitig aus dem Weg. So konnte es nicht ewig weitergehen. Aber eigentlich verhielten sie sich doch nur vernünftig und erwachsen. Warum ein Risiko eingehen?
Amanda stellte den Scheibenwischer auf die höchste Stufe und warf einen Blick auf ihr Navigationssystem. Sie musste aufhören, ständig an Mike zu denken. Ihr Vater hatte Molly mit ins Naturkundemuseum genommen, und – Sturm hin oder her – sie musste den so gewonnenen Tag nutzen. Aus Juni wurde schon bald Juli. Sie hatte sich zwar bereits gründlich über Vorschulen und Kinderärzte informiert, doch bei denen, die in die engere Wahl kamen, stand noch ein Lokalaugenschein an.
Zehn Minuten später hielt sie auf dem Parkplatz der kleinen privaten Vorschule, die ihr empfohlen worden war. Sie rannte ohne Regenschutz die paar Schritte von ihrem Wagen zum Eingang und wurde dabei klatschnass.
Natürlich hatte sie telefonisch einen Termin vereinbart, damit sie mit einer der Erzieherinnen sprechen und sich die Räumlichkeiten ansehen konnte. Denise, eine freundliche junge Frau, erwartete sie bereits. Ihr Lächeln war Amanda sofort sympathisch und ließ auf Freude an ihrem Beruf und viel Geduld mit ihren Schützlingen schließen.
Auch ansonsten gefiel ihr, was sie sah. Es gab ein Spielzimmer, ein Musikzimmer und ein Mal- und Bastelzimmer mit bunt
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