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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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spottete: »Feigling.«
    Barnaby grinste nur. »Du bist ja nur neidisch, dass du nicht auch entkommen kannst.«
    Doch darin irrte Barnaby. Dillon hatte kein Interesse daran, Lady Swalesdales Ball zu entkommen. Ganz im Gegenteil - er freute sich regelrecht darauf, die reizende Miss Dalling dabei zu beobachten, wie sie sich ihrer hingerissenen Bewunderer erwehrte. Wenn er ihr Temperament richtig einschätzte, würden sie sie hübsch weichklopfen.
    So stand er gegen die Wand eines Alkovens gelehnt, verborgen im Schatten einer großen Palme, und schaute zu, wie Priscilla Dalling eine ganze Horde Gentlemen aus der Gegend in Bann schlug und - wann immer sie ihn beim Hinschauen ertappte - wild mit ihnen drauflosflirtete.
    In dem lavendelfarbenen Seidenkleid mit dem geschwungenen Ausschnitt, der nicht im Mindesten züchtig wirkte, sondern vielmehr die Aufmerksamkeit auf das tiefe Tal zwischen ihren Brüsten lenkte, sah sie spektakulär aus. Doch obwohl er mit den Augen ihre schlanke, aber dennoch wohl gerundete Figur verschlang, die ihr Kleid so hilfsbereit erkennen ließ, obwohl sein Blick an der zarten Linie ihres Halses hängen blieb, der von den paar schwarzen Locken betont wurde, die sich aus ihrer Hochfrisur gelöst hatten, war es nicht ihre äußere Schönheit, die ihn fesselte.
    Das war sie selbst. Ihre Lebhaftigkeit, die Anmut, mit der sie sich bewegte, das Lachen, das er gelegentlich über das Stimmengewirr hinweg vernahm, das Leben, das er in ihr spürte.
    Schönheit hatte ihm nie viel bedeutet - sie war nur eine Hülle. Was innen war, war viel wichtiger. Wenn er sie anschaute, sah er einen feurigen Geist, ein weibliches Spiegelbild von sich selbst. Das war es, was ihn an ihr anzog, was ihn lockte.
    Er verfolgte weiterhin distanziert, beinahe zynisch, wie sie ihre Bewunderer behandelte. Die Wirkung ihres Flirtens zehrte bereits an ihren Nerven. Das geschah ihr ganz recht. In seinen Augen waren die Gentlemen ein Segen. Sie hielten sie fest, sodass sie ihm nicht einfach entwischen konnte, ohne dass die Herren ihm das durch ihr Verhalten verraten hätten.
    Zwei Tage waren vergangen, seit sie um ihr Leben geritten war und er zufällig des Wegs gekommen war. Zwei Tage, seit er herausgefunden hatte, dass jemand - ein Mann - zu dicht davor gestanden hatte, ihr Leben zu beenden.
    Wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war, als er ihr das Loch in ihrem Hut gezeigt hatte, verfolgte ihn bis jetzt. Sie hatte nicht gewusst, wie nahe sie dem Tod gekommen war.
    Er hatte sich sehr beherrscht und sich eine Weile von ihr ferngehalten. Er hatte sie zufällig aus der Entfernung in der Stadt gesehen; seit er sie nach Carisbrook gebracht hatte, verließ sie es nur in Gesellschaft ihrer Tante und Miss Blakes. Niemand war gekommen, sie zu besuchen, und sie hatte sich nicht zu irgendwelchen verbotenen Stelldicheins geschlichen; das wusste er, denn er hatte vier seiner Stallburschen zu einem besonderen Dienst eingeteilt: Sie beobachteten das Haus Tag und Nacht.
    Durch die Palmwedel musterte er ihr Gesicht, ihre Kopfhaltung, ihre Augen, und entschied, dass sie für seinen Zweck noch nicht weich genug war. Es war noch nicht der richtige Moment gekommen, ihr eine Fluchtmöglichkeit zu bieten.
    Er hatte Barnaby den Weg zu Colliers Stall im Osten von Grantham beschrieben. Sie hatten herausgefunden, dass Colliers neue hervorragende Rennpferde genau die Pferde waren, die in den verdächtigen Rennen an den Start gegangen waren. Beim Abendessen war Barnaby eingefallen, dass Vane über ähnliche Gerüchte bezüglich eines Newmarketer Rennens ein paar Wochen davor zu Beginn der Herbstsaison gestolpert war.
    Das waren höchst unwillkommene Neuigkeiten. Vane und Gabriel waren auf der Suche nach mehr Details.
    Die früheren verdächtigen Rennen waren in Goodwood und Doncaster gewesen, zwar auch unter Jockey-Club-Regeln, aber es war nicht dasselbe wie ein Rennen in Newmarket, das praktisch unter der Nase des Clubs stattfand. Wenn es mit derselben Betrugsmasche manipuliert worden war, waren die Schurken reichlich arrogant und sich ihrer Sache verdammt sicher. Sie würden gewiss weitermachen.
    Dillon wusste, die Betrügerei war nicht gegen ihn persönlich gerichtet, aber als Hüter des Abstammungsregisters und des Zuchtbuches, fühlte er seine Autorität in Frage gestellt. Mehr noch, das Komitee hatte ihn gebeten, der Sache nachzugehen und sie aus der Welt zu schaffen, ihm das Problem in den Schoß gelegt. Sein früherer Fehltritt - selbst wenn es

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