Eine Nacht, Markowitz
Ratschlag seines Freundes. Alle paar Wochen fuhr er weg, um seine Leidenschaft bei der Frau aus Haifa zu befriedigen, aber kaum hatte er wieder einen Fuß ins Haus gesetzt, versteifte sich sein Glied freudig und erwartungsvoll.
Dagegen wurde Seev Feinbergs Glied immer schlaffer. Hatte sein Schnauzer sich früher beim Anblick jeder runden Brust und jedes knackigen Hinterns gekräuselt, ließ ihn derlei jetzt völlig kalt. Nur wenn er eine schwangere Frau zu Gesicht bekam, leuchteten seine Augen wieder, und er musterte sehnlich ihren Bauch. War er früher stolz darauf gewesen, dass er niemals ein Mädchen in Schwierigkeiten gebracht hatte, zwar mit allen schlief, aber keiner etwas anhängte, machte er sich jetzt langsam Sorgen, dass es womöglich nicht seine Vorsicht gewesen war, die ihn vor ungewollter Vaterschaft geschützt hatte, sondern etwas anderes. Und dieser Gedanke war derart bedrohlich, dass er in seinem Innern eine Bosheit freisetzte, die er bei sich nicht vermutet hätte und die nun voll auf Sonia zielte. Er verhöhnte sie bei jeder Gelegenheit und verbrachte seine Nächte lieber auf Wache als im Ehebett. Wenn sie redete, schweiften seine Augen durchs Zimmer, und wenn sie lachte, warf er ihr einen Blick zu, der ihre Stimme wie einen abgeschossenen Vogel absacken ließ. Bella sah Sonias Schmerz und war wütend. Schließlich suchte sie Feinberg bei der Feldarbeit auf. »Du hast dir eine Löwin zum Heiraten ausgesucht, und jetzt verwandelst du sie in eine gerupfte Henne. Warum?«
Seev Feinberg starrte sie verblüfft an. Die weinende Schönheit, die er gekannt hatte, war verschwunden, und an ihrer Stelle stand da eine Frau mit großem Bauch und geröteten Wangen, funkelnden Augen und geballten Fäusten. »Es gibt Dinge, Bella, die nur Mann und Frau angehen.«
»Nicht in dieser Moschawa, Feinberg. Den Boden bestellt hier vielleicht jeder Bauer für sich, aber alles andere macht ihr gemeinsam. Wer wüsste das besser als ich.« Seev Feinberg legte seine Hand auf ihre Faust. »Geh nach Hause, Bella, diese ganze Anstrengung ist nicht gut fürs Baby.« Das letzte Wort hatte er so traurig ausgesprochen, dass Bella eine Gänsehaut bekam.
Jakob Markowitz’ ständige Erektion kam schließlich dem Irgun-Vizechef zu Ohren. »Nicht die richtige Zeit und nicht der richtige Ort«, dröhnte der verehrte Befehlshaber. »Dieses Land ist auf dem Weg in den Krieg, und unser Waffenschmuggler im Norden, ein Mann, den wir gerade seiner Unauffälligkeit wegen mit der Pinzette herausgefischt haben, läuft mit einer Latte in der Hose herum?!« Michael Katz nickte und bemerkte, er beabsichtige schon lange, Jakob Markowitz dauerhaft aus den Reihen der Irgun auszuschließen, wegen des immer noch ungelösten Skandals um seine Ehe. Doch der Irgun-Vizechef fand, Eheprobleme und Pistolen seien zwei verschiedene Paar Pantoffeln. »Jakob Markowitz verbannen ist schön und gut in Friedenszeiten, aber nicht kurz vor Kriegsausbruch. Kümmere dich um sein Problem und schick ihn zum nächsten Einsatz.« Michael Katz verließ schimpfend und fluchend das Hauptquartier. Er konnte vier Sprachen sprechen und so tun, als spräche er acht. Er konnte mit geschlossenen Augen eine Pistole auseinandernehmen und sie einhändig wieder zusammensetzen, wenn man ihm den anderen Arm auf dem Rücken fesselte. Aber weder wusste er noch wollte er wissen, wie man mit einem Problem dieser Sorte umging.
Schließlich kaufte er Bindfaden, knotete eine Schlinge hinein und machte sich auf zur Moschawa. Als Jakob Markowitz ihm die Tür öffnete, erkannte er sofort die Größe des Problems. Jakob Markowitz war nicht mehr die Unscheinbarkeit in Person. Selbst hinter einer Theke stehend hätte man seinem knallroten Gesicht noch angesehen, dass er unsittliche Gedanken wälzte.
»Das interessiert mich nicht, Markowitz«, sagte Michael Katz und deutete abfällig auf die Hose des Bauern. »Ein Depot muss nach Metulla verlagert werden, und du wirst es tun. Also nimm das hier«, Katz warf Markowitz den Bindfaden zu, »und binde fest, was festgebunden werden muss. Heute Nacht machst du dich auf den Weg.«
»Meine Frau steht vor der Niederkunft«, sagte Markowitz. »Ich bleibe hier.«
»Hoffen wir, dass das Kind mal so gut reimen kann wie sein Vater«, erwiderte Michael Katz und erzählte Jakob Markowitz von dem Tel Aviver Dichter, mit dem Bella volle zwei Jahre das Lager geteilt hatte. »Was für ein fantastisches Paar die waren, sie mit ihren langen Beinen und er mit seinen
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