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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Schreibtisch bereit: der Morning Chronicle , die Times , die London Gazette . Wie in einer guten Kaffeestube. Gleich käme der Junge mit süßen Brötchen und bliebe auf eine Unterhaltung bei einer Tasse Tee. Die anderen Geheimdienstmitarbeiter würden den ganzen Tag lang ein und aus gehen. Sie überließen ihn nicht einfach seinen einsamen Grübeleien.
    Jess jedoch … und das beunruhigte ihn wirklich, Jess plante irgendetwas.
    Sie konnte ihm nichts vormachen. Was er ihr zugutehalten musste, war, dass sie nicht versucht hatte … Wenigstens bisher nicht, wo er doch eingesperrt war und sie nicht davon abhalten konnte. Sie brachte ihm Äpfel, setzte sich zu ihm und redete über Indigo und Porzellan. Und dann ging sie hinaus, um Spione zu jagen. Mit der Nase am Boden, wie ihr Frettchen, verfolgte sie die dickste Ratte Londons.
    Wenn er nicht völlig danebenlag, war das genau das, was Adrian Hawkhurst die ganze Zeit über im Sinn gehabt hatte.

6
    Mayfair
    Sie wollte weiterträumen. Draußen, außerhalb des Traumes, gab es nichts als Schmerzen. Innerhalb des Traumes befand sie sich in Sicherheit und wohliger Wärme.
    Der Kapitän lag neben ihr in der Kajüte des Schiffs und verzauberte sie mit seinen Händen, dieser Kapitän.
    Er stellte fest: »Sie machen sich Sorgen. Ich habe doch gesagt, Sie sollen damit aufhören.« Er strich ihr übers Haar und den Hals hinab, bis unter die Decke. Die Decke war aus Valletta.
    Es gab da etwas, das sie zu erledigen hatte. Etwas Wichtiges … »Ich kann gar nicht klar denken.«
    »Das ist der Brandy. Der hält Sie früher oder später ziemlich sicher davon ab, weiter nachzudenken.«
    Ihre Gedanken wirbelten unter diesen geduldigen, geschickten Händen umher. Sie ließ zu, dass sie wie ein Fluss über sie hinwegströmten.
    Es gab da etwas, das sie zu erledigen hatte …
    Die Fingerspitzen glitten sanft, ganz sanft über ihre Haut, und der Gedanke verflüchtigte sich. Es regnete oben an Deck. Wasser, das vom Himmel fiel, aufs Schiff, ins Meer. Sie trieb flussabwärts, wurde selbst zu Wasser.
    Sein Haar hing herunter, glatt, schwarz und schwer. Unter der Decke strich er ihr über den Rücken, auf und ab, wo sie nackt war. Ganz behutsam. Und doch war er bei aller Behutsamkeit wie Feuer. Er sagte: »Ist Ihnen warm genug? Ich habe noch mehr Decken.«
    »Würde mich in einer Schneewehe wärmen, was Sie da mit mir anstellen.« Sie bereitete ihr keine Angst, seine stählerne, maskuline Brust. Vielmehr gab sie ihr Geborgenheit. Doch eigentlich hätte sie sich fürchten sollen, bei all dem Drehen und Kreisen um sie herum und wo sie doch in einer völlig fremden Umgebung war.
    Ned war genauso mächtig gewesen wie dieser Mann hier. Aber dünner. Jünger. Ned hatte goldene Haare, von oben bis unten. Ned hatte sie gestreichelt und ihr dabei dasselbe Gefühl vermittelt, bis er …
    »Was ist los?« Der Kapitän legte ihr seine Fingerspitze an die Stirn. »Sie haben an etwas gedacht. Was war es?«
    Sie mochte sich nicht an Ned erinnern. Ned war fort. Das Meer hatte ihn verschlungen, und es tat weh, an ihn zu denken.
    Der Wind blies Regen gegen die Fensterscheibe der Kajüte, kühl und dunkel. Er brachte Erinnerungen mit sich, von denen Jess ganz schwindlig wurde. Alles drehte und drehte sich. Sie dachte an Ned, wie sie nebeneinander im Stroh lagen, beide nackt. Der Mond schien durchs offene Scheunentor herein.
    Sie sagte: »Er war warm, ganz gleich, wo ich ihn berührt habe.«
    »Heute Nacht sorge ich dafür, dass Sie es warm haben, Jess. Bei mir sind Sie in Sicherheit.«
    Von Sicherheit musste ein Seemann etwas verstehen. Und er wusste auch, wie man in den Hafen zurückgelangte.
    Der Kapitän atmete in ihr Haar. Das setzte eine Musik in Gang, die an ihren Nerven zupfte. Wie dieses lustige Ding in Russland. Balalaika. So nannten sie es.
    Anscheinend hatte sie, ohne es zu bemerken, einen Punkt erreicht, an dem es keine Rückkehr mehr gab. »Vielleicht schlafe ich jetzt ein bisschen.«
    »Das würde mich gar nicht überraschen.«
    Draußen schepperten Milchkannen, und ein Hund bellte.
    Jess öffnete die Augen. Mit einem Gefühl der Verlassenheit erwachte sie in einer Dachkammer. Die dunklen Nebelstreifen des Traumes stiegen empor und lösten sich auf.
    Die Kammer war recht hübsch, hatte eine Dachschräge und weiß getünchte verputzte Wände. Der Mahagoniwaschtisch war von Chippendale und mit einer Schale und einem Wasserkrug aus der Manufaktur in Staffordshire ausgestattet. Whitby’s verkaufte dieses

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