Eine Nacht wie Samt und Seide
etwas tat. Sie erwarteten, dass er Erfolg hatte.
»Die Wahrheit«, brummte er als Antwort auf Flicks Frage bezüglich seiner Fortschritte, »ist doch, dass ich lieber dem Komitee des Jockey-Clubs über einen neuerlichen Betrugsfall Bericht erstatte, von dem ich bislang nichts ahnte, als mich der Inquisition hier zu stellen, sollte ich versagen.«
Flick musterte ihn unter hochgezogenen Brauen. »Aber du wirst nicht versagen, nicht wahr?«
»Nein. Aber etwas weniger Druck von außen wäre schön.«
Sie lächelte und tätschelte ihm begütigend den Arm. »Gentlemen wie du reagieren am besten auf kunstvoll ausgeübten Druck.«
Damit segelte sie davon, ehe er seine Verblüffung überwinden und darauf etwas antworten konnte.
»Kunstvoll?«, beschwerte er sich bei Vane, Flicks Schwager, als der unerwartet auftauchte. »Die sind so kunstvoll wie Edward I. - der Schottenhammer.«
Vane grinste. »Da mussten wir alle durch. Wir haben es überlebt, und das wirst du zweifellos auch.«
»Das kann man nur hoffen«, entgegnete Dillon; dann kam Pris zu ihnen.
Er stellte sie Vane vor; als der sich von seiner Verbeugung wieder aufrichtete, warf er Dillon einen interessierten Blick zu, als verstünde er nun dessen Verunsicherung. Keiner der Herren, die das Spießrutenlaufen der Cynster-Damen hatten ertragen müssen, hatte es mit einer Dame von Pris’ Kaliber zu tun gehabt.
»Ich wollte noch gratulieren«, Vane sprach zu ihnen beiden, schloss Russ, der in der Nähe stand, mit einem Blick ein. »Zu dem Erfolg bei der Aufdeckung des Tauschbetrugs. Es war ein größeres Risiko, das wenigstens sagt Demon, aber nach allem, was ich höre, war das Ergebnis in jeder Hinsicht bemerkenswert.«
»Was haben Sie gehört?«, erkundigte sich Pris.
Vane lächelte. Dillon, der sie wie stets genau beobachtete, merkte, dass der berüchtigte Cynster-Charme keinerlei Eindruck auf sie machte; sie wartete, offensichtlich ungerührt. Vane sah flüchtig zu Dillon, so flüchtig, dass Dillon sich sicher war, Pris nahm sein unmerkliches Nicken gar nicht wahr.
Vane schaute sie an, wählte seine Worte mit einer Sorgfalt, die Dillons Billigung fand. »In den Herrenclubs herrscht eine Stimmung unverhohlener Schadenfreude vor. Weiter unten auf der gesellschaftlichen Skala gibt es viel Zustimmung und kluge Kommentare; zusätzlich breitet sich die Nachricht erfreulich schnell aus, dass man sich besser vorsieht, nicht mit in solche Manöver verwickelt zu werden.«
Mit einem Blick zu Dillon fuhr er fort: »Noch weiter unten wird die Reaktion schärfer. Es ist wie ein siedender Kessel, und jeder sucht nach einem Schuldigen.«
Dillon hob die Brauen. »Kein Wort darüber, wer das sein könnte?«
»Nichts, was ich gehört hätte, obwohl es eine wahre Armee gibt, die nach ihm sucht.« Vane sah quer durch den Raum. »Aber es gibt jemanden, der vielleicht ein wenig Licht darauf werfen könnte.«
Pris wandte sich um und erblickte einen weiteren großen, eleganten und offensichtlich gefährlichen Herrn. Alle Cynster-Männer schienen aus demselben Stoff gemacht; sie sah wieder zu Dillon, während der Neuankömmling Lady Celia begrüßte, ihren Bemerkungen nach zu schließen handelte es sich um einen ihrer Söhne, der den Namen Rupert trug. Pris hatte keine Schwierigkeiten, sich Dillon als zu ihnen gehörig vorzustellen.
Dieselbe Eleganz - lässig, wie eine zufriedene Katze, aber das konnte sich binnen kürzester Zeit ändern - und eine scharfkantige Rücksichtslosigkeit, die die äußerste Schicht Zivilisiertheit nur gerade so verbergen konnte. Dieselbe Stärke, nicht nur körperlich, das natürlich auch, sondern Willensstärke und Zielstrebigkeit.
Sie betrachtete die beiden aus schmalen Augen - Dillon und Vane -, versuchte zu definieren, worin sie sich noch glichen. Derselbe ... Beschützerinstinkt?
Sie schaute noch einmal zu dem eben Eingetroffenen, entdeckte es auch bei ihm, als er sich von seiner Mutter löste und zu ihnen kam. Ihr fiel eine Beschreibung ein - ein voll bewaffneter Ritter mit gezogenem Schwert. Nicht zum Angriff, sondern zur Verteidigung.
Ein Ritter, der geschworen hatte, Schwächere zu verteidigen. So kamen sie ihr vor.
Alle drei, Dillon eingeschlossen.
»Lady Priscilla?« Der Neuankömmling griff nach ihrer Hand, und sie überließ sie ihm. Er verneigte sich. »Gabriel Cynster.« Er nickte Dillon und Vane zu. »Ich habe Neuigkeiten, nicht so viele, wie ich gehofft hatte, aber immerhin überhaupt etwas.«
»Ich habe gerade Lady Priscilla
Weitere Kostenlose Bücher