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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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zu haben, warum sollte das ehrenwerte Gericht Ihrer Aussage dann jetzt Glauben schenken?«
    Der Richter schloß gequält die Augen, doch die Geschworenen lauschten voller Spannung. Es passiert nicht oft, daß ein Barrister in einem Mordprozeß von einem anderen Barrister ins Kreuzverhör genommen wird.
    Ich schwieg eine Weile, als falle es mir schwer, die Frage zu beantworten, genau, wie Feinberg es mir geraten hatte. Dann begann ich mit so leiser Stimme, daß der Richter mich müde bat, lauter zu sprechen. Ich wiederholte das, was ich gesagt hatte, immer noch ziemlich leise, aber immerhin so laut, daß die Geschworenen mich verstehen konnten.
    »Ich habe die Antwort auf diese Frage nicht verstanden«, beklagte sich Carlford.
    »Würden Sie die Antwort bitte wiederholen«, sagte der Richter. Anders als bei den anderen Zeugen hielt er sich bei mir nicht mit besonderen Höflichkeitsfloskeln auf. In seinen Augen hatte ich den hehren Stand der Juristen verraten. In meinem Fall fand der Krieg nicht mehr auf einem anderen Schauplatz statt. Aber wahrscheinlich war das nie anders gewesen.
    »Als Commander Holmes an jenem Tag zu mir kam, war mir nicht klar, daß Mrs. Thirsts Freiheit auf dem Spiel stand. Jetzt weiß ich es.«
    Monkson sah den Käse in der Falle, die Feinberg und Carlford ihm schon vor Monaten gestellt hatten.
    »Wollen Sie dem Gericht damit sagen, daß Sie anfangs die Unwahrheit gesagt haben, um Ihre Karriere nicht zu gefährden und die Tatsache zu vertuschen, daß Sie sich auf eine Verbindung mit der Frau eines bekannten Kriminellen eingelassen hatten?«
    »Ja.«
    Ich bemerkte den Glanz in Monksons Augen. »Und jetzt sagen Sie, daß Ihr Gewissen Sie überwältigt hat und Sie sich wie Sir Galahad vor Mrs. Thirst stellen, um sie zu schützen?«
    »Ich bin hierhergekommen, um die Wahrheit zu sagen.«
    »Aber Sie lieben Mrs. Thirst, oder?«
    »Ja.«
    »Schon seit mehr als zehn Jahren?«
    »Vielleicht.«
    »Und Sie werden alles tun, um sie zu retten – alles?«
    »Nein.«
    »Sogar lügen, um ihr ein Alibi zu verschaffen?«
    »Nein.«
    »Sie werden Ihre Karriere, Ihre Integrität, Ihren Charakter verleugnen, um ihre Haut zu retten, so verliebt sind Sie in sie?«
    »Nein.«
    Als ich aus dem Zeugenstand trat, war mir übel, doch Feinberg schickte mir einen kleinen Zettel, um mir zu gratulieren. Der erste Teil seines Plans hatte wunderbar funktioniert. Wahrscheinlich gab es nicht einen Geschworenen, der mein Alibi für Daisy wirklich glaubte. Aber ich hatte den besten Grund dafür, den sich zwölf gutherzige Leute vorstellen konnten. Ich war der liebeskranke Heilige, der klassische Gute, der immer zur Stelle ist, wenn die Dame ihn braucht. Der grundsolide, unphallische Bauer.
    Vielleicht war ich nicht gerade amüsant, aber ich war der Mann, mit dem eine Frau sich vorstellen konnte, Kinder zu haben. Jetzt hing alles von Daisy ab.
    Feinberg sorgte dafür, daß sie den Geschworenen ihren dicken Bauch vorführte, bevor sie den Zeugenstand betrat. Wir hatten getan, was wir konnten, um sicherzustellen, daß die Geschworenen selbst Eltern waren.
    Sie war immer noch in der Lage, mit einem Rest ihrer früheren Eleganz zu gehen und zu stehen. Außerdem hatte die Schwangerschaft eine wunderbare Wirkung auf ihre Haut. Sie glänzte wie die eines jungen Mädchens. Sie war mittlerweile in dem Stadium angelangt, in dem ihre ganze Energie und Aufmerksamkeit dem Baby galten und die Welt der Männer nebensächlich wurde. Sie strahlte die feste Überzeugung aus, daß das Schicksal es nicht so böse mit ihr meinen konnte, sie ins Gefängnis zu schicken und sie so von ihrem Neugeborenen zu trennen. Ein paar von den Geschworenen hatten schon feuchte Augen, bevor sie den Mund aufmachte.
    Der Richter sorgte natürlich dafür, daß sie sich setzte. Carlford machte ihn sofort darauf aufmerksam, daß der Hocker im Zeugenstand keine Rückenlehne habe. Das hängt mit der merkwürdigen Tatsache zusammen, daß der Zeuge im Number One Court des Old Bailey anders als in allen anderen Gerichten des Landes mit dem Rücken zu den Geschworenen steht oder sitzt und die Richter ansieht. Indem Carlford den Richter überredete, Daisy aus dem Zeugenstand herauszulassen, sobald sie vereidigt war – und ihr einen Platz zuzuweisen, auf dem sowohl Richter als auch Geschworene ihr Gesicht sehen konnten –, sorgte er dafür, daß die Geschworenen immerzu an ihre bevorstehenden Mutterfreuden erinnert wurden.
    Eifrige Gerichtsdiener brachten ihr Wasser. Die

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