Eine Reise beginnt
Freunde waren noch keine Stunde unterwegs, als sie plötzlich ein herrenloses Pferd ohne Geschirr und Sattel am Wegrand stehen sahen. Die Stute schien in der Sonne zu dösen, war sehr zierlich gebaut und hatte ein isabellfarbenes Fell. Neugierig und zahm blinzelte sie den beiden Ankommenden zu und schien sich ihnen anschließen zu wollen. Koperian versuchte durch einen schnelleren Gang dem Pferd zu zeigen, dass es nicht mitkommen sollte, doch es half nichts. Dann hob der Elf wild gestikulierend und schreiend die Hände um das Tier zu verscheuchen, doch die Stute blieb ungerührt vor ihm stehen. Nun versuchte der Elf die Stute mit einem schnellen Lauf abzuhängen und gab nach einer Weile nach Luft ringend auf. Ohne viel Mühe war ihm das Tier auf dem Fuße gefolgt. Indo, der noch nie ein Pferd gesehen hatte, war von ihrem Anblick fasziniert. Wie versteinert blieb er auf des Elfen Schultern sitzen und betrachtete sie. Irgendwie schien die Stute in ihm geheime Erinnerungen zu berühren. Vielleicht hatte er ja als kleines Kind schon mal ein Pferd gesehen und konnte sich nicht mehr daran erinnern. Indo war verwirrt. Schnell schüttelte er seine Gedanken ab, als der Druide zu sprechen anfing. „Das herrenlose Pferd ist wohl von einer Koppel ausgebrochen, doch halt", Koperian untersuchte die Stirn des Tieres und sah dann Indo an.
„ Es hat genauso ein Mal auf der Stirn, .... so wie du Indo"; sagte er nachdenklich. "Vielleicht ist es uns deswegen so zugetan.“ Der Elf überlegte einen Moment. „Wir werden es mit uns nehmen. Wenn irgendjemand dieser Gegend Anspruch auf die Stute erhebt, dann geben wir es seinem Besitzer zurück. Aber ich habe so ein Pferd in dieser Gegend noch nie gesehen.“
Indo verstand nicht ganz, was der Elf meinte. Vielleicht sahen nicht alle Pferde aus wie sie und vielleicht vor allem die Pferde dieser Gegend nicht. Indo nahm sich vor die Augen aufzuhalten und nach Pferden Ausschau zu halten.
„ Achtung Indo"; rief der Elf, welcher der Stute kurz seine Hand auf die Stirn gelegt und sich geistig mit ihr verbunden hatte. Nach Elfengewohnheit, die ihre Tiere immer ohne Zügel und Zaumzeug ritten saß er auf und der kleine Gambur konnte sich bei dem Sprung auf das Pferd gerade noch rechtzeitig am Hals seines Freundes festhalten. Dann setzte sich die Stute geschmeidig in Bewegung.
„ Wie wollen wir sie denn nennen", fragte der Elf seinen kleinen Freund.
„ Lihn", antwortete der Gambur wie mechanisch,
„ Der Name kam mir in den Sinn. Ich weiß nicht warum aber sie heißt Lihn."
Koperian war über die bestimmende Reaktion seines kleinen Freundes etwas verwundert, lächelte aber dann heimlich und akzeptierte des Gamburen Worte. Er vermutete den Einfluss der Einhörner und behielt sein Geheimnis für sich. Indo fand nun den Hals seines Freundes nicht mehr Attraktiv genug. Das neue Gefühl des Reitens faszinierte ihn und nahm ihn ganz für sich ein. Er kletterte am Rücken des Elfens herunter und hangelte sich auf die Kuppe von Lihn. Die behutsam auf den kleinen Gamburen achtete indem sie immer wieder leicht zu ihm nach hinten schielte. Der Halbkobold setzte sich direkt an den Ansatz des besch-weißen Schweifes und betrachtete die Gegend. Indo hob sein Kinn und drückte seine Brust heraus, als wolle er der ganzen Welt zeigen, dass er reiten konnte.
Am späten Nachmittag erreichten sie Setchal. Die Stadt wirkte nicht viel anders, als das Dorf Ischya nur, dass sie um einiges größer war. Gerne wäre Indo in der fremden Menschenstadt, die ihn sehr faszinierte, auf Erkundung gegangen, doch Koperian brachte sie sofort in ein kleines Gasthaus namens Schewea - Nord. Der Wirt kannte den Elfen bereits von seinen früheren Handelsbesuchen. An den kleinen Gamburen musste er sich jedoch erst gewöhnen. Doch Koperian wusste, dass sie hier sicher waren. Der Wirt war für menschliche Verhältnisse sehr alt. Er war in seiner Jugend viel gereist und hatte für einen Menschen schon sehr viel gesehen. Der Anblick eines Elfen versetzte in nicht mehr in Erstaunen. Lihn sorgte bei den Menschen im Stall für Aufruhr. Sie hatten ein solches Tier in Setchal noch nie gesehen und Indo erkannte jetzt, was Koperian und die Menschen so verwunderte. In den Stall standen vier Pferde, die zur Arbeit auf den Feldern oder zum Ziehen von Wägen und Karren verwendet wurden. Entweder waren es kleinere Ponys, die zotteliges Fell aufwiesen und meist schwarzbraun gescheckt waren, oder riesengroße braune oder schwarze Tiere mit
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