Eine Nacht wie Samt und Seide
kam um das Sofa herum an ihre Seite und griff nach ihrer Hand. Sein Blick glitt bewundernd über ihr smaragdgrün und altweiß gestreiftes Seidenkleid mit dem enthüllenden herzförmigen Ausschnitt, dann sah er ihr in die Augen, hob eine Braue. »Heute Abend kein Schal?«
Sie lächelte. »Den hielt ich nicht für nötig.«
Dillon war sich nicht sicher, ob er ihr darin zustimmte. Er legte sich ihre Hand auf den Arm und konnte nur hoffen, dass das Gedränge es vielen Männern unmöglich machte, die Reize zu betrachten, die von dem eng geschnittenen Oberteil und den dünnen, ihre Figur umschmeichelnden Röcken betont wurden. Der kräftige Farbton spiegelte die Farbe ihrer herrlichen Augen wider, und das Altweiß hob ihren sahnigen Teint hervor.
Ihr schwarzes Haar, wie gewohnt zu einer bezaubernden Löckchenfrisur aufgesteckt, krönte ihre dramatische Erscheinung, lenkte seinen Blick schließlich zu dem verletzlichen, überaus weiblichen Schwung ihres Nackens.
Es reichte schon, nur zu schauen, seinen Blick einen Moment verweilen zu lassen, und er ertappte sich bei der Überlegung, wie und wo im Haus er sie am besten eine Weile für sich allein haben konnte, um einmal mehr mit ihr intim zu werden.
Als spürte sie seine Gedanken, schaute sie auf und sah ihm in die Augen. Er las den gleichen Wunsch in ihrem Blick. Er bemühte sich nicht, sein Verlangen zu zügeln, die Reaktion zu verbergen, die sie einfach dadurch hervorrief, dass sie neben ihm stand; er ließ es sie sehen, ließ es sie spüren und begreifen.
Rasch bemerkte er: »Flick gestattet nur Walzer bei diesen Gesellschaften oder genauer gesagt, Demon ist nicht gewillt, etwas anderes zu dulden. Lady Helmsley winkt uns, lass uns zu ihr gehen, während die Musiker sich fertig machen.«
Lady Helmsley war entzückt über die Gelegenheit, ihm zu gratulieren und erneut mit Pris zu sprechen. Dann setzte die Musik ein, worauf sie Ihre Ladyschaft verließen, um die Tanzfläche zu betreten. Dillon zog Pris in seine Arme und widmete sich dem Ziel, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, was ihm so gut gelang, dass sie nach dem Verklingen der letzten Takte der Melodie dastand und verwundert blinzelte.
Dann richtete sie ihren Blick auf sein Gesicht, las seine Entschlossenheit. Ein verwirrter Ausdruck trat in ihre smaragdgrünen Augen; lächelnd geleitete er sie zu Lady Fortescue, einer Freundin seiner Mutter, die eigens zum Rennen angereist war. Von ihr ging es weiter zu Mrs Pemberton und Lady Carmichael.
Nie zuvor hatte er sich der Aufgabe, eine Dame völlig für sich einzunehmen, so hingebungsvoll gewidmet. Er war fest entschlossen, Pris so zu beeindrucken, dass sie nicht einmal nachdenken würde, wenn er sie bat, ihn zu heiraten. Wenn es nach ihm ginge, wäre sie dann zum Nachdenken nicht mehr in der Lage, leider konnte er sie nicht erst in aller Öffentlichkeit küssen. Denn wenn er das tat, dann könnte er am Ende selbst nicht mehr richtig denken. Nach letzter Nacht wollte er, dass seine Werbung so rasch wie möglich vorüber war, und zwar noch heute Nacht.
Daher behielt er sie an seiner Seite, beanspruchte kühn ihren Arm und führte sie vor aller Augen durch den Saal, als gehörte sie ihm bereits.
Sie tanzten zwei Walzer; er gestattete Russ, Demon und Lord Canterbury, ebenfalls mit ihr zu tanzen, sonst aber niemandem. Es gab eine Grenze für seine Duldsamkeit, eine Grenze für das, was er ihr an Freiheiten gestatten würde.
Es fühlte sich merkwürdig an, aber auch irgendwie richtig, dass er bei ihr nicht Herr seiner Impulse war. Alle gesellschaftliche Gewandtheit half ihm nicht, sich gegen die besitzergreifende Leidenschaft zu behaupten, die sein Verhalten diktierte.
Jahrelang hatte er die Auswirkungen dieses Leidens bei Demon beobachten können; obwohl er es sich nicht für sich gewünscht hatte, konnte er schwerlich behaupten, es träfe ihn nun überraschend, da er selbst davon befallen war. Er wusste, wo es herkam.
Und damit war er sogar völlig einverstanden.
Er wartete bis nach dem Abendessen; die Zeitspanne, in der die Gäste zurück zum Ballsaal schlenderten, war der perfekte Augenblick, sich davonzustehlen. Pris zum Rand des Ballsaales geleitend, blickte er über seine Schulter in die Menge, dann wandte er sich ihr zu.
Pris sah ihm in die Augen; sie hatte angenommen, die fürsorgliche Aufmerksamkeit, mit der er sie heute behandelte, läge daran, dass er wie sie erkannt hatte, dass sie heute Abend zum letzten Mal zusammen wären. Sie hatte es genossen, den
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