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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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ihm vors Schienbein, Claudia, und tu so, als wäre es ein Versehen . Doch das würde nicht passieren. So etwas machten feine Pinkel nicht.
    Jess saß still und mit halb geschlossenen Augen im Sessel und konnte hören, wie sie in der Küche ein und aus gingen. Eunice wäre da unten und würde sich in ihrer gekonnt sachlichen, ruhigen Art um Probleme kümmern und akute Ängste lindern. Dieser Neuankömmling, wer auch immer sie war, war in gute Hände geraten.
    Wären die Dinge auch nur ein wenig anders verlaufen, könnte sie jetzt da unten sein. Manchmal machte es ihr Angst, wenn sie darüber nachdachte, dass sie um ein Haar im Dirnenhaus gelandet wäre. Lazarus hatte sie davor bewahrt, indem er eine Diebin aus ihr gemacht hatte.
    Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Zu sehr hätte es danach ausgesehen, als gehorchte sie den Befehlen des Kapitäns. Außerdem wartete Arbeit auf sie. Doch dann war sie irgendwie in voller Bekleidung und lang ausgestreckt auf der Tagesdecke eingeschlafen, kurz nachdem er gegangen war. Sie hatte von einer Frau geträumt, die immer wieder auf leisen Sohlen ins Zimmer gekommen war, ihr die Stirn gefühlt und sie mit einem Quilt zugedeckt hatte. Als sie erwachte, ging schon fast die Sonne unter.
    Draußen legte sich die Nacht über die akkurat geschnittenen Bäume und die gemähte Wiese im Park. Schatten vermischten sich mit Schatten, bis alles in eine einzige große Dunkelheit getaucht war. Jess wollte lieber nicht dort draußen sein.
    Morgen werde ich Papa besuchen und ihm erzählen, wo ich gesteckt habe. Papa wird mich anbrüllen, dass mir die Ohren abfallen.
    Das hell und kräftig neben ihr brennende Kaminfeuer war ihr schon fast zu heiß. Sie lehnte ihre Wange an den knotigen Brokatstoff des Ohrensessels und beobachtete Quentin und Claudia beim Kartenspiel. Piquet war ein interessantes Spiel. Quentin mogelte.
    Claudia blickte nicht von ihren Karten auf. »Eine Dame zieht im Salon ihre Schuhe nicht aus, Miss Whitby.«
    »Ich weiß. Das war die Idee Ihrer Tante. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, Nein zu ihr zu sagen, ich jedoch schaffe es noch nicht.«
    »Für Eunice gelten keinerlei Regeln. Sie ist die Tochter eine s Herzogs.« Claudia legte eine Karte ab. »Ihnen, Miss Whitby,steht es nicht zu, ihr exzentrisches Benehmen zu imitieren.«
    »Um Himmels willen, nicht doch. Ich bin so fantasielos wie ein Hühnerei.«
    »Eine Dame gebraucht auch keine derben Metaphern. Ich nehme an, dass Sie weitaus besser dazu in der Lage sind, sich an die Etikette zu halten, als Sie uns zeigen.« Claudia wählte sorgfältig eine Karte, spielte sie aus und verlor erneut. Was nicht verwunderte, da Quentin sie doch ausgab.
    Der Ohrensessel, in den Eunice sie verpflanzt hatte, war solide wie ein Baum. Wahrscheinlich Privatbesitz des Kapitäns. Jess konnte es beinahe vor sich sehen, wie Kennett von seinen Geschäften im Hafen nach Hause kam und seinen Hut auf jenen Tisch gleich neben der Eingangstür warf. Wie er seinen Mantel auszog und übers Treppengeländer legte. Und wie er dann hemdsärmelig hier hereinspazierte, sich mit einem Seufzer in diesen Sessel fallen ließ und seine Stiefel zum Kaminschutzschild hin ausstreckte. Fast konnte sie den Abdruck seines Körpers spüren, der hier jeden Tag Entspannung fand. Sich in diesen Sessel zu kuscheln vermittelte ihr ein Gefühl der Nestwärme. Als läge man in einer großen Hand.
    Kennetts Haus mit seinem Reichtum umhüllte sie und gab ihr auf dieselbe Weise Geborgenheit, wie es den armen Frauen im Untergeschoss Schutz bot.
    In Ägypten und den trockenen Ländern im Osten wurde Gastfreundschaft ernst genommen. Dort durchwühlte kein Gast die Satteltaschen seines Gastgebers in der Absicht, Verrat zu begehen und den Tod zu bringen. Solch verachtenswürdiges Verhalten hätte das Verstoßenwerden aus der eigenen Familie zur Folge. Sie mochte sich nicht die Reaktion von Mahmoud und Ali und Sa’ad ausmalen, könnten diese sehen, was sie im Schilde führte. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie sich angewidert abwenden.
    Sie besaß weder Anstand noch Moral. Und wenn doch, hätte sie beides eingetauscht gegen ein paar Segeldaten oder ein loses Gerücht aus Frankreich oder einen Fetzen Papier zum Beweis gegen jeden der Männer, die sie ins Visier genommen hatte. Es gab nichts, das sie nicht tun würde, um Papa zu retten.
    Quentin spürte, dass er beobachtet wurde, und blickte auf. »Es muss Sie langweiligen, dem Spiel nur zuzusehen.

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