Eine riskante Affäre (German Edition)
Frauen.
»Her mit dem, was mir gehört!« Er stand nicht besonders sicher auf den Beinen. Wild geworden und vor lauter Alkohol nicht ganz bei Verstand. Nur ein ausgemachter Narr würde in dieses Haus spazieren und diese Frau bedrohen. »Ich hab sie gut behandelt. Das Mädchen gehört mir.«
Eunice stellte sich mutterseelenallein hundertdreißig Kilogramm brutaler Trunkenheit in den Weg. Ihr Körper sagte: An mir kommst du nicht vorbei. Und du bekommst sie nicht. Dies sagte sie nur durch die Art, wie sie da stand.
Mir war gar nicht aufgefallen, wie klein sie ist. Wie alt. Sie hat Knochen wie ein Vogel.
»… wenn du es wagst, deine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken … « Er hob die geballte Faust.
Er wird sie schlagen. Er ist blau genug, um sie zu schlagen.
Wie dumm, dumm und nochmals dumm, Eunice anzurühren – jemanden, der unter Lazarus’ Schutz stand. Wie dumm, ins West End einzufallen, um ein Mädchen zurückzuholen. Besoffen und dumm wie Bohnenstroh.
Jess ging um den Fuß der Treppe herum. Sie schrie: »Sieh mich an! Hey! Du! Dumpfbacke. Sieh mich an, du elendes Schwein!«
Er hörte nicht. Was auch dann nicht anders gewesen wäre, hätte sie es ihm direkt ins Gesicht geschrien. Sturzbesoffen. Er würde Eunice einfach niederstrecken, um sich zu holen, was er wollte.
»… dreh ich dir den Hals um. Du hast kein Recht auf das, was mir gehört … « Er taumelte einen Schritt zurück und holte aus.
Die Köchin und die Mägde kreischten wie Papageien. Wo zum Teufel steckt Quentin?
Auf dem Herd brodelten die Töpfe und verbreiteten Dampf und den Geruch von Zwiebeln und Hühnchen. Jess packte einen großen Topf am Griff und wuchtete ihn mithilfe der zweitenHand hoch. Er war höllisch schwer. Schwappte über. Verteilte Suppe auf dem Boden. Jedenfalls etwas mit viel Gemüse darin.
Der Griff war heiß. Ich werde sie mir über die verdammten Füße kippen . Die Suppe spritzte über den Rand. Zu heiß zum Festhalten. Das tut weh, das tut weh, das tut weh … An Eunice vorbei. Lass um Gottes willen nichts auf Eunice schwappen !
Jess schwang den Topf, um dem Trunkenbold dann wie in einer Explosion eine Ladung klumpiger, heißer Suppe ins Gesicht zu kippen.
Er jaulte auf wie eine Todesfee und packte sich an die Augen.
Ich brauche … Was nur? Was? Neben ihr, bei der Tür, hingen Jacken und Tücher. Jess riss einen großen schwarzen Mantel vom Haken und warf ihm den über den Kopf. Heulend krümmte er sich vornüber und taumelte aufgebracht von links nach rechts durch die Küche, wie ein Bulle, der rotsah. Als er gegen den Tisch krachte, geriet das Geschirr ins Rutschen, fiel runter und zerschmetterte am Boden.
»Lauft, in Gottes Namen!«
Die Küchenmägde gehorchten sofort. Doch die junge Frau, die die Ursache des Ganzen war, saß auf dem Boden, als wäre ihr Allerwertester festgeklebt, und wimmerte wie ein Kätzchen, während Eunice sie mit aller Macht hochzuzerren versuchte.
Gott, erlöse mich von den Idioten. »Hoch mit dir, verdammt noch mal, und nach oben.«
Der Zuhälter kämpfte sich aus dem Mantel. Wie ein Dämon kam er laut brüllend daraus hervor; Gemüse tropfte ihm vom krebsroten Gesicht. Die geschwollenen, halb erblindeten Augen waren Löcher des Wahnsinns. Er schüttelte den Kopf und erblickte sie …
Niemals einen Mann nur verletzen , hatte Lazarus immer gesagt. Entweder töten oder weglaufen. Aber niemals nur verletzen.
Er stürmte auf sie los. Jess hatte keine Möglichkeit wegzulaufen oder auszuweichen. Eunice war immer noch hinter ihr. Sie brauchte etwas zur Verteidigung. Egal, was. Auf dem Tisch fand ihre Hand einen großen Krug. Damit warf sie nach dem Bullen und traf ihn mitten auf die Nase.
Er zuckte nicht mal, sondern kam einfach unaufhaltsam weiter auf sie zu.
12
Grobe Hände packten sie von hinten und schoben sie beiseite. Das Blut gefror ihr in den Adern. Sie fing an, um sich zu treten.
Im nächsten Moment wusste sie es. Sie erkannte ihn an seiner Größe, Form und schroffen Entschlossenheit, noch ehe sie ihn richtig sehen konnte. Es war der Kapitän. Nie zuvor war sie glücklicher gewesen, jemanden zu sehen.
Er stellte sich zwischen sie und diesen Tobsuchtsanfall. Postierte sich zwischen ihr und der Boshaftigkeit, die durch die dicken, von Blasen übersäten Lippen tröpfelte.
»… Scheißhure … «
»Raus.« Der Kapitän durchschnitt die Flüche wie ein Messer. Er wehrte die Faust ab, die nach ihr hieb, packte den ausgestreckten Arm und drehte ihn nach hinten.
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