Eine riskante Affäre (German Edition)
Wahrscheinlich etwas, wofür sie ihren Hals riskiert. Und den einzigen Mann, der das verhindern kann, habe ich eingesperrt. Nicht einmal Doyle ist dazu in der Lage. Wenn wir doch nur miteinander reden könnten, sie und ich!«
»Still! Hör mal!« Hinter dem Klirren und Klappern der Flighty und dem Lärm des aufs Deck prasselnden Regens hörte er das Geräusch von Rädern auf dem Kai. »Da kommt jemand.«
Adrian legte den Kopf schief. »Das wird Doyle mit der Droschke sein.« Eher abwesend musterte er das Mädchen im Bett. »Du wirst mir niemals verzeihen, dass ich Josiah festgenommen habe, nicht wahr, Jessie? Im Allgemeinen verrate ich meine Freunde nicht. Andererseits waren meine Geschäfte mit euch Whitbys immer äußerst komplex.« Er berührte ihre Wange. Jess regte sich nicht. »Außer Gefecht. Alkohol konnte sie noch nie vertragen.«
»Ist wohl eher die Gehirnerschütterung.«
»Du hast recht. An das, was zwischen dem Schlag auf ihren Kopf und den starken Mitteln des Ostens war, wird sie sich nicht mehr erinnern können. Sie wird nicht einmal wissen, dass sie überhaupt hier war. Und wenn ich sie erst mal von hier weggebracht habe, hat sie auch keine Erinnerung mehr an dich, mon vieux .«
Adrian und seine subtilen Andeutungen.
Jess Whitby hatte sich in seine Decken gewickelt. Ihr Bein lag bis zum Oberschenkel hinauf frei, nur mit einem goldenen Haarflaum bedeckt. Erotische Bilder kamen Sebastian in den Sinn und fingen an, wie schlecht verstaute Hölzer durch die Gegend zu rollen.
Er zog sich ein sauberes Hemd über. Das Leinen war vom Waschen mit Meerwasser salzig. Ein guter, vertrauter Geruch. Nichts Exotisches. Kein Duft, der an eine Frau erinnerte. »Schaff sie von meinem Schiff!«
»Oh, werd ich, werd ich. Du trägst sie für mich, ja? Ich hab mir im Gerangel das Knie verdreht.« Adrian hüllte Jess besitzergreifend in die Decke und legte ihr zusätzlich Sebastians Mantel um. »Und sie hat gar nichts an. Du bist so … gründlich. Macht die ganze Sache immer sehr schwierig, wenn sie nicht das kleinste bisschen anhaben.«
Du bist nicht lustig, Adrian. »Wohin bringst du sie?«
Adrian fand ihre Schuhe. »Ich bin doch noch dabei, das zu entscheiden. Machen wir endlich weiter? Ich möchte sie nicht mehr hier haben, wenn noch weitere Herrschaften mit Messern auftauchen.«
Es war zwar hauptsächlich die Decke, die Sebastian spürte, als er sie hochhob. Doch ein Deckenbündel hätte sich nicht in seine Arme geschmiegt oder sich mit vertrauensseliger Akzeptanz an seine Schulter gelehnt. Ihr Haar wehte ihm ins Gesicht, als er durch die Tür zum Niedergang eilte und die Kälte draußen sie empfing. Jetzt wusste er, welches Gewürz sie an sich hatte. Sie roch nach Kardamom.
Sie wird sich nicht an mich erinnern . Er wollte sie wach rütteln, damit sie ihn ansah und er sicher sein konnte, dass sie ihn nicht vergaß. Er wollte ihre weit aufgerissenen Augen sehen, sein Bild in ihnen. Und vor allem wollte er, dass sie fort war.
Der Kai war menschenleer. Adrian zog sein Wurfmesser und ging voraus. Sie überquerten die Landungsbrücke und eilten zur Kutsche, die mit erleuchteten Lampen im Nieselregen wartete. Wenn Adrians Knie ihm Probleme bereitete, dann war an der Art und Weise, wie er in die Kutsche sprang, nichts davon zu merken. Ungeduldig langte er nach unten. »Ich kann sie jetzt nehmen. Reich sie mir rauf.«
Alles, was er zu tun hatte, war, sie hochzuhieven und zu gehen. Beschädigte Ware entsorgen. Von der Inventarliste streichen, wegwerfen, vergessen.
Das konnte er nicht. Und Adrian, zur Hölle mit ihm, wusste es.
Eigentlich kein leichtes Unterfangen, mit einem Mädchen auf dem Arm, das sich an ihn kuschelte, in die Kutsche zu steigen. Doch Jess wog nicht viel. Sebastian setzte sie sich, in seinen Mantel gewickelt, auf den Schoß und hielt sie fest, als sich die Kutsche mit einem Ruck in Bewegung setzte. »Was hast du mit ihr vor?«
»Falls ich gesagt habe, das solle nicht deine Sorge sein … «
»Stell meine Geduld nicht auf die Probe.«
»Zur Meeks Street kann ich sie nicht bringen.« Adrian streckte lässig die Beine auf dem strohbedeckten Boden aus. »Dann könnte ich sie auch gleich fest verschnürt ins Außenministerium schaffen. Dort haben sie sich verschiedene idiotische Pläne für sie ausgedacht.«
Sebastian hatte nicht die Absicht zu fragen, warum das Außenministerium Jess Whitby wollte.
»Sie trauen sich noch nicht, sie offen zu verhaften – sind ja so diskret, unsere Diplomaten
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