Eine Nacht wie Samt und Seide
Grases, dem Geruch der Leidenschaft, der ihren befriedigten Körpern anhaftete, spürten sie jeden Herzschlag des anderen. Hitze hielt sie noch umfangen, beschwichtigte ihre Sinne. Die Nacht um sie herum war tröstlich dunkel, als ihre Lippen sich erneut trafen.
So verweilten sie lange.
Gefangen am Scheitelpunkt zwischen Wirklichkeit und Traum.
Erfüllt von der unbeschreiblichen Freude, eins zu sein.
Er und sie. Wild und ungestüm.
In Dillons Kopf drehte sich immer noch alles, als er sich Stunden später in Solomons Sattel schwang und den schwarzen Wallach nach Hillgate End lenkte.
Die Leidenschaft heute Nacht hatte ihn aus heiterem Himmel getroffen.
Sie hatte ihn überrascht. Zum wiederholten Male.
Sie hatte ihn mit einer Leidenschaft gewollt und gebraucht, die so dunkel und stürmisch war wie seine; er hatte ihr nichts abschlagen können, hatte sie noch nicht einmal lang genug aufhalten können, um in Ruhe herauszufinden, was zu erfahren er heute Nacht gekommen war - nämlich das, was sie dachte.
Der Himmel wusste, wenn sie ihn so verführte, dann war denken das Letzte, wozu er in der Lage war. Er war sich nicht einmal sicher, dass sein Verstand im Augenblick überhaupt vernünftig funktionierte.
Was sie über sie beide, ihre Zukunft dachte, wollte er erfahren. Am liebsten unauffällig und subtil, aber wenn das nicht ginge, war er bereit gewesen, einfach zu fragen - die Worte auszusprechen, gleichgültig, wie verletzlich es ihn machte. Er musste es einfach wissen.
Dann aber erfasste sie diese unglaubliche Leidenschaft. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er blicklos vor sich in die Nacht und begann sich zu fragen, ob sie es ihm nicht doch vielleicht schon verraten hatte. Vielleicht fand sie wie er Worte unzureichend. Schließlich waren sie sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich.
Ob es diese Ähnlichkeit war, die der Grund für seine Gewissheit war, dass sie die Eine für ihn war. Sie verstand ihn besser, als sonst jemand es je getan hatte. Nicht seine Mutter, nicht sein Vater und auch nicht Flick verstanden ihn wie sie. Weil sie sich so sehr ähnelten.
Weil die Dämonen, die sie hatte - die wilde, ungestüme Leidenschaft in ihr -, von derselben Art waren wie seine eigenen.
Ihr Verständnis erlaubte ihm nicht nur, sondern ermutigte ihn, jede Facette seines Wesens auszuleben. Er musste nichts zurückhalten, seine Leidenschaft nicht unterdrücken und beherrschen, als sei sie eine Gefahr, die in Schach gehalten werden musste; nein, er konnte ihr die Zügel schießen lassen, sie loslassen, damit sie ihm Kraft verlieh und Einsicht. Mit ihrer Hilfe konnte er darauf vertrauen, dass der Rest von ihm stark genug war, vernünftig genug war, seine zügellose Seite zu leiten und zu lenken.
Bei ihr war er ganz. Ein Wesen, eine ganze Person. Wenn sie bei ihm war, war er so vollkommen er selbst, dass es ihn fast erschreckte. Sie gab ihm die Kraft, die er ohne sie nicht ausüben konnte.
So wie er sie brauchte und sich nach ihr sehnte, war es bei ihr umgekehrt auch der Fall - sofern heute Nacht als Richtschnur gelten konnte. Vielleicht mussten sie einfach nur den nächsten Schritt machen? Einfach auf die Stärke dessen, was bereits zwischen ihnen war, vertrauen und vorwärtsgehen?
Als sie die Straße erreichten, riss ihn das Klappern von Solomons Hufen aus seiner Versunkenheit. Der Hengst hatte den kürzesten Weg zu seinem warmen Stall auf der Seite des Herrenhauses eingeschlagen. Dillon dachte an sein kaltes und leeres Bett und schnitt eine Grimasse. Die Schlussfolgerung war klar.
Was er als Nächstes tun sollte, war keine Frage. Was jedoch den richtigen Zeitpunkt anging ...
Flick veranstaltete regelmäßig einen größeren Ball für die wichtigen Persönlichkeiten des Rennsports. Wie gewöhnlich sollte ihr Ball am Abend des letzten Tages der Rennwoche stattfinden, also morgen. Natürlich wären auch Lady Fowles und ihre kleine Gesellschaft anwesend.
Nachdem Russ gerettet war, nachdem das Betrugsmanöver um den Austausch von Pferden aufgedeckt und aufgeklärt war, schien morgen Abend der perfekte Zeitpunkt für sein Vorhaben.
Als Solomon an den Stallungen von Hillgate End ankam, fasste Dillon einen Entschluss. Morgen Abend würde er Pris bitten, ihn zu heiraten.
Alle auf Flicks Ball schienen darauf aus zu sein, sich zu vergnügen, den Augenblick zu genießen, in dem alles in ihrer Welt wieder in Ordnung war. Pris konnte die Begeisterung der anderen nicht teilen. Für sie schien das Ende unaufhaltsam näher
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