Eine riskante Affäre (German Edition)
die Türschwelle getreten war, musste er beschlossen haben, sie wieder aufzunehmen. Er musste aber auch alles immer so verflucht kompliziert machen, dieser Lazarus.
»Ja, Sir.« Sie rieb sich das Gesicht und dachte angestrengt über einen Weg nach, wie sie von hier wegkam. Zurzeit war ihr Gehirn jedoch so taub wie eine Nuss.
»Mach es dir gar nicht erst bequem, Jess. Du wirst nicht bleiben.« Der Kapitän schlich durchs Zimmer, um seine an Badger nicht befriedigte Streitlust abzubauen. Der Nächste, dem sie jetzt lieber nicht in die Quere kommen wollte.
Es gab niemanden, der so war wie Sebastian. Niemanden. Lazarus konnte ihn windelweich schlagen oder ihm die Kehle durchschneiden und ihn mit der Nachmittagsflut entsorgen. Doch Kennett benahm sich so, als befände er sich an Deck seines eigenen Schiffes mit fünfzig Mann im Rücken. Da war sie so viele Jahre bei Lazarus gewesen und hatte nicht ein einziges Mal jemanden gesehen, der so frech hereinspaziert war. Fast schon, als wollte er Selbstmord begehen.
»Ist es das, was Sie glauben?«, wollte Lazarus wissen.
Kennett nahm sich selbst einen Sessel und setzte sich Lazarus gegenüber. In beider Haltung war nichts Versöhnliches zu erkennen. »Wir müssen uns unterhalten. Schaffen Sie diese Mithörer raus«, sagte er.
»Meine Leute hören nicht mit, es sei denn, ich will es.« Lazarus gab sich freundlich. Eine Königskobra, die freundlich war. »Entschuldigung, dass ich Ihnen den Spaß mit Badger verderben musste, aber ich kann nicht zulassen, dass Sie meine Informanten umbringen, nur weil sie dumm sind. Dann würden wir nur so durch Leichen waten.«
»Sie haben zugelassen, dass er ein Messer auf Jess richtet.«
»Sie war noch ein kleines Mädchen, da konnte sie diesem Tölpel schon entkommen.« Lazarus zeigte ein müdes, boshaftes Lächeln. »Meist. Ich habe der Bruderschaft demonstriert, dass kein Schwächling aus ihr geworden ist. Jetzt werden sie sie akzeptieren. Fluffy, ich habe einen Gast.« Er schnipste ungeduldig mit den Fingern. »Wein. Um Himmels willen, Mädchen, man könnte denken, du bist in einer Scheune aufgewachsen.«
Seine Liebelei rappelte sich hoch und eilte zu Flasche und Gläsern. Sie balancierte das Silbertablett über ihrem vorstehenden Bauch und bot zuerst Sebastian etwas an, der ein Glas nahm, und dann Lazarus. Jess bot sie keines an. Selbst die Kleine wusste, dass Jess kein Gast war.
»Ich überlege, ob Sie einen Fehler begangen haben, als Sie hergekommen sind, Kapitän.« Lazarus musste die Medici-Halskette die ganze Zeit in der Hand gehabt haben. Er hielt sie neben sein Burgunderglas und verglich die Farben. »Sie stehen in dem Ruf, einen scharfen Verstand zu besitzen. Wollen Sie den Wein nicht mal probieren? Er ist ausgezeichnet.«
Der Kapitän ging nicht auf seine Spielchen ein. Er blieb so schroff und unnachgiebig wie eine Felsküste. »Reden wir über Jess.«
»Immer wollen Sie irgendwelche Frauen von mir. Kann ich Sie vielleicht für Fluffy hier interessieren? Ich bin sie allmählich leid.« Lazarus nahm einen Schluck und wedelte mit seinem Glas. »Für den Geschmack einiger Männer vielleicht ein bisschen zu kurz vorm Werfen, aber ein munteres Ding. Wissen Sie, wonach ich diese Mädchen aussuche? Jede von ihnen hat etwas angestellt, wofür man sie hängen würde. Jede einzelne. Wollen wir uns mal anhören, was Fluffy gemacht hat?« Er winkte das Mädchen zu sich.
Steif und widerwillig kam sie näher, den Kopf hinter einem Vorhang aus Haaren versteckt. »Ich hatte ein Dienstmädchen. Es war fünfzehn. Ich … « Man brauchte wohl nicht zu erwähnen, wie oft sie diese Geschichte schon hatte erzählen müssen.
Lazarus demonstrierte, wie grausam er sein konnte. Jess hasste es, wenn er sich so verhielt. So war er nicht. Eigentlich nicht. Man könnte meinen, er tat es mit Absicht, um zu sehen, wie weit er den Kapitän treiben konnte.
Sebastian beendete das Ganze. Mit seiner Stimme hätte man Hartholz zersägen können. »Müssen wir unsere Zeit damit verschwenden? Ich habe Sie verstanden.«
»Wie Sie sagten, Sie haben mich verstanden.« Lazarus berührte das blonde Mädchen. »Geh. Haben Sie eigentlich Frauen besessen, Kapitän, drüben in der Türkei und Syrien? Es heißt, dass man im Osten Frauen jeder Farbe oder Gestalt kaufen kann. Frauen der unterschiedlichsten sexuellen Spielarten.«
»Das Gleiche hört man auch über London.« Sebastian leerte sein Weinglas in einem einzigen langen Zug und warf es »der Hand« zu.
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