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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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entlang.«
    Er führte sie von dem Club weg, parallel zur Highstreet, aber in entgegengesetzter Richtung zu den Helmsleys. Das Wäldchen war auf dieser Seite gelichtet worden, man konnte mühelos unter den Bäumen entlangschlendern. An manchen verfärbten sich die Blätter, leuchteten golden und rostrot zwischen dem Grün. Der Sommer wich dem Herbst.
    Das Wäldchen endete an einem Kiesweg, der hinter einer Reihe von Häusern verlief. Dillon änderte die Richtung.
    Pris entspannte sich. »Das hier sieht mir nicht nach einer Gegend aus, die die Rennbegeisterten aufsuchen.«
    »Ist es auch nicht. Das hier ist die bevorzugte Wohngegend der einheimischen Bevölkerung.« Er deute auf eine Stelle zwischen zwei Anwesen ein Stück entfernt. »Dort befindet sich eine kleine Parkanlage, da können wir reden, ohne Gefahr zu laufen, belauscht oder beobachtet zu werden.«
    Der Park war ordentlich und ruhig, ein Ort, wohin die Kindermädchen von wohlsituierten Kaufleuten und Handwerksmeistern ihre Schützlinge bringen konnten. In der Mitte war ein ovaler Teich, an dessen Ufer Birken wuchsen. Ein gepflasterter Weg schlängelte sich durch Rasenflächen und um Blumenbeete herum. Es war ein Ort abseits der Geschäftigkeit der Stadt, dem Renngeschäft und der deswegen angereisten Besucher.
    Dillon führte sie zu einer Holzbank unter einer der Birken. Pris nahm Platz und ordnete ihre Röcke.
    Als Dillon sich neben sie setzte, drangen hohe Kinderstimmen und Lachen zu ihnen, ihre Blicke wurden auf drei Kinder gelenkt, die unter dem wachsamen Augen ihres Kindermädchens in der Nähe über den Rasen tollten. Die Kinder, ein Mädchen und zwei Jungen, erinnerten Pris an sich selbst, Russ und Albert, an eine Zeit, in der sie mindestens ebenso übermütig gewesen waren.
    Und genauso unschuldig.
    Es schien der richtige Augenblick, um zu sagen: »Der Ire, der versucht hat, in dein Büro einzubrechen, war mein Zwillingsbruder Russell.«
    Dillon sah sie an; als sie seinen Blick nicht erwiderte, bemerkte er: »Russell Dalling.«
    Sie zögerte einen winzigen Moment, dann nickte sie. Sie und Russ benutzten oft den Namen Dalling, wenn sie ihre wahre Identität verschweigen wollten. Wenn ihn jemand mit Dalling ansprach, würde er sich angesprochen fühlen. Es schien wenig sinnvoll, ohne Not ihren Familiennamen oder den Titel ihres Vaters zu erwähnen - und noch weniger, ihren Vater selbst hineinzuziehen, was auch immer sich ergeben würde. »Ich bin nach England gekommen, nach Newmarket, um nach ihm zu suchen.«
    Sie öffnete ihr Retikül, holte den Brief hervor, den sie vor ihrem Aufbruch in Irland erhalten hatte. »Ich habe das hier von ihm bekommen.« Sie reichte das Blatt Dillon, schaute zu, wie er es auffaltete und las.
    Sie berichtete ihm alles, was sich ereignet hatte, nur den Namen ihrer Familie verriet sie ihm nicht. Ihre Geschichte schloss mit ihrer Hoffnung, in dem Register die Antwort zu finden, eine Hoffnung, die nun enttäuscht worden war. »So.« Sie holte tief Luft. »Mir bleibt keine andere Wahl, als zu hoffen, dass du dir darauf besser einen Reim machen kannst als ich.« Ihre Finger umklammerten den Griff ihres Sonnenschirms fester. »Vor allem muss ich erst einmal Russ finden.«
    Sie wandte den Kopf und war nicht wirklich überrascht, Dillons Miene hart und unnachgiebig zu sehen.
    »Das alles hättest du mir schon vorher sagen müssen - gleich von Beginn an.«
    Er sprach in einem derart tadelnden Ton, dass sie ihn mit hochgezogenen Brauen anstarrte. »Das hätte ich gewiss getan, wenn es nicht um Russ gegangen wäre. Ich würde nie freiwillig etwas tun, was ihn in Gefahr bringen könnte.«
    Langsam hob auch er seine Brauen. »Was hat dich bewogen, deine Meinung zu ändern?«
    Seine Stimme war tiefer geworden; einen Augenblick lang kamen die sinnlichen Untertöne zum Vorschein.
    Sie ignorierte sie und erklärte schlicht: »Als ich dich zum ersten Mal traf, hatte ich keine Ahnung, ob du begreifen würdest, dass Russ völlig unschuldig ist und nur unbeabsichtigt hineingerutscht ist. Ich konnte es einfach nicht riskieren, es dir zu sagen und auf das Beste zu hoffen. Daher musste ich versuchen, ihn auf eigene Faust aufzuspüren. Ich habe alles versucht, bin jedem Hinweis nachgegangen, der mir verraten könnte, wo er steckt und was ihn bedroht. Aber es ist mir nicht gelungen, ihn zu finden.«
    Seine Augen wurden noch schmaler. »Harkness hat auf dich geschossen.«
    Er hielt ihren Blick einen Moment, dann fluchte er und schaute weg.

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