Eine Nachbarin zum Verlieben
hängen.
Mike war wach! Im fahlen Mondlicht erkannte sie schwach seine große, dunkle Silhouette. Doch es war unwahrscheinlich, dass er sie auch sehen konnte, obwohl er suchend in ihre Richtung zu schauen schien. Abrupt wandte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Ihr Herz begann zu hämmern und hörte nicht mehr auf. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Sie schluckte schwer.
Seine Einsamkeit rührte sie an. Eine unsichtbare Einsamkeit, die niemand sehen sollte und die er niemals zugeben würde.
Er hatte zu ihrem Haus geblickt, zu ihren Fenstern. Ausschau gehalten nach ihr. Auch wenn er nicht die Absicht hatte, je weiterzugehen.
In diesem Augenblick geschah etwas mit Amanda. Sie wusste nicht genau, was, sie fühlte sich nur plötzlich so seltsam. Und wütend. Und ungeduldig.
Spontan fasste sie einen Entschluss. Hastig bürstete sie sich die Haare, putzte sich die Zähne und grub in den Kisten in der Abstellkammer nach dem Babyfon, das sie verwendet hatte, als Molly noch klein gewesen war.
Barfuß lief sie nach draußen, das Gras ungewohnt und feucht unter ihren Fußsohlen.
Bevor sie Angst bekam und es sich anders überlegte, rannte sie die Stufen zu Mikes Terrasse hoch und schlüpfte ohne anzuklopfen durch die Terrassentür ins Haus.
Schon beim ersten Schritt stieß sie sich im Dunkeln den großen Zeh – wahrscheinlich an einem Spielzeug – und schrie dabei vor Schmerz und Schreck so laut auf, dass sie das Gefühl hatte, das ganze Haus geweckt zu haben. Doch Mikes „Wachhund“ gab keinen Ton von sich. Gut zu wissen, dass man sich auf ihn verlassen kann, dachte sie amüsiert.
Mike konnte auf keinen Fall schon schlafen. Es war noch keine zehn Minuten her, dass sie ihn am Fenster gesehen hatte. Doch trotz des Krachs, den sie gemacht hatte, ließ er sich nicht blicken.
Als sie einen schmalen Streifen Licht unter einer der Türen durchscheinen sah und schließlich Wasser rinnen hörte, war ihr auch klar, wieso: Mike duschte gerade.
Sie benahm sich vollkommen verrückt, das war ihr bewusst. Ganz anders, als es ihrem Charakter entsprach. Sie ging ein Risiko ein, vor dem ihr angst und bange war.
Theoretisch war das, was sie vorhatte, ein Riesenfehler. Theoretisch.
Sie atmete tief durch, und dann öffnete sie vorsichtig die Badezimmertür. Der ganze Raum dampfte, sowohl die Spiegel als auch die gläserne Duschkabine waren komplett beschlagen. Auf dem Waschtisch wartete ein großes graues Duschtuch. Kein Zweifel, Mike stand unter der Dusche. Sie konnte ihn prusten hören, auch wenn er nicht zu sehen war.
Sie legte das Babyfon neben das Waschbecken, zog ihr Top über den Kopf und schlüpfte aus ihrer weißen Hose. Dann nahm sie allen Mut zusammen, öffnete die Tür der Duschkabine und trat hinein.
Mike stand mit dem Rücken zu ihr, doch der kalte Luftzug, der sie begleitete, brachte ihn dazu, sich umzudrehen. Er hatte Shampoo in den Haaren und Wasser in den Augen.
Er erschrak. Aber der Schock dauerte nicht länger als eine Millisekunde an. Am Anfang dachte er an etwas ganz anderes als Sex – wenn Amanda ihn aus der Dusche holte, bedeutete das vielleicht, dass einem der Kinder etwas zugestoßen war. Doch ein Blick auf sie, und er verstand. Sein Körper passte sich der neuen Lage sehr rasch an.
Noch bevor sie näher kommen konnte, hatte er sie schon an sich gezogen und die Duschtür hinter ihr geschlossen. Sie brauchte nicht zu erklären, warum sie hier war, das wusste er auch so. Schneller, als sie den Mund öffnen konnte, fanden sich ihre Lippen zu einem heißen Kuss.
Hätte sie geahnt, dass sie heute eine solche Verrücktheit begehen würde, hätte sie ihren schwarzen Spitzen-BH und den dazu passenden Slip angezogen, sicher nicht dieses uralte, blassgelbe Set, das sie heute trug.
Aber gut, die Sachen hingen nach spätestens zwei Sekunden ohnehin wie nasse Lappen an ihrem Körper. Und bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, war der BH auch schon verschwunden – Mike hatte ihn in hohem Bogen aus der Dusche geworfen.
Sie bekam warmes Wasser ins Gesicht und schloss die Augen, während Mike sie küsste und gegen die warme Duschwand drückte. Er presste ihre Hände gegen die Fliesen und rieb seinen Körper an ihrem. Als er seine Lippen von ihrem Mund losriss, tat er es nur, um sich langsam ihren Hals entlang abwärts zu küssen.
Mike hob sie mühelos hoch. Amanda schlang die Beine um seine Hüften. Er stöhnte tief auf.
Alles fühlte sich so natürlich an, so richtig.
Ihr Herz öffnete
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