Eine Nacht ist nicht genug
Erwachsenenlebens“, erklärte Emily. „Du solltest sie deswegen nicht verurteilen.“
Doch Luca kniff missbilligend die Augen zusammen.
„Und was ist mit deiner Freiheit? Was hast du gemacht, als du achtzehn warst?“
„Bei mir lagen die Dinge anders. Ich bin froh, dass Kate nicht die Probleme hatte, die sich mir damals stellten.“ Kate hatte schnell Freunde gefunden, arbeitete hart und genoss das Leben. Und warum auch nicht?
„Das mag sein. Aber sie zeigt sich dir gegenüber nicht gerade loyal“, stellte Luca fest.
„Ich habe ihr gesagt, dass sie gehen soll.“ Emilys Ziel hatte immer darin bestanden, der jüngeren Schwester zu helfen, das Nest zu verlassen und ein eigenständiges Leben zu führen. Nur war ihr nicht klar gewesen, wie bald dies geschehen würde.
„Sie hätte es trotzdem nicht tun sollen“, beharrte Luca. „Ihre Familie sollte ihr wichtiger sein.“
Der Teil von Emilys Herz, der angesichts von Kates Verhalten schmerzte, stimmte ihm voll und ganz zu. Doch konnte sie nicht zugeben, dass Kate Fehler gemacht hatte. Dafür war ihre Loyalität zu stark.
Festzustellen, dass ihre kleine Schwester nun erwachsen war und sie nicht mehr brauchte, tat Emily in der Seele weh. Aber Luca brauchte sie nicht noch darauf hinzuweisen. Und überhaupt, was tat er hier?
„Ich war in Mailand“, erklärte Luca unvermittelt, als er den Schatten in Emilys Blick bemerkte. Er hatte sie nicht verletzen, sondern nur wissen wollen, wie es ihr gehe. „Ich bin gestern Abend spät nach London zurückgekommen.“ Etwas anderes verschwieg er: nämlich dass er fast eine Woche früher als geplant hergekommen war, weil er es nicht mehr hatte erwarten können, sie wiederzusehen. Sein ganzer Körper sehnte sich danach, sie an sich zu ziehen. Er wollte wieder das leidenschaftliche Feuer in ihren Augen sehen – nicht den Schmerz, der sich jetzt darin spiegelte.
Doch Emily war distanziert. Vielleicht hätte Luca Kate nicht erwähnen sollen, doch er hatte kaum glauben können, was sein Bekannter ihm berichtet hatte: dass sie einfach mit ein paar anderen Möchtegernstars zusammengezogen war und ihre Schwester im Stich gelassen hatte. Luca hatte die beiden von seinem Chauffeur am Flughafen abholen lassen, damit sie sicher in ihre Unterkunft gelangten. Aber vor allem hatte er herausfinden wollen, wo Emily wohnte. Denn tief im Innern hatte er die ganze Zeit gewusst, dass er sie wiedersehen musste.
„Nach London zurückgekommen?“, wiederholte Emily kühl. „Ich dachte, du lebst in Italien.“
Voller Reue erwiderte Luca: „Ich lebe hauptsächlich in London, verbringe aber auch viel Zeit in Mailand und fahre manchmal von dort aus nach Verona.“
„Wieso hast du mir das nicht schon früher erzählt?“
„Dafür war ja kaum Zeit.“ Das war eine lächerliche Entschuldigung, wie Luca selbst wusste.
„Und warum hast du mich nicht mal nach meiner E-Mail-Adresse oder meiner Telefonnummer gefragt?“ Zartrosa Flecken bildeten sich auf Emilys Haut.
„Ich wollte, dass es vorbei ist.“ Auch Lucas Herz schlug stärker. Er konnte den Blick einfach nicht von Emily abwenden.
„Warum bist du dann jetzt hier?“, fragte Emily, und er konnte spüren, wie sie bebte.
„Weil ich dich vermisst habe.“ Luca spürte die Anspannung im ganzen Körper, als er seine Sehnsucht eingestand. Er wusste, wie perfekt ihr Körper mit seinem verschmolz, und musste sich zusammenreißen, um sie nicht an sich zu ziehen.
„Und?“ Funkelten ihre smaragdgrünen Augen vor Ärger oder vor Leidenschaft?
„Und weil ich dich wiedersehen wollte“, erwiderte Luca, denn er konnte einfach nicht anders.
„Du bist also ganz eigennützig?“ Emily warf den Kopf in den Nacken und funkelte ihn an.
„Eigennützig?“ Luca erwiderte ihren Blick, ohne zu blinzeln.
Sie schloss die Augen. „Emotional …“, verbesserte sie sich leise.
In Verona war es ein emotionaler, wunderschöner Nachmittag gewesen. Und Luca fand sich keinesfalls eigennützig – schließlich hatten sie es beide gewollt und taten es noch immer. Jetzt musste er Emily nur dazu bringen, das zuzugeben. Er wollte nur noch eine leidenschaftliche Liebesstunde mit ihr, mehr nicht. So ungern er es zugab, einmal war nicht genug gewesen. „Wenn du Ja sagst, können wir so etwas noch einmal erleben, Emily.“
Emily versuchte, gegen das Gefühl tiefer Zufriedenheit anzukämpfen, das sie erfüllte. Luca begehrte sie also noch immer. Deswegen war er zu ihr gekommen. Wegen unablässiger,
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