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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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daß Du davon träumst, eines Tages ein neues Leben in den Staaten anzufangen. Meinst Du nicht, daß die Lust auf mich vielleicht auch ein bißchen selbstsüchtig ist? Ich muß Dir sagen: Vergiß die Sache. Mit Deinem Vorstrafenregister bekommst Du nie die Green Card. Wahrscheinlich nicht einmal ein Urlaubsvisum. Überleg Dir das noch einmal.
    Ich wünsche Dir ein langes, ehrliches Leben – ohne mich. Daisy
     
    Jimmy, ich habe die Berichte über Deinen Fall in der Zeitung verfolgt. Es steht fast jeden Tag etwas darüber in der Presse. Ich war so stolz, als ich gelesen habe, daß der Richter sagte, der Ausfall Beauforts habe Deinem Mandanten nicht geschadet (was natürlich heißt, daß Du brillant bist). Den Beschreibungen nach zu urteilen, scheint dieser Mandant ein ganz schön schräger Vogel zu sein. Es ist fast wie im Kino, mit dem Rolls-Royce und seinen üblen Tricks. Ich bewundere Dich, weil Du diese ganzen Sachen, diese Holding- und Tochtergesellschaften auseinander halten kannst. Das, was Du früher immer gesagt hast, ist wirklich wahr: Mein Vaterkomplex hat mich daran gehindert, mich mehr für Deine Arbeit zu interessieren. Du hast wirklich einen tollen Job, nicht wahr?
    Ganz allmählich gewöhne ich mich an den Gedanken, daß Mom nicht mehr da ist. Ich hoffe, daß auch Du irgendwann begreifen wirst, was für ein Schlag das für mich gewesen ist. Weißt Du, sie hat mir die Liebe beider Eltern geben müssen, und sie zu verlieren, war genauso, als hätte ich Mutter, Vater, Großmutter, Bruder und Schwester gleichzeitig verloren. Bitte, versteh mich. Ich weiß, sie war schwach und albern und ist wahrscheinlich nie erwachsen geworden, aber sie hat meine Seele mit ihrer Liebe gerettet. In letzter Zeit habe ich mich ein bißchen mit Religion befaßt. Ich bete jeden Abend für Dich – für uns –, und letzten Sonntag bin ich in der Kirche gewesen. Ich werde immer für Dich dasein, Jimmy. Daisy
     
    Liebe Mauer, wird es mir je gelingen, einen Riß in diese Mauer zu klopfen? Meine Worte sind nichts anderes als Graffiti, die ich mit blutenden Fingernägeln in Dich einritze, Mauer. Meinst Du, es fällt mir leicht, diese Briefe zu schreiben, Mauer? Nein, durchaus nicht. Bei jedem Brief bluten meine Finger. Ich kratze und kratze, bis alle meine Nägel abgebrochen sind und mir das Blut über die Hände läuft. Jedesmal wieder meine ich, ich müßte etwas bewirkt haben, aber es gelingt mir nicht, oder? Es ist bloß schmutziges Frauenblut, das Du am Morgen wieder abwäschst. D.
     
    Na schön, Du Arsch, dann schreibe ich Dir eben einen amerikanischen Brief, besser gesagt, einen New Yorker. Ich hab’ diese feigen britischen Höflichkeitsspielchen satt. Ich sage Dir: Du brauchst mich. Und willst Du wissen, warum? Weil ich die einzige bin, die Dein Blut noch durch den Körper pumpt, nachdem Du Dein Herz für Deine verdammte Karriere geopfert hast. Ich bin Dein Unterbewußtes, Du Arschloch. Ich bin das einzige Leben, das Du hast. Die Juristerei ist nicht das Leben, sondern der Tod. Na schön, ich hab’ Dir also weh getan. Na und? Ich hab’ Dir nie versprochen, daß ich das nicht machen würde. Ich hab’ Dir nie verheimlicht, daß ich ganz schön verkorkst sein kann. Und genau deswegen liebst Du mich, Jimmy, o ja! Ob Dir das gefällt oder nicht, meine wilde Seite, die soziopathische, wenn Du so möchtest, hat Dich die ganzen Jahre über aufrechterhalten, in denen Dein Herz auf Eis lag. D.
     
    Du Schwein – kapierst Du denn nicht, was Du da machst? GENAU SO HÄTTE MEIN VATER AUCH REAGIERT .
     
    Jetzt ist es drei Monate her. Ich habe in den Nachrichten gehört, daß die Verhandlung bald abgeschlossen wird. Wahrscheinlich bereitest Du jetzt Deine Zusammenfassung für die Geschworenen vor. Ich weiß noch, wie angespannt Du dabei immer warst. Eigentlich sollte ich optimistisch sein, weil Du dann nach London zurückkommst, aber das bin ich nicht. Im letzten Monat, in dem ich Dir nicht mehr so viele Briefe geschrieben habe, habe ich allmählich begriffen, daß wir vielleicht nicht mehr zusammenkommen werden. O James! Ich hätte nie gedacht, daß so etwas passieren könnte, nicht einmal in meinen finstersten Momenten. Ich hatte erwartet, daß Du mich bestrafen würdest, bis es Deiner Ansicht nach genug wäre, aber ich habe nie geglaubt, daß es das Ende wäre. Auch Dir müßte inzwischen klar sein, daß ich ebenfalls gelitten habe, ob mehr oder weniger als Du, wer sollte das schon beurteilen?
    Ich habe Dir das bisher nicht

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