Eine Parkuhr fuer mein Pferd
freundlich! Ich möchte das gleiche wie mein Freund.“
Der Ober schluckte zweimal, ergriff dann den Eimer mit spitzen Fingern, hielt ihn weit von sich ab, als ob er etwas Unanständiges davontrüge, und ging in die Küche.
Andreas grinste. „Ob er den Eimer auch so trägt, wenn er voll ist?“
Nach einigen Minuten kam der Ober mit den Getränken, aber ohne Eimer. „Bitte, mein Herr“, sagte er, „der Eimer steht drüben vor der Küche. Wenn Sie sich bitte selber bemühen wollen! Hier sind Ihre Getränke, die Schweinshaxen brauchen noch eine Weile.“
„Danke“, sagte Hans. Er trank einen Schluck und stand auf. „So, nun ist Südwind an der Reihe. Das arme Viech muß einen Mordsdurst haben. Ach, Andreas, gib mir doch bitte deinen Autoschlüssel mit, dann könnte ich den Sattel in den Wagen legen.“
Als er mit dem vollen Eimer nach draußen kam, sah er, daß einige Leute bei dem Pferd standen, es bestaunten und über seine komische Kopfbedeckung lachten. Er stellte den Eimer neben die Parkuhr und klopfte Südwind den Hals. „Nun trink man schön“, sagte er dabei. „In der Küche haben sie noch mehr Wasser, du kannst einen Nachschlag haben.“
Südwind war wirklich sehr durstig. Er trank gierig in langen Zügen. Hans achtete darauf, daß er den Eimer nicht umstieß, und packte den Sattel und das Gepäck in die Ente. Und dann mußte er den Eimer schon nachfüllen.
„So“, sagte er, „mehr kriegst du nicht!“ und ging in die Gaststätte zurück.
Inzwischen hatte der Ober die Suppe und die Schweinshaxen gebracht. Andreas säbelte schon daran herum. Hans stellte den Eimer unter den Tisch und begann seine Suppe zu löffeln. „Hm“, sagte er, „die kann man essen, schmeckt direkt nach Spargel.“
„Aber die Haxe erst! Einsame Spitze“, lobte Andreas.
Hans rieb unter dem Tisch seine Unterschenkel aneinander und strich sich hin und wieder mit der Hand über die Oberschenkel. „Am liebsten möchte ich mich nach dem Essen hier irgendwo in ein Hotelbett hauen und meine Beine hochlagern, damit sie wieder zu sich kommen“, stöhnte er. „Aber Südwind kann ja nicht die ganze Nacht an der Parkuhr stehen.“
„Ich weiß was Besseres“, sagte Andreas. „Wir Brettern los in Richtung Elbefähre Glückstadt-Wischhafen und bauen in einem Wald oder auf einer Wiese unser Zelt auf. Südwind lassen wir da frei herumlaufen und grasen, dann ist er morgen früh satt und ausgeruht.“
„Ich steige heute nicht mehr aufs Pferd“, protestierte Hans. „Das kann ich meinen Beinen nicht antun.“
„Na, komm, zwei, drei Kilometer wirst du schon noch schaffen.“
Sie vertieften sich wieder in ihre Schweinshaxen und schwiegen. Da betrat ein Polizist die Gaststätte und schaute sich suchend um. Er wechselte ein paar Worte mit dem Ober und kam dann an ihren Tisch.
„Guten Abend“, grüßte er. „Wem von Ihnen gehört das Pferd da draußen an der Parkuhr?“
„Mir“, antwortete Hans. „Ist die Uhr schon abgelaufen?“
„Darum geht es nicht“, sagte der Polizist, „sondern um das Pferd. Um die Tatsache, daß es an einer Parkuhr angebunden ist. Wir sind hier doch nicht im Wilden Westen!“
„Das ist mir bekannt“, erwiderte Hans, „da gibt es ja keine Parkuhren.“
„Also kommen Sie und binden Sie das Pferd los“, forderte der Polizist, „bevor es Unheil anrichtet.“
„Keine Sorge“, versuchte Hans ihn zu beruhigen, „solange es angebunden ist, kann es nichts anstellen. Es steht ja nur da und beguckt sich die Leute, die vorbeikommen.“
„Wenn wir es losbinden, könnte es allerdings Ärger machen“, mischte sich Andreas ein. „Es könnte vor ein Auto laufen oder jemandem auf die Hühneraugen treten.“
„Es ist nicht erlaubt, ein Pferd an eine Parkuhr zu binden“, sagte der Polizist. „Darum fordere ich Sie jetzt in aller Form auf, es fortzuführen.“
„Aber doch wohl nicht, bevor wir gegessen haben!“ rief Andreas empört. „So etwas Unmenschliches können Sie nicht von uns verlangen. Diese Schweinshaxe hier ist unsere erste warme Mahlzeit heute.“
„Junger Mann“, sagte der Polizist um einige Phon lauter, so daß alle Gäste im Lokal amüsiert aufhorchten, „Parkplätze sind für Kraftwagen bestimmt und nicht für Pferde.“
„Tatsächlich?“ staunte Hans. „Sind Sie da ganz sicher?“
„Erlauben Sie einem langjährigen Verkehrsteilnehmer eine Frage“, ließ Andreas sich wieder hören. „Ist es das erste Mal, daß Sie ein Pferd an einer Parkuhr sehen?“
„Natürlich!“ erwiderte der
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