Eine Nacht wie Samt und Seide
riskieren.
Was Russ von seiner Liaison mit Pris halten würde, wusste er nicht, und jetzt war auch nicht die Zeit, es herauszufinden, während sie alle drei in ein streng geheimes und gefährliches Abenteuer verwickelt waren. Dennoch schwor er sich, bei der nächsten passenden Gelegenheit seine Absichten - und vor allem deren Ehrenhaftigkeit - ihrem Bruder zu eröffnen. Es war nicht ratsam, Missverständnisse aufkommen zu lassen.
Pris und Adelaide hatten die gesellschaftlichen Verbindungen einen Vorwand verschafft, in Hillgate End vorzusprechen. Jetzt verhalfen sie ihm dazu, häufig nach Carisbrook zu fahren und Stunden dort zu verbringen. Barnaby kehrte aus London zurück, von neuem Eifer beseelt und mit den besten Wünschen aller ausgestattet, die er informiert hatte, Inspektor Stokes eingeschlossen; alle waren sich einig, dass die Gelegenheit, die gesamte Betrugsmasche zu vernichten, zu kostbar war, um sie ungenutzt vorübergehen zu lassen.
Pris und Patrick beharrten darauf, dass Russ unter keinen Umständen die einsam liegende Hütte allein aufsuchen sollte; zu dritt ritten sie jeden Morgen und jeden Nachmittag dorthin, sobald sie sich verhältnismäßig sicher sein konnten, dass Harkness und Crom selbst auf der Heide beschäftigt waren. Wie von Demon vorhergesagt tauchte eines Morgens Flick in Hosen und Jacke mit ihrem Mann an ihrer Seite auf. Sie hatte das Kommando bei dieser Trainingseinheit übernommen und Belle durch alle Schrittfolgen gehen lassen, dann Russ mit Lob überschüttet, ihn ermutigt und zahllose Tipps gegeben.
Als er Dillon später sah, hatte Demon brummend geäußert, dass Russ seiner Gattin praktisch zu Füßen gelegen habe - einen Platz, den, das wusste Dillon, Demon für sich beanspruchte.
Sie waren alle mit Feuer und Flamme bei der Sache und sich immer sicherer, dass ihr Plan aufgehen würde. Flicks offenes Eingeständnis, dass sie nie zuvor eine zweijährige Stute gesehen habe, die schneller gewesen wäre als Blistering Belle, hatte die unausgesprochene Sorge vertrieben, dass Belle trotz ihrer Bemühungen am Ende das Rennen verlieren könnte.
Nur Russ hatte keinerlei Zweifel an Beiles Sieg gehegt; Flicks Einschätzung war für alle anderen eine Erleichterung.
Nachdem sie sich auf die Einzelheiten des Tausches geeinigt hatten, hatte Dillon Stunden damit verbracht, die Stallburschen und Pferdeknechte auf Hillgate End zu schulen und auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Alle waren der Ansicht, dass sie am besten als kleine Gruppe auftraten; man kannte sie alle auf der Rennstrecke, in den umliegenden Ställen und den angeschlossenen Unterständen. An einem Renntag würde ihre Anwesenheit niemandem als ungewöhnlich auffallen, aber anders als bei Demons Leuten hatte keiner von ihnen eigentlich etwas dort zu tun.
Sie waren alle, bis auf den letzten Mann, den Caxtons gegenüber unbeirrbar loyal.
Dieser letzte Punkt war lebenswichtig. Es war unmöglich, vor ihren Helfern geheim zu halten, dass das, was sie vorhatten, gewöhnlich als ungesetzlich angesehen wurde, doch als Dillon ihnen in groben Zügen erläuterte, was er von ihnen wollte, ließen ihre Reaktionen keinen Zweifel daran, dass sie davon ausgingen, dass seine Gründe hieb- und stichfest waren, dass er trotz des gegenteiligen Anscheins nicht um einen Zoll vom Pfad der Tugend abgewichen war.
Für diese ohne Fragen gewährte Unterstützung war er dankbar, sie erfüllte ihn aber auch mit so etwas wie Demut. Ihr blindes Vertrauen bestärkte nur seine Entschlossenheit, dass am Mittag des zweiten Tages des Oktoberrennens der Austauschbetrug in Scherben liegen sollte.
Er und sein Vater hatten lang und breit diskutiert, ob sie die drei Stewarts des Jockey-Clubs einweihen sollten oder nicht -das Komitee, das die Rennen des Clubs und die Einhaltung der Regeln überwachte. Trotz des Risikos entschieden sie sich dagegen; keiner von ihnen war sich restlos sicher, ob man sich darauf verlassen konnte, dass diese Herren den Mund hielten.
Noch nicht einmal für ein paar Stunden am Morgen des Rennens.
Der erste Tag des Oktoberrennens dämmerte klar und schön herauf. Die Rennen an diesem Tag waren vor allem Schauläufe für die Fünf-, Sechs- und Siebenjährigen, gefolgt von einer Serie von privat gesponserten Rennen. Da das Wetter mitspielte, herrschte eine Atmosphäre wie bei einem Volksfest. Dillon, der General, Flick und Demon verbrachten den größten Teil des Tages an der Strecke. Als Honoratioren vor Ort wäre ihr Nichterscheinen ein
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