Eine riskante Affäre (German Edition)
führte. »Man sollte sie aus England schaffen. Hier gibt es nichts mehr für sie zu tun, als dabei zuzusehen, wie ihr Vater stirbt.«
»Du unterschätzt sie.« Adrian leerte sein Glas. »Sie wird Cinq für mich finden. Mit Josiahs Verhaftung habe ich ihr den besten Grund der Welt dafür geliefert.«
»Du hast Whitby festgenommen, weil ich dir einen Haufen unschlagbarer Beweise geliefert habe.«
»Ich habe ihn eingesperrt, damit Colonel Reams vom Militärgeheimdienst ihn nicht in seine schmierigen Pfoten bekommt. Das habe ich immer wieder gesagt, aber mir hört ja keiner zu. Möchtest du auch etwas von dem Brandy? Er ist ziemlich gut.«
»Erzähl weiter!«
»Ich habe deinen Geschmack für Brandy immer bewundert.« Vorsichtig wie ein Apotheker maß Adrian noch einen Fingerbreit ab. »Ich kann nicht verstehen, warum so ein schlaues Mädchen wie Jess nicht begreift, wieso ich ihren Vater in den Kerker geworfen habe. Bastian, warum stöbert meine verrückte, famose Jess durch deine Taschen und nimmt dabei so viele Unannehmlichkeiten und ein so großes persönliches Risiko in Kauf?«
»Mir ist vollkommen egal, warum … « Dann wusste er plötzlich, was Jess Whitby im Sinn gehabt hatte. »Verdammter Mist! Sie hat nichts gesucht. Sie wollte mir etwas unterjubeln. So war’s.« Er ergriff seinen Mantel und vergrub die Finger bis tief in die Ecken seiner Taschen.
»Ich habe mich schon gefragt, ob du das auch in Erwägung gezogen hast.«
»Sag’s nächstes Mal einfach.« Sebastian untersuchte die nächste Tasche. »Etwas Kleines. Ein Fetzen Papier mit einer Notiz aus dem Kriegsministerium. Etwas, das leicht zu übersehen und ein erdrückender Beweis ist.« In der Jacke war nichts. »Ich gebe zu, dass sie sich das fein ausgedacht haben. Auf diese Weise wollten sie Whitby freibekommen. Ich werde zum Sündenbock gemacht. Sie steckt mir ein Stück Papier zu, und schon sind sie den Mann los, der Josiah Whitby auf die Anklagebank gebracht hat.«
»Wie überaus gerissen von ihr!«
»Lach mich nur weiter aus. Dein Josiah Whitby ist ein elendes Schwein, das seine Tochter losschickt, um über mich herzufallen. Er schert sich einen Dreck um sie.« Er ließ die Jacke fallen. »Ich hätte das Mädchen an der nächsten Wand schänden können, anstatt einen Preis auszuhandeln. Es ist nicht hier, was auch immer es war. In ihren Kleidern war auch nichts. Wenn ich die Katherine Lane unter die Lupe nähme, würde ich es dort bestimmt auf dem Boden finden.«
»Das möchte ich bezweifeln. Ich frage mich, was heute Nacht für Cinqs Taschen gedacht war.« Adrian stellte das Glas auf den Tisch mit den Seekarten, auf eine Karte der Südküste Englands. »Ich höre mich mal vorsichtig im Kriegsministerium um, um herauszufinden, ob dort etwas seit Kurzem fehlt.«
»Forsch, so viel du willst. Ich muss mich erst mal waschen.« Auf seiner Haut war getrocknetes Blut, das von dem Zwischenfall stammte. Seine Kleidung war ganz klebrig. Von Jess’ Blut Und von dem der Männer, die er für sie getötet hatte. Sebastian knöpfte die Weste auf, warf sie – völlig ruiniert – in die Ecke und zog sich mit zusammengebissenen Zähnen das Hemd über den Kopf. Als er das Mädchen beschützt hatte, hatte er sich einen Schlag mit einer Brechstange eingefangen.
»Brauchst du einen Verband?«
Er drehte die Schulter, womit er ein schmerzhaftes Ziehen hervorrief. »Es wird schon gehen.« Das Wasser im Eimer war noch warm. Sebastian goss es in die Schüssel und wusch das trockene Blut ab. Es färbte sich auf beunruhigende Weise rot, als blutete die Wunde noch immer. Dann nahm er sich ein Handtuch vom Boden. Das, mit dem er ihr die Haare getrocknet hatte. Es roch nach Gewürzen, als er sich damit abrieb.
Schließlich goss er sich das letzte saubere Wasser über den Kopf, das zum Teil in der Schüssel und größtenteils auf dem Boden landete.
Jess schlief mit einer Hand unter der Wange wie ein Kind. Die sanfte Wölbung ihrer Finger war so schön wie die einer Muschel. Ich hätte sie nicht angerührt, hätte ich gewusst, wer sie ist. Doch, lieber Gott, ich hätte es trotzdem gewollt. Er war sich so sicher gewesen, dass diese Frau zu ihm gehörte, und konnte sich nicht daran erinnern, wann ihn seine Instinkte zuletzt im Stich gelassen hatten. »Deine meisterhafte Jess ist eine Närrin, wenn sie glaubt, dass sie solch ein Spiel mit mir treiben kann. Sie hat keine Ahnung, mit wem sie sich angelegt hat.«
»Sie plant etwas«, murmelte Adrian. »Was?
Weitere Kostenlose Bücher