Eine riskante Affäre (German Edition)
zwei Fingerbreit an seiner Wange vorbei. Er hatte den Bluff von Badgers Augen abgelesen, noch ehe das Messer auch nur gezuckt hatte. Ein Bluff … und er hatte ihn provoziert.
Sie verstanden feinste Unterschiede, die hier versammelten Mordbuben. Die Hälfte von ihnen hatte er in diesem Moment auf seiner Seite. Beifälliges Murmeln und ein Lachen erklangen.
Badger schrie: »Sie haben kein Recht. Sie können hier nicht so einfach reinspazieren und … «
»Jess gehört mir.« Er sorgte dafür, dass alle es hörten. »Ihr habt meine Frau. Das ist Berechtigung genug.«
Badgers Stirn legte sich in Falten. Allmählich entglitten ihm die Dinge.
»Ich bin nicht … «, hob Jess an.
Er zischte: »Doch, bist du«, und sie schluckte herunter, was auch immer ihr auf der Zunge lag. Sicherlich etwas, das sie jetzt besser für sich behielt.
Unter den Männern befand sich nicht ein einziger, der Lazarus nicht beobachtete und abwartete, wie er auf diese Forderung reagieren würde. Anscheinend gar nicht. Dreißig Augenpaare wurden Zeuge von Lazarus’ Ungerührtheit.
Sebastian musterte die Bande, begegnete Blicken und schaute in Gesichter. »Jess ist meine Frau. Und ich sage, sie hat sich nicht aus dem Staub gemacht. Ist hier unter euch einer – abgesehen von Bugger … «, ein beifälliges Raunen der Belustigung ging durch den Raum, »der das Gegenteil behauptet?«
»Sie war ’ne Weile weg«, legte ein pummeliger Ganove in freundlichem Ton dar. »Zehn Jahre. Ist ja nicht gerade so, als wäre sie auf ’ne Tasse Tee fort gewesen.«
Kichern.
»Ach, ich weiß nich’, Blinks. Ich glaub, ich genehmige mir schon mal etwas länger ’ne schöne Tasse Tee. So, wenn das jetzt alles war … « Jess hatte sich der Stimme zugewandt und Badger aus den Augen gelassen. Daher bemerkte sie nicht, dass die erhobene Faust auf sie zuraste.
Badgers Fehler. Das war die Einladung, auf die Sebastian gewartet hatte.
Er blockte den Schlag ab. Ihre Unterarme krachten zusammen. Badger spuckte einen Schwall übler Worte aus und ging heimtückisch in die Hocke, um mit seinem Messer wieder aufzutauchen.
Dieser Kampf hatte sich von dem Moment an nicht mehr vermeiden lassen, als Sebastian durch die Tür getreten war. Dem hünenhaften Schwarzen, dem Leibwächter, gebührte sein Dank dafür, dass er sich Jess schnappte und sie unter Protest aus der Gefahrenzone riss.
Badger hatte keine Skrupel, einen Unbewaffneten anzugreifen. Er stürzte los in dem Glauben, durch sein Messer im Vorteil zu sein, und zählte auf die Reichweite seiner affenartig langen Arme. In dieser Haltung lud er regelrecht zu einem schnellen Boxhieb direkt unter dem Herzen ein. Schnelligkeit schlägt Reichweite – immer. Als Badger sich krümmte, um seinen Mageninhalt hochzuwürgen, trat Sebastian ihm in die Weichteile.
Es gab keinen Mann, der so getroffen nicht zusammenzuckte. Vor dem Hintergrund absoluter Stille übergab Badger sich mit weibischem Gewimmer noch an Ort und Stelle, um dann wie eine verrottende Melone zusammenzubrechen. Das Messer fiel polternd zu Boden.
Weil er sein Publikum kannte und um seinen Standpunkt klarzumachen, trat Sebastian den hinterlistigen Unmenschen noch einmal, während dieser zu Boden ging. Das Gefühl war genauso gut wie beim ersten Mal. Dieser Unrat hatte es doch tatsächlich gewagt, die Hand gegen Jess zu erheben.
Das Schweigen dauerte an. Er brauchte nicht laut zu sprechen. »Du warst unhöflich zu meiner Dame, Badger.«
Keine Antwort vom Kadaver auf dem Boden.
Sebastian hob Badgers Messer auf, drehte es um und beugte sich hinab, um dem Kerl die Spitze an die Kehle zu halten. Und zwar so fest, dass ein Rinnsal Blut auf den Teppich lief. »Ich kann es nicht leiden, wenn man unhöflich zu meiner Dame ist.«
Badger wusch sich nicht den Hals. Er hatte eine Kehle, die sich zu ihrem Vorteil veränderte, wenn man sie aufschlitzte. Wenn Sebastian die Menge in diesem Raum richtig einschätzte, würde niemand Badger vermissen. Aber er hatte seine Meinung verkündet. Eine Sekunde lang verharrte Sebastian noch in dieser Pose, dann richtete er sich auf und warf das Messer weg. Das war die Art von Geste, die Engländer liebten. Außerdem hätte es ihm nur Ärger eingebracht, würde er es behalten.
Das war es, was er gebraucht hatte. Nicht nur einen einfachen Kampf. Eine Zurschaustellung seiner Fähigkeiten, die für wochenlangen Gesprächsstoff sorgen würde. Er hatte der Bruderschaft einen alternativen Gedanken in den Kopf gepflanzt, neben dem, Jess
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