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Eine Nacht in Bari

Eine Nacht in Bari

Titel: Eine Nacht in Bari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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gerade Doggen in Apartments. Eine einzigartige Erfahrung durchblätterte.
    Na gut, Doggen in Apartments habe ich mir ausgedacht, aber ich schwöre, dass in meinem Zimmer solche oder so ähnliche Bücher herumlagen.
    Auf derlei Entdeckungen folgten eindringliche Gespräche mit meiner Mutter, die mit der Zeit (als klar wurde, dass meine Entschlossenheit in diesem Fall echter war
als bei Projekten wie »Ich ziehe aus« oder »Ich will eine Dunkelkammer in der Toilette einrichten«) immer heftiger wurden.
    »Du solltest diese fixe Idee endlich aufgeben und dein Geld – das heißt unser Geld – nicht länger für diesen Unsinn ausgeben.«
    »Und warum?«
    »Weil du nie einen Hund haben wirst. In dieses Haus kommt k-e-i-n Hund! Ist das klar?«
    »Aber warum willst du das nicht?«
    »Es ist ja nicht so, dass ich es nicht will.« An diesem Punkt versuchte sie meistens, ihre Erregung nicht zu zeigen und argumentativ zu sein. »Ich weiß nun einmal, was es heißt, einen Hund zu haben. Man muss sich um ihn kümmern, muss ihn mindestens dreimal am Tag rausbringen. Er muss zum Tierarzt. Wenn er wo hinmacht, muss man es wegputzen.« Und dann erzählte sie mir, wie sie einmal, bevor sie geheiratet hatte, einen Hund weggeben musste, weil er bellte und die Nachbarn sich beschwerten, weil der Hund aggressiv geworden war und es so nicht weiterging.
    »Du kannst dir ja nicht vorstellen, wie du leidest, wenn du ihn weggeben musst.«
    »Warum sollten wir ihn denn weggeben? Ich würde mich um alles kümmern, und außerdem würde ich ihn abrichten, so dass er nie bellt und nicht in die Wohnung macht.«
    An dieser Stelle schaltete sich mein Vater ein, in der Rolle des bösen Polizisten. Unter anderem warnte er mich, mir falsche Hoffnungen zu machen für den Fall,
dass ich einfach einen kleinen Hund mit nach Hause brächte. Dieser Teil beinhaltete auch liebevoll ausgemalte Folgen – keine davon angenehm – für den Fall, dass ich mich nicht an die Abmachung hielte.

    Am Corso Cavour, Ecke Via Dante, direkt vor dem Caffè Saicaf, hielt jeden Morgen ein dreirädriger, rostiger, überladener Lieferwagen. Ihm entstieg ein kleiner, alter Mann mit einem pockennarbigen, bösartigen Mardergesicht. Er trug eine Schiebermütze und ein Halstuch, und aus seiner Nase ragten lange schwarze Haare. Er verkaufte Tiere am Straßenrand.
    Sein Gefährt glich einer kaputten, nach Stall stinkenden Arche Noah voller Wunder.
    Es gab Kaninchen, Tauben, Küken, Hühner und Hähne, deren Köpfe aus den Gittern winziger Käfige ragten; es gab Meerschweinchen, Gänse, Truthähne, Katzen, Kanarienvögel, Papageien und Ziervögel. Manchmal waren auch Füchse dabei, Wiesel, Igel, Eulen, die der Mann mit der Schiebermütze irgendwie in den Wäldern der Murgia gefangen hatte und die jetzt hilflos dort festsaßen, wie Emigranten aus einem fremden Land. Ich erinnere mich besonders gut an die Füchse, denn sie sahen so verzweifelt aus. Es war der Ausdruck von jemandem, der frei geboren ist und dumpf ahnt, dass ihn ein Leben in Gefangenschaft und der Tod im Gefängnis erwarten. Unter allen Tieren, die in der Falle stecken, machen mich Füchse wirklich traurig.
    Er hatte auch große Landschildkröten in seinem Fundus,
und vor ihnen hatte ich ein wenig Angst: Die Mäuler dieser Urgeschöpfe sahen so böse aus. Alle mögen Schildkröten, aber ich hatte das Gefühl, wenn ich in ihre feindseligen kleinen Augen sah, dass ich ihre wahre, fremdartige und finstere Natur erkannte. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mir alle Tiere dieser Arche gekauft, bis auf die Hühner, die mir zu dumm waren, und die Schildkröten, die ich für böse hielt.
    Hin und wieder waren auch Welpen dabei.

    Es war an einem Märzmorgen, ich war in der sechsten Klasse, und an jenem Tag war Streik. Mein Freund Marco und ich waren nicht zur Schule gegangen und hatten auch keine Lust zu demonstrieren, also kauften wir uns ein Stück Focaccia und machten einen Spaziergang. Von der Grünanlage der Piazza Garibaldi gingen wir den ganzen Corso Vittorio Emanuele hinunter, am Motta-Hochhaus vorbei und bogen dann in den Corso Cavour ab. An dieser Stelle sagte ich wie immer, dass wir bis zum Caffè Saicaf gehen könnten und dort gucken, ob der Alte mit den Tieren da war. Marco, der meine Obsession tolerierte, obwohl er sie nicht teilte, zuckte die Achseln, als wollte er sagen, meinetwegen.
    Der dreirädrige Karren stand tatsächlich da. Der Mann hantierte gerade mit Käfigen, und neben ihm auf dem Boden stand ein mit

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