Eine Nacht zum Sterben
Schwester aus der Tschechoslowakei zu holen. Die Sache war ziemlich abenteuerlich, und ich habe mitgemacht.«
»Und habt ihr’s geschafft?«
»So eben. Ich bin mit einem Beinschuß in einem österreichischen Krankenhaus gelandet. Da hat mich dann Mallory besucht und mir diesen Job angeboten. Das ist jetzt zwölf Jahre her.«
»Hast du deinen Entschluß bereut?«
»Dazu ist es heute zu spät. Viel zu spät. Aber nun wollen wir mal die Vergangenheit ruhen lassen und uns lieber überlegen was wir tun, wenn wir in St. Denise ankommen.«
11
Sie schafften die Strecke in einer glänzenden Zeit; gegen 21.30 Uhr näherten sie sich St. Denise. Auf der Karte war eine winzige Bucht verzeichnet; sie lag nur einen halben Kilometer östlich von St. Denise, war für die Barkasse tief genug, und Chavasse wollte es wagen, dort an Land zu gehen.
Eine bessere Wahl hätte er gar nicht treffen können. Die Bucht war nahezu kreisförmig rund und hatte einen Durchmesser von kaum hundert Metern; sie war umsäumt von hohen Klippen. Sie gingen hier vor Anker.
Unten in der Kabine stellte Chavasse seine Aktentasche auf den Tisch, machte sie auf und gab Darcy ein paar gebündelte Francsscheine. »Eine Hälfte für dich, die andere Hälfte für mich. Für den Notfall.«
»Willst du damit sagen, daß ich auch bezahlt werde?«
Darcy verstaute das Geld in seiner Brusttasche. Chavasse drückte auf einen verborgenen Knopf und hob einen doppelten Boden aus der Tasche. Darunterlagen eine 38er Smith & Wesson Magnum, eine Walther PPK Automatik und eine Maschinenpistole.
Darcy pfiff durch die Zähne. »Ist ja eine richtige Weihnachtsbescherung.«
»Vorbereitung ist das halbe Leben.« Chavasse gab ihm den Smith & Wesson. »Bekommt garantiert keine Ladehemmung. Solides Handwerkszeug für einen Killer.« Die Walther steckte er selbst in die Tasche, setzte wieder den doppelten Boden in die Aktentasche und tat sie in ein Schließfach. »Und nun wollen wir mal sehen, was uns St. Denise bei Nacht zu bieten hat.«
Sie ruderten in dem Schlauchboot an Land, machten es fest und fanden einen schmalen Fußweg, auf dem sie über die Klippen stiegen. Der Himmel war schwarzblau, und die Sterne leuchteten. Der Mond war nicht zu sehen, und doch lag eine seltsame Helligkeit über dem Land; man konnte weiter und deutlicher sehen, als man es um diese Tageszeit hätte erwarten mögen. Sie kamen schnell voran und erreichten einen von einzelnen Kiefern bestandenen Hügel, von dem sie St. Denise überschauen konnten.
Hinter einzelnen Fenstern brannte noch Licht, und auch die untere Etage des Freibeuter war hell erleuchtet.
»Wie willst du vorgehen?« fragte Darcy.
»Wir werden erst einmal die Ohren spitzen«, sagte Chavasse. »Wir müssen herausbekommen, wie viele Gäste noch auf der Party sind.«
Sie gingen den Hügel hinunter, kletterten über einen Zaun und folgten dann einer schmalen Landstraße, über die sie den äußeren Rand des Dorfes erreichten. Hier lagen die kleinen Häuschen noch weit auseinander; jedes hatte ein Stück Land, das die Besitzer bebauten.
Das erste Haus hatten sie hinter sich gelassen, und als sie sich dem zweiten näherten, hielt Darcy Chavasse am Ärmel fest.
»Weißt du, daß Mercier hier wohnt?«
»Das ist ja interessant«, sagte Chavasse leise. »Wollen wir doch mal reinsehen.«
Sie schlichen über den steinigen Hof und duckten sich neben das Fenster. Der Vorhang hinter dem Fenster war nicht ganz zugezogen, und sie konnten Mercier sehen; er saß vornübergebeugt am Küchentisch. Neben ihm standen eine Flasche Kognak und ein Blechbecher.
»Besonders glücklich sieht er nicht aus«, flüsterte Darcy.
Chavasse nickte. »Hast du nicht gesagt, daß er eine schwerkranke Frau hat?«
»Ja. Sie ist seit vier Jahren bettlägerig.«
»Dann wird sie uns kaum in die Quere kommen, wenn wir leise sind. Klopf an die Tür und geh dann schnell zur Seite. Ich kümmere mich um ihn.«
Man hörte Merciers schlurfende Schritte auf dem Steinfußboden. Er ließ sich Zeit, bis er die Tür aufmachte: er sah hinaus und tat einen Schritt nach draußen. Sein Gesicht hatte einen ängstlichen Ausdruck. Chavasse setzte die Pistolenmündung an seine Schläfe.
»Ein Laut und du bist ein toter Mann, Mercier. Geh ins Haus.«
Mercier ging rückwärts ins Haus, Chavasse blieb neben ihm, und Preston machte die Tür zu. Mercier sah von einem zum andern, und plötzlich fing er an zu lachen.
»Da wird sich Jacaud aber wundern. Er hat mir gesagt,
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