Eine Nacht wie Samt und Seide
zuckten; sie sah Pris an. »Schließlich habe ich einen Cynster geheiratet. Aber keiner von ihnen handelt so rücksichtslos gegen sich selbst, wenn es um Risiken geht, wie Dillon. Wenn es etwas gibt, was er zu bewahren und zu schützen hat, etwas, das ihm am Herzen liegt, dann wägt er nie erst das Risiko für sich selbst ab.« Flick lächelte. »Glücklicherweise scheint das Schicksal so Unbesonnenen wie ihm gewogen zu sein.«
Pris legte den Kopf schief und blickte in die Ferne. »Also sagst du, er ist standhaft in seiner Loyalität, mutig und ...«
»Aufrichtig. Es gibt keine Unze Unehrlichkeit in ihm, nicht in Bezug darauf, Schaden anzurichten. Er kann die Wahrheit verdrehen, Ausflüchte machen und manipulieren wie ein Meister seines Faches, aber sobald die Dinge ernst werden und gehandelt werden muss, fällt alles andere weg, und er ist unbedingt direkt.«
Pris dachte darüber nach, was er ihr in den vergangenen Tagen und Nächten über sich verraten hatte. Sie schaute wieder zu Flick und merkte, dass sie sie scharf ansah.
»Und dann bist du da.« Flick nickte. »Es ist sehr verräterisch, wie er mit dir umgeht.«
»Verräterisch?«
»Überleg doch mal, welche Fakten uns vorliegen. Erstens, trotz seiner unerschütterlichen Loyalität dem Rennsport gegenüber hat er dich an erste Stelle gestellt - er ist dir hierher gefolgt, statt weiter über die Saison in Newmarket zu wachen. Dann hat er diesem Verhalten die Krone aufgesetzt, indem er alles unternommen hat - jede nur vorstellbare Geste ergriffen hat, um öffentlich zu machen, dass er dich zur Frau haben möchte, und das, obwohl du ihm keinerlei Ermutigung hast zukommen lassen. Er riskiert es, dir sein Herz in aller Öffentlichkeit zu Füßen zu legen. Das tut der Mann, der es abgrundtief hasst, im Fokus des öffentlichen Interesses zu stehen.
Was seinen Umgang mit Damen angeht, so ist er gewöhnlich die personifizierte Diskretion. Alle seine Affären - ich weiß, dass es sie gegeben hat, aber selbst ich habe keine Ahnung, welche Damen daran beteiligt waren.« Flick machte eine Pause, schüttelte sich. »Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass Dillon in seiner typischen Art wissentlich und mit voller Absicht ein gesellschaftliches und gefühlsmäßiges Risiko eingegangen ist, um dich für sich zu gewinnen.«
Pris runzelte die Stirn. »Welches Risiko?«
Flick riss die Augen auf. »Nun, dass du ihn ablehnst, natürlich. Du kannst ihn immer noch abweisen. Du bist stark genug, es wirklich zu tun, und das weiß er auch.«
Pris saß da, eine steile Falte zwischen den Brauen, und setzte die Puzzlestücke zusammen, die Flick ihr hingelegt hatte.
Flick beobachtete sie eine Minute, dann beugte sie sich vor und tätschelte ihr das Knie. »Wenn du deine Entscheidung triffst, ob du ihm trauen kannst oder nicht, vergiss nicht: Er hat dir vertraut. Mit seinem Tun, mit allem, was ihn ausmacht, hat er sein Leben und sein Herz in deine Hände gelegt. Es gibt nicht viel mehr, was ein Mann wie er geben kann.« Nach einer kurzen Pause wiederholte sie: »Wenn du deine Entscheidung triffst, vergiss das nicht.«
Pris erwiderte Flicks Blick einen langen Moment, dann holte sie tief Luft und nickte. »Danke.«
Flick lächelte und lehnte sich zurück. »Für den Rat? Oder dafür, dich auf deine Verantwortung hingewiesen zu haben?«
Pris musterte sie, dann lächelte sie zurück. »Beides.«
21
Ganz mit ihrer Seite der Gleichung beschäftigt, hatte sie gar nicht an ihn gedacht. Jetzt hatte Flick sie darauf hingewiesen, und Pris hatte eine Menge, worüber sie nachdenken musste. Sie sah Dillon Caxton und seine Werbung um sie nun aus einem völlig neuen Blickwinkel.
Sie konnte sich seiner Gründe dafür, sie zu heiraten, immer noch nicht sicher sein, aber dank Flicks Enthüllungen hatte sich die Waagschale in die andere Richtung geneigt.
Wenn der Glaube vielleicht noch nicht aufgeblüht war, so keimte immerhin Hoffnung auf.
Später an diesem Abend, als sie in Russ’ Arm über Lady Kendricks Tanzfläche wirbelte, lauschte sie der begeisterten Schilderung seiner Pläne - nicht nur für die nächsten Monate, sondern für den Rest seines Lebens.
»Wir werden natürlich irgendwann einmal nach The Hall zurückkehren, aber erst...«
Er ging nicht weiter ins Detail, aber es war klar, wen er mit »wir« meinte, sich und Adelaide. In letzter Zeit hatte er es sich angewöhnt, im Plural von sich und ihr zu sprechen, so wie Dillon darauf beharrte, es bei ihr und
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