Eine Nacht wie Samt und Seide
Gerrard kürzlich bei der Aufdeckung eines bestürzenden Mordfalles unterstützt. Als Dillon die Möglichkeit eines Betrugs beim Pferderennen erwähnt hatte, hatten Barnabys Augen aufgeleuchtet.
Das war Ende Juli gewesen. Barnaby hatte gewissenhaft ermittelt und hatte im August berichtet, dass, obwohl es die Gerüchte tatsächlich gab, sie doch recht vage waren und mehr damit zusammenhingen, dass Pferde, von denen die Leute gedacht hatten, sie müssten gewinnen, stattdessen verloren hatten. Kaum etwas Bemerkenswertes im Rennsport. Es schien wenig Greifbares dahinterzustecken, keine belastenden Fakten. Nichts, was weitere Ermittlungen rechtfertigte.
Nachdem die ersten Rennen der Herbstsaison gelaufen waren, war allerdings etwas Merkwürdiges geschehen. Seltsam genug für Dillon, um Barnaby zu rufen.
In der Ruhe des Twig & Bough hatte er die Einzelheiten von drei verschiedenen Versuchen geschildert, in den Jockey-Club einzubrechen, begleitet von Berichten eines Mannes, der sich in den örtlichen Kaschemmen - Kneipen, die der Abschaum der Stadt bevorzugte - nach dem »Register« erkundigte.
Sie waren gerade erst damit fertig gewesen, zusammenzutragen, was man über diesen Unbekannten wusste - einen Iren, seinem Akzent nach -, als immer mehr in das Kaffeehaus strömende Damen sie vertrieben hatten. Dillons Büro im Jockey-Club war nun ihr Ziel, der einzige Ort, an dem sie ihre Diskussion einigermaßen ungestört fortführen konnten.
Aber es war nur ein schleppendes Vorwärtskommen. Mrs Cartwell eben erst entkommen, fielen sie Lady Hemmings zum Opfer. Nachdem sie Ihre Ladyschaft verlassen hatten, ergriff Dillon die Gelegenheit beim Schopfe, als zwei Gruppen Damen gerade durch ihre Gespräche abgelenkt waren, Barnaby zwischen den beiden Wagen über die Straße zu bugsieren. Sie schritten schneller; als die Damen schließlich merkten, dass sie ihnen durch die Finger geschlüpft waren, waren die beiden längst in die mit hohen Bäumen gesäumte Auffahrt eingebogen, die zur Eingangstür des Jockey-Clubs führte.
»Himmel!« Barnaby warf ihm einen Blick zu. »Ich verstehe, was du meinst. Es ist schlimmer als in London - es sind weniger von uns, die ihr Feuer auf sich ziehen.«
Dillon nickte. »Glücklicherweise sind wir nun sicher. Die einzigen Frauen, die man je in diesen heiligen Hallen zu sehen bekommt, sind pferdeverrückt und nicht auf der Jagd nach Ehemännern. «
Auf dem Weg zur Eingangstür befand sich im Augenblick niemand, daher wurde er langsamer und griff ihre unterbrochene Diskussion wieder auf. »Diese Einbrüche - wenn jemand nach >einem Register fragt, stehen die Chancen gut, dass es um das Abstammungsregister geht, vermutlich auch das, worauf unser Möchtegerndieb aus ist. Sonst befindet sich nichts von Wert in den Mauern des Jockey-Clubs.«
Gemächlich schlendernd blickte Barnaby zu dem soliden roten Ziegelgebäude am Ende der schattigen kurzen Allee. »Sicherlich gibt es doch irgendwelche Cups, Teller, Medaillen - Sachen, die etwas wert wären, wenn man sie einschmilzt. Wäre es nicht wahrscheinlicher, dass ein Dieb darauf aus ist?«
»Die meisten dieser Trophäen sind nur versilbert oder vergoldet. Ihr Wert ist eher ideell. Und dieser Dieb ist nicht vom Fach, aber er scheint entschlossen. Außerdem ist das doch ein zu großer Zufall - erst fragt jemand nach >dem Registers und kurz darauf versucht man, in den Club einzubrechen, in dem das Objekt, das man in Newmarket gemeinhin als >das Register bezeichnet, aufbewahrt wird.«
»Stimmt«, räumte Barnaby ein. »Also, inwiefern ist das Abstammungsregister wertvoll? Kann man dafür Lösegeld erpressen?«
Dillon hob die Brauen. »Daran hatte ich gar nicht gedacht, aber das wäre gefährlich. Der Verlust des Abstammungsregisters würde den gesamten Rennsport zum Erliegen bringen. Wollte man es also dazu verwenden, würde sich das sicherlich rasch als ungesund erweisen. Sollte das Abstammungsregister verschwinden, würde es mich nicht überraschen, wenn es innerhalb von drei Tagen wie von Zauberhand wieder auftaucht.« Er sah zu Barnaby. »In diesem Sport gibt es nicht wenige, die bereit sind, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, besonders bei solchen Sachen.«
Barnaby runzelte die Stirn. »Aber ich dachte, du hättest gesagt, der Dieb sei hinter dem Abstammungsregister her?«
»Nicht das Register allein - das Bücherpaar -, sondern die Informationen, die es enthält. Die sind Gold wert.«
»Wie das?«
»Da«, räumte Dillon ein, »bin ich mir
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