Eine Nacht mit Folgen
Babys nach einer Mahlzeit.
"Du wirst also kein Kindermädchen einstellen?" fragte Serena.
"Vielleicht stelle ich eines ein", erwiderte er. "Aber nur für alle Fälle, damit sie einmal einspringen kann. Vorrangig werde ich mich ums Kind kümmern."
Sie runzelte die Stirn und schwieg einen Moment. "Ich habe vor, das Kind einige Stunden in eine Tagesstätte zu geben. Aber erst, wenn ich im September zu studieren beginne."
"Studieren?" wiederholte er überrascht. Sie hatte nie etwas davon erwähnt. Er wusste nur, dass sie im Moment nicht die Universität besuchte.
"Ja, ich will mich für das Wintersemester bewerben."
Sie erklärte ihm kurz, dass für sie nur die Universitäten in San Francisco und Umgebung in Frage kamen. Obwohl sie noch von keiner Universität eine Zusage erhalten hatte, war sie zuversichtlich, dass sie einen Platz bekommen würde.
Graham hörte den Enthusiasmus aus ihrer Stimme heraus und fand die Idee ebenfalls großartig. "Ich werde während der Vorlesungen auf das Kind aufpassen", bot er sich an.
"Aber die Vorlesungen finden an Werktagen statt."
"Kein Problem."
"Während deiner Arbeitszeit."
"Na und?"
"Graham." Sie schaute ihn an. "Bist du dir überhaupt im Klaren darüber, worauf du dich einlässt? Was ist mit deinem Unternehmen? Du wirst nicht auf das Baby aufpassen und gleichzeitig deine Arbeit erledigen können."
"Jake wird sich um meine Geschäfte kümmern, wenn ich verhindert bin. Jake ist mein Assistent, meine rechte Hand. Er ist ein Finanzgenie und hat sich ausgezeichnet eingearbeitet. Ich vertraue ihm absolut. Ich hatte sowieso vor, in den nächsten Jahren ein wenig kürzer zu treten."
Sie sah ihn mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Warum? Warum solltest du so etwas tun?"
"Weil ich unser Kind heranwachsen sehen will. Damit ich ein guter Vater bin."
Er konnte sehen, wie angespannt sie wirkte, und wusste, dass er für heute dieses Thema abschließen sollte. Er musste ihr erst einmal Zeit geben, über alles, was er ihr gesagt hatte, nachzudenken.
Trotzdem haben wir heute Fortschritte gemacht, dachte er.
Und irgendwann würde er sie ganz davon überzeugt haben, dass ein Kind seinen Vater brauchte. Er hatte sogar das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern würde.
Serena saß auf der Couch. Die Vase mit den Orchideen hatte sie zur Seite geschoben, und Unterlagen für eine Universität, für die sie sich noch zusätzlich bewerben wollte, waren auf dem Couchtisch ausgebreitet. Es war Samstagmorgen, und sie saß bereits eine Stunde hier. Sie wäre gern noch ein wenig länger im Bett geblieben, hatte aber einfach nicht mehr einschlafen können.
Sie rieb sich die müden Augen. "Ich würde jetzt alles für eine Tasse Kaffee geben", sagte sie zu Meg, die neben ihr im Sessel saß und Zeitung las.
"Ich auch", erklärte Meg.
Sie hatten beide beschlossen, während der Schwangerschaft kein Koffein mehr zu sich zu nehmen. Meistens kamen sie damit ganz gut zurecht, aber Serena hatte in der letzten Zeit so wenig geschlafen, dass sie einen kleinen Koffeinkick gut gebrauchen könnte.
Sie war kaum in der Lage, sich auf ihre Bewerbung zu konzentrieren. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem gestrigen Spaziergang mit Graham zurück.
Die wenigen Stunden mit ihm hatten sie verwirrt und bestürzt. Grahams Haltung hatte sich seit dem ersten Abend vor einer Woche, an dem sie sich wieder gesehen hatten, fast unmerklich verändert. Er pochte immer noch auf seine Rechte als Vater, aber er hatte aufgehört, über Verpflichtungen und Konsequenzen zu reden. Er schien nicht mehr nur aus reiner Verantwortung heraus zu handeln.
Stattdessen schien ihm das Kind und die Erfüllung seiner Vaterrolle wirklich am Herzen zu liegen. Auch er war interessiert an den Meilensteinen in der Entwicklung eines Kindes - wie der erste Schritt oder das erste Wort. Eben an den gleichen Dingen, über die Meg und sie bereits stundenlang diskutiert hatten.
Und als er spürte, wie das Baby sich in ihrem Bauch bewegt hatte, schien er zutiefst bewegt gewesen zu sein.
Auch sie war davon berührt gewesen. Als Graham seine große warme Hand auf ihren Bauch legte und dann das Kind strampelte, hatte eine unglaubliche Zärtlichkeit von ihr Besitz ergriffen. Es war ein sehr intimer, bewegender Moment gewesen. Fast als wenn sie eine richtige Familie wären.
Aber sie waren keine Familie, zumindest keine richtige. Und sie weigerte sich zu glauben, dass sie es jemals sein würden.
Unglücklicherweise hatte sie keine
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