Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Polizist gereizt.
„Sehen Sie, daran liegt es“, fuhr Andreas fort. „Sie haben keine Erfahrung mit parkenden Pferden.“
Der Polizist verlor allmählich die Geduld. „Hören Sie“, rief er, „der Parkplatz wird gebraucht, das Pferd muß da verschwinden. Wenn Sie nicht bereit sind, meiner Aufforderung unverzüglich Folge zu leisten, muß ich Sie gebührenpflichtig verwarnen.“ Er zückte seinen Block und schrieb die Verwarnung aus. „Zwanzig Mark bekomme ich von Ihnen!“
„Aber nicht sofort!“ wehrte Andreas ab. „Wir werden nämlich Rechtsmittel dagegen einlegen. Wenn wir von unserer Deutschlandtour zurückkommen, so in etwa acht Wochen, benachrichtigen wir unsern Rechtsanwalt. Der soll sich dann mit dem Gericht herumschlagen und klären, ob es wirklich verboten ist, ein Pferd an eine Parkuhr zu binden.“ Dann widmete er sich wieder seinem Essen. „Nun stehen Sie hier die ganze Zeit herum“, wandte er sich noch einmal an den Polizisten. „Wenn Sie sich hingesetzt hätten, wäre es für uns und für Sie viel netter gewesen. Wir haben unser schönes Essen reingeschlungen, und Sie sind böse geworden. Herr Ober, wir möchten zahlen. Aus der roten Grütze wird leider nichts mehr, die Polizei ist dagegen.“
Auch Hans war mittlerweile fertig. Er bezahlte und stand auf. „Sagen Sie, haben Sie das mit der gebührenpflichtigen Verwarnung ernst gemeint?“ fragte er.
„Selbstverständlich!“ rief der Polizist.
„Ich dachte, es sollte nur ein Scherz sein. Ein Mensch mit Herz, wie Sie es doch sicherlich sind, kann sich nicht darüber aufregen, daß ein armes kleines Pferd sich ein halbes Stündchen an einer Parkuhr ausruht. Also stören wir es in seinem wohlverdienten Halbschlaf und binden es los. Wenn Sie mich bitte begleiten wollen, Herr Wachtmeister!“
Die Gäste rundum genossen den Auftritt. Viele zahlten schnell, um mitzuerleben, wie es draußen weiterging. So standen bald zehn bis zwölf Leute an der Parkuhr.
„Nun sehen Sie selbst, wie friedlich mein Pferd dasteht und wartet“, sagte Hans. „Es tut keiner Fliege was zuleide.“
Der Polizist stellte sich hinter die Parkuhr und klopfte mit dem Kugelschreiber an die Scheibe. „Da, abgelaufen ist die Uhr auch längst. Eigentlich müßten Sie noch ein Bußgeld bezahlen.“ Bei diesen Worten rutschte ihm der Kugelschreiber aus der Hand und fiel zu Boden.
„Lassen Sie ihn liegen!“ rief Hans, der Südwind gerade losgebunden hatte. „Nicht aufheben! Warten Sie damit, bis wir weg sind!“
„Warum denn?“ fragte der Polizist erstaunt und bückte sich schon.
Als er sich wieder aufrichtete, wieherte Südwind, erhob sich auf die Hinterbeine und drehte eine bildschöne Pirouette.
Der Polizist sprang erschrocken zurück. „Halten Sie Ihr Pferd fest!“ rief er.
Die Leute wichen ebenfalls zurück. Eine Frau aber lachte und klatschte in die Hände.
„Nicht, bitte nicht!“ flehte Hans. Aber es war zu spät. Südwind hatte das Signal schon wahrgenommen und begann zu tanzen, linksherum, rechtsherum, vorwärts und zurück. Dabei wieherte er laut. Da fing noch jemand an zu klatschen, und bald klatschten alle im Takt. Sie fanden, das Pferd hatte den Applaus verdient.
„Hören Sie doch auf!“ schrie Hans. „Sie machen das Tier ja ganz verrückt!“ Er wußte nicht, auf welches Zeichen hin Südwind mit dem Gehopse Schluß machte.
Da nahm einer der Männer, die in Südwinds Blickfeld waren, seinen Hut ab und wischte sich die Stirn. Sofort blieb Südwind stehen. Die Leute waren verblüfft und hörten auf zu klatschen. Hans war erleichtert. Er ergriff den Zügel und strich Südwind liebkosend über die Stirn. Da kniete das Tier sich hin und verneigte sich.
„Ach, du dicker Vater!“ sagte Hans. „Hat er das auch noch auf der Pfanne? Bitte, nicht klatschen“, rief er den Umstehenden zu, „sonst bringen Sie mein Pferd um! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Ihnen, Herr Wachtmeister, dafür, daß Sie diese hübsche Zirkusvorstellung in Gang gebracht haben. Wenn Sie erlauben, werde ich jetzt schnellstens davonreiten, damit der Verkehr hier wieder in Fluß kommt.“
Er nickte dem sprachlosen Polizisten noch einmal zu und führte Südwind weg. Andreas stieg in seine Ente und fuhr langsam hinterher.
Herr Fabunelli bat nichts zu lachen
Unter den Leuten, die Südwind hatten tanzen sehen, war auch ein junger Reporter der „Norddeutschen Rundschau“ gewesen. Der machte eine hübsche kleine Geschichte daraus, und am übernächsten Tag stand sie in der
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