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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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sein.«
    Katherine sah sie erschrocken an. »Er handelt nur in meinem Interesse«, sagte sie nach einer kurzen Pause.
    Wie praktisch, dass dieses Interesse auch seine eigenen Taschen füllte. Nell gab sich mit einem weiteren Achselzucken zufrieden. Es ging sie schließlich nichts an.
    Katherine räusperte sich. »Aber weshalb ich hier bin: Es war … falsch, dass ich so kalt zu Ihnen war. Sie müssen verstehen, wie fassungslos ich war – ich fürchte, meine Gefühle gingen mit mir durch.«
    »Das verstehe ich.« Nun, im Moment hatte Katherine ihre Gefühle fest unter Kontrolle. Vielleicht hielt sie Nell noch immer für eine Betrügerin und fühlte sich nur durch die Umstände gezwungen, ihre Zweifel zu verbergen.
    »Gut … Das ist sehr freundlich von Ihnen. Großzügig.« Katherine rollte die Lippen nach innen, ihr Mund war nur noch eine schmale Linie. Nein, sie glaubte es nicht. Der Tauflöffel machte für sie nicht den geringsten Unterschied. Aber da Nells Forderungen anscheinend akzeptiert wurden, hatte sie keine andere Wahl, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    Lady Katherine sah nicht glücklich aus, überhaupt nicht erfreut über ihre nächsten Worte: »Gleichwohl, ich fühle mich verpflichtet, meinen Fehler wiedergutzumachen. Ich frage mich … ob Sie so freundlich wären, mich auf eine kleine Fahrt durch den Park zu begleiten?«
    Nell starrte sie an. »Warum?«
    »Nun … es ist ein schöner Tag«, sagte sie und wedelte linkisch in Richtung Fenster.
    Nell sah in ebendiese Richtung und hob die Augenbrauen. Das Fenster zeigte einen wolkenverhangenen Himmel, die Blätter noch feucht vom Nieselregen.
    Katherine gab ein kleines Lachen von sich. »In Ordnung, es ist ein furchtbarer Tag. Aber trotzdem, um diese Zeit ist immer jemand im Park. Und ich kann genauso gut ehrlich zu Ihnen sein. Wenn wir in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen verkehren, sollten wir so bald wie möglich gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten. Es wäre wirklich unangenehm, wenn die ganze Welt Spekulationen darüber anstellt, was wir voneinander denken – wenn man uns beobachtet und hinter unserem Rücken tuschelt. Meinen Sie nicht? Wenn die Leute sehen, dass wir freundlich miteinander umgehen, kann man die Frage nach unseren Gefühlen direkt zur ewigen Ruhe betten. Auf keinen Fall möchte ich das Opfer von Gerede werden. Und Sie sicherlich auch nicht«, fügte sie hastig hinzu.
    Unwillkürlich lächelte Nell. »Mir bleibt wohl kaum etwas anderes übrig. Sie haben die Herde von Reportern vor dem Haus sicher nicht übersehen.«
    »Nein«, murmelte Katherine. »Vielleicht könnte … mein Fahrer uns in den Stallungen abholen?«
    Nell zögerte. Die Erinnerung an ihre letzte Begegnung sprach kaum für diese Einladung. Aber vielleicht … Vergebung war nicht immer töricht. In schwierigen Situationen begingen Menschen Fehler, sie versuchten sich zu schützen, ohne an die Konsequenzen zu denken.
    Simon hatte sie nicht gekannt, als er Vorkehrungen für die Annullierung getroffen hatte.
    Katherine war nicht darauf gefasst gewesen, ihre lang verlorene Schwester bei Lady Allenton wieder zu treffen.
    Nell blickte in das Gesicht ihrer Schwester – dem Gesicht, das dem ihren so ähnlich sah. Natürlich wollte sie die Frau dahinter kennenlernen. Katherine musste das Gleiche fühlen.
    »In Ordnung«, sagte sie. Vielleicht war das ein neuer Anfang.
    Schweigend saßen sie im sicheren Innenraum der Kutsche, als der Fahrer langsam auf die Straße fuhr. Fast wurde das Klappern der Hufe vom Geschrei auf der Straße übertönt:
    »Lady Rushden – nur eine Frage …«
    »Stimmt es, was Mr Norton sagt, dass Sie in seiner Fabrik in Bethnal Green als einfache Arbeiterin gearbeitet haben?«
    »Ist sie Ihre Schwester, Lady Katherine? Bestätigen Sie das?«
    Katherine klopfte gewandt gegen ihren lächerlichen Hut – vorsichtig, wie Nell bemerkte, um die unglücklichen Wachteln nicht zu beschädigen. »Einer von ihnen hat mit der Kamera durch das Geländer gezielt«, sagte sie mit einer Grimasse. »Ich glaube, ich wurde fotografiert.«
    »Sie sehen gut aus«, sagte Nell unwillkürlich, als säße da Hannah oder irgendjemand anders, den sie beruhigen könnte. Nicht dieses Mädchen, das es ihr gegenüber kaum aushielt, ohne sie anzufauchen. »Der Hut sitzt gerade.«
    Katherine beäugte sie kritisch. »Die Toque soll nicht gerade sitzen. Sondern in einem leichten Winkel über der Stirn.«
    »Oh.« Hannah hätte so etwas gewusst. »Nun, dann … soll ich

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