Eine Nacht wie Samt und Seide
zu rücken, es warf seinen Schatten mit jeder verstrichenen Minute drohender voraus.
Aber sie hatte ihre Manieren deshalb natürlich nicht vergessen. Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen folgte sie Eugenia in den Ballsaal, der sich im einen Flügel des cynster-Anwesens befand, und begrüßte Demon und Flick.
Flick drückte ihr die Hand und betrachtete dann ihre Gäste - eine glitzernde, schimmernde Menge, die jede mondäne Londoner Gastgeberin mit Stolz erfüllt hätte. »Ich weiß, Dillon steckt dort irgendwo, aber ich rate Ihnen, den Leuten aus dem Jockey-Club so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Sie werden rasch langweilig, wenn sie ihr Steckenpferd diskutieren.«
Pris lachte. »Das werde ich mir merken.« Sie folgte in Eugenias Kielwasser, Adelaide und Russ gingen hinter ihr.
Sie hatten den Nachmittag damit verbracht, Pläne zu schmieden. Sie hatten ihrem Vater gesagt, sie wollten nach London; jetzt, da Russ frei war und seine Zukunft geregelt, hatte Eugenia verkündet, dass sie nunmehr auch nach London fahren würden, selbst wenn es nur für ein paar Wochen war. Die Herbstsitzungen des Parlaments hatten begonnen, und die so genannte Kleine Saison, die Reihe von Gesellschaften, die zur Feier der Rückkehr vieler Mitglieder des Ton stattfanden, war daher in vollem Gange. Ein paar Wochen in London würden sie mit ausreichend Stoff zum Erzählen versorgen; außerdem würden sie von vielen dort gesehen.
Russ hatte sie überrascht, indem er darauf bestanden hatte, sie zu begleiten. Darin war er unnachgiebig gewesen, davon überzeugt, Flick und Demon wären mit ihm einer Meinung, dass sein Platz während ihres Aufenthaltes in der Hauptstadt bei ihnen wäre. Seine neue Stellung konnte warten. Als Demon kam, um mit Russ etwas zu besprechen, hatte er ihm gleich recht gegeben, sodass Russ nun zu ihrer Reisegesellschaft nach London gehörte.
Pris wusste nicht, ob sie erleichtert oder besorgt sein sollte; Russ’ Anwesenheit würde Eugenias und Adelaides Aufmerksamkeit von ihr ablenken, aber es gab wenig, was sie tun konnte, um ihre unglückliche Seelenverfassung vor ihrem Zwillingsbruder zu verbergen.
Und da sie eindeutig nicht erklären konnte, weshalb sie sich so fühlte, wie es der Fall war, hätte sie unter Russ’ wachsamen Augen ein Problem. Sie fühlte sich, als ob eine faszinierende Herausforderung, die sie auf eine nie vorstellbare Art und Weise ausgefüllt hatte, vorbei wäre. Dass Russ selbst so glücklich war, erleichterte ihre Situation auch nicht.
Sie hasste es, seiner guten Laune einen Dämpfer zu versetzen. Und ihre eigene Laune würde wohl kaum besser werden, denn sie hatte den starken Verdacht, dass sie sich ab morgen so fühlen würde, als ginge sie in Trauer.
Heute Abend war sie jedoch entschlossen, strahlend zu lächeln und so viel Zeit wie nur möglich in Dillons Nähe zu verbringen, obwohl er zweifellos im Fokus des Interesses vieler wichtiger Persönlichkeiten der Rennwelt stand. Wie viel Zeit er ihr auch schenken konnte, sie würde sie nehmen und sich daran erfreuen. Es wäre das letzte Mal, dass sie ihn sah; sie hatten beschlossen, am Vormittag nach London aufzubrechen. Seine Verpflichtungen auf dem Ball würden ihn gewiss bis in die frühen Morgenstunden beschäftigen.
Irgendwo, irgendwann heute Abend würde sie einen ungestörten Moment finden, um sich von ihm gebührend zu verabschieden.
Die Menge teilte sich vor ihnen und gab den Blick auf ein Sofa frei, auf dem der General saß und sich mit zwei Herren unterhielt, die vor ihm standen. Hinter dem Sofa, eine Hand auf der geschnitzten Rückenlehne, stand Dillon und sprach mit Lord Sheldrake.
Glücklich zu lächeln wurde leichter, sobald Dillons und ihre Blicke sich trafen, sobald sie seine Züge aufleuchten sah. Die Wärme in seinen Augen, der Schwung seiner Lippen, die Art und Weise, wie sein Fokus sich sofort erkennbar verlagerte, dass Lord Sheldrake mitten im Satz abbrach und sich umdrehte, um zu sehen, wer da zu ihnen kam - das alles erfüllte sie mit Freude.
Eugenia nahm neben dem General Platz, der sie herzlich willkommen hieß. Er zog sie sogleich ins Gespräch mit den beiden anderen Gentlemen, Ratsherren der Stadt. Ihr Zwillingsbruder und Adelaide standen am Sofaende, von wo aus Russ seiner fasziniert lauschenden Begleiterin andere Gäste zeigte und erklärte, um wen es sich handelte.
Dillon entschuldigte sich bei Sheldrake, der sich lächelnd in Richtung Pris verneigte, dann in der Menge verschwand. Dillon
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