Eine Nacht wie Samt und Seide
Luft, zog sich zurück, kam wieder in sie.
Ihr Atem ging keuchend; ihre Lider senkten sich.
Dann überließ sie sich ihm und der Lust, die sie sich gegenseitig schenkten.
Bis die Welt um sie herum versank.
Vollkommen.
Zwei Mal.
Pris wachte am nächsten Morgen auf und reckte sich genüsslich unter den Decken. Entspannt lag sie da, erlebte im Geiste noch einmal das Entzücken der vergangenen Nacht, deren Nachwirkungen sie noch spürte.
Das hatte ihr gefehlt, dieses Gefühl, ganz zu sein, erfüllt zu sein. Sich ganz und gar als Frau zu fühlen.
Letzte Nacht hatte er sie gehalten, hatte sie geliebt, sie zärtlich an sich gedrückt, bis sie sich genug erholt hatte, um stehen zu können, dann hatte er ihr Kleid gerichtet, die Röcke glatt gestrichen und sie in den Ballsaal zurückgeleitet.
Niemand schien sie vermisst zu haben. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber keine einzige der Damen der Gesellschaft betrachtete sie auch nur mit hochgezogener Braue. Sie war sich nicht ganz sicher, was das bedeutete, aber sie war vierundzwanzig, ein Alter, in dem von Damen ihres Standes erwartet wurde, dass sie heirateten.
Innerhalb der guten Gesellschaft waren Tändeleien durchaus duldbar, sofern sie ein Schritt auf dem Weg zum Altar waren.
Sie klopfte stirnrunzelnd mit den Fingern auf die Decke. Sie musste im Sinn behalten, dass sie nicht unbedingt auf Hilfe dabei rechnen konnte, Dillon zu meiden. Sie konnte nicht darauf bauen, dass die Gesellschaft ihm Steine in den Weg legen würde.
Natürlich war nun ihr größtes Problem, dass sie sich nicht länger sicher war, welchen Weg er einschlug. Nach der vergangenen Nacht...
Sie hatten sich in Lady Trentons Eingangshalle getrennt; sie hatte kein Wort der Warnung oder des Tadels verloren, beides wäre scheinheilig gewesen, und vermutlich wäre es auch Verschwendung von Atem gewesen, zog man in Betracht, wie er gewöhnlich reagierte, wenn es um sie ging.
Die Aufrichtigkeit war ihr nicht entgangen - die schlichte Realität seines Verlangens nach ihr. Oder ihres nach ihm. Wie auch immer, er hatte kein Wort über Heirat verloren.
Also, was hatte er jetzt vor?
Alles, was er gesagt hatte, war, dass er sie heute sehen würde.
Mit einer entschlossenen Bewegung schlug sie die Decke zurück und stand auf. Sie wusch sich schnell und kleidete sich an, schaute auf die Uhr. Elf. Sie erstarrte, vergewisserte sich. Elf Uhr?
Sie blickte zum Fenster, blieb stehen und lauschte auf die Geräusche des Hauses. »Verflixt!« Sie hatte verschlafen.
Murrend beeilte sie sich mit ihrer Morgentoilette.
Erst einmal war ihr Ziel im Umgang mit Dillon, immer in Gesellschaft anderer zu bleiben. Bis sie wusste, was er vorhatte, wäre es nicht verkehrt, alle Situationen zu meiden, in denen sie allein wären.
Trotz der Streitkräfte, die er gegen sie versammelt hatte, war sie Herrin ihres Lebens und fest entschlossen, selbst darüber zu bestimmen. Sie würde keinen Mann heiraten, der sie nicht liebte. Egal, was alle glaubten, die gute Gesellschaft würde sich mit dieser Tatsache einfach abfinden müssen.
Gerüstet für die Schlacht begab sie sich nach unten, wunderte sich ein wenig über die Stille; sie betrat den Speisesaal und entdeckte Dillon auf einem Stuhl am Tisch.
Sie blieb stehen und starrte ihn an. Sie hatte nicht mit einem Manöver noch vor dem Frühstück gerechnet.
Sein Stuhl war ein Stück vom Tisch zurückgeschoben, eine Kaffeetasse stand vor ihm. Er ließ die Zeitung, in der er gelesen hatte, sinken und lächelte. »Guten Morgen.« Sein Blick glitt über ihr mintgrünes Vormittagskleid, und sein Lächeln vertiefte sich. »Ich nehme an, du hast gut geschlafen?«
Sie wartete, bis sein Blick wieder zu ihrem Gesicht zurückkehrte, dann erwiderte sie ohne lange Umschweife: »Danke, habe ich. Was machst du hier?«
»Ich warte auf dich.« Er winkte sie zum Sideboard.
Obwohl sie das Gefühl hatte, es sei besser, ihn nicht aus den Augen zu lassen, ging sie. »Wo sind die anderen?«
»Sie sind vor einer Viertelstunde in Flicks Kalesche aufgebrochen. Ich habe mein Karriol da, wir treffen uns mit ihnen im Park.«
Sie schaute ihn an; er hatte sich wieder der Zeitung zugewandt. Der Schinken duftete wundervoll, sie bediente sich mit zwei Scheiben, dann kam sie zum Tisch zurück und nahm ihm gegenüber Platz. Der Butler erschien mit einer Kanne frischen Tees und einem Teller mit geröstetem Toast; sie dankte ihm und begann zu essen.
Erwachsene Männer, das wusste sie,
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