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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Dämmerung anbrach. In einem weiten Bogen ritten sie im Süden über die Heide, wandten sich seitwärts in die angrenzenden Wälder, um die Hütten und Schuppen der Holzhacker zu überprüfen.
    Pris hatte die Voraussicht besessen, einen Imbiss einzupacken, Sandwiches, Käse und Äpfel; sie machten auf einem Stück Land Rast, von dem aus sie die Stelle sehen konnten, an der Harkness bevorzugt die Pferde trainierte, während sie die improvisierte Mahlzeit einnahmen, verschwendeten aber keine Zeit.
    Nachdem sie immer mehr Scheunen, Hütten und Schuppen ergebnislos hinter sich lassen mussten, hätte Dillon eigentlich damit gerechnet, dass Pris den Mut verlor. Doch stattdessen war sie unbeeindruckt immer noch voller Eifer bei der Sache. Als er mit ihr zum nördlichen Rand von Demons Gestüt ritt und sie sich dem Ende des Bereichs näherten, in dem die Suche logischerweise sinnvoll war, fing sie seinen verwunderten Blick auf und hob eine Braue.
    Er überlegte einen Moment, dann sagte er: »Falls deine Theorie stimmt, dass dein Bruder sich irgendwo nah genug versteckt, um weiter Cromartys Pferde zu beobachten, dann kommen wir jetzt zu den letzten Stellen, an denen er sich aufhalten könnte.«
    »Ich weiß.« Vorfreude schwang in ihrer Stimme mit. Sie schaute ihn nachdenklich an, dann sah sie wieder nach vorne. »All die Orte, an denen wir heute schon waren - ich weiß einfach, dass Russ nie dort gewesen ist. Es stimmt, wir haben seinen Weg noch nicht gekreuzt, aber ich weiß - spüre -, dass er irgendwo in der Nähe ist.«
    Sie sah ihm in die Augen. »Ich weiß, das klingt merkwürdig ... es ist nur ein Gefühl.«
    Er erwiderte ihren Blick einen Moment, dann wandte er den Kopf wieder nach vorne, ließ Solomon Schritt gehen. »Ich kenne andere Zwillinge - junge Frauen. Sie sind bis vor Kurzem ihr ganzes Leben lang zusammen gewesen. Jetzt sind sie verheiratet, die eine lebt in Lincolnshire und die andere in Derbyshire. Ich kenne ihre Ehemänner gut - keiner von beiden neigt zu überreizter Phantasie oder Ähnlichem, aber beide schwören Stein und Bein, dass ihre Frauen wussten, wann jeweils ihre Schwester ihr Kind bekam. Nicht auf die Stunde oder den Tag, sondern die Minute, den Augenblick, da es geschah, obwohl sie Hunderte Meilen voneinander entfernt waren.« Er sah Pris an. »Ich verstehe nicht, warum das so ist, aber ich akzeptiere, dass es genauso ist, wie Luc und Martin behaupten.« Er lächelte. »Verglichen damit ist es leicht zu schlucken, dass du sicher bist, spüren zu können, ob dein Bruder kürzlich in einem Raum gewesen ist oder nicht.«
    Pris lächelte zurück, dann erspähte sie eine halb verfallene Hütte durch die Bäume hindurch. »Ist das unser Ziel?«
    Dillon nickte. Solomon verfiel in Trab, als sie ihre Stute aufgeregt antrieb. Sie fühlte eine wachsende Anziehungskraft, ein komisches, zutiefst vertrautes Regen ihrer Sinne, immer noch entfernt, aber ... sie waren Russ näher gekommen oder wenigstens der Stelle, wo er vor nicht allzu langer Zeit gewesen war.
    Dillon winkte sie auf die Rückseite der Hütte. Sie lenkten ihre Pferde dorthin, dann saßen sie ab. Pris betrachtete das Häuschen oder besser das, was davon übrig war. Das Dach war am Eingang und an der Seite eingesunken. Den Mauern fehlten an verschiedenen Stellen Steine und Balken; manche waren völlig verschwunden.
    Sie banden die Zügel an einem umgefallenen Baum fest. Dillon schaute zu den Überresten. »Ich habe mich hier vor elf Jahren versteckt. Obwohl es nicht so aussieht, ist der Bereich um den Kamin trocken und die Hälfte des Innenraumes ist auf jeden Fall bewohnbar.« Mit hochgezogenen Brauen nahm er Pris’ Hand. »Oder war es wenigstens.«
    Sie ließ ihn vorausgehen, folgte dicht hinter ihm - und entzog ihm ihre Hand nicht. Dass es hier Mäuse und sogar Ratten gab, schien ihr wahrscheinlich.
    Als sie sich unter halb zerfallenen Balken hindurch duckten, raschelte es; sie zuckte zusammen und umfasste seine Hand fester. Er schaute über seine Schulter zu ihr; sein Lächeln vertiefte sich, dann sah er wieder nach vorne, hatte aber genug Verstand, den Mund zu halten.
    Sie mussten über Gerümpel steigen; sie nahm beide Hände und raffte die Röcke ihres Reitkostüms hoch über den Boden, während sie sich vorsichtig einen Weg durch den Schutt suchte. Dillon führte sie zu dem intakten Raum, und sie sah, dass er recht gehabt hatte. Die Gegend um den gemauerten Kamin war unversehrt und ordentlich. Ein alter Tisch stand vor der

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