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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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hinterlassen hat, war Sebastian Kennett.«
    Der Kapitän hatte gesagt: »Ich schulde Ihnen ein paar Geheimnisse, quasi als Gegenleistung.« Gestern Abend hatte er direkt neben ihr auf der Bank gesessen, sich in ruhigem Ton freundlich mit ihr unterhalten und ihr dafür gedankt, dass sie Eunice geholfen hatte. Er hatte einen Arm um sie gelegt und sie gewärmt. Und währenddessen die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie er in ihr Lager einbrechen könnte. Jemandem zu vertrauen zahlte sich einfach nicht aus, oder?
    Kedger rollte sich um ihren Hals und stupste sie mit seiner kleinen kalten Nase unter ihren Haaren an. Er wusste, wie groß ihre Angst war.
    Pitney fragte: »Wieso, Jess? Der Geheimdienst muss doch nicht des Nachts maskiert herumschnüffeln.«
    »Sie sehen es als eine Art Spiel. Der Auslandsgeheimdienst gegen die Whitbys.« Sie setzte sich auf ihren Stuhl, der, den Papa ihr in Mailand gekauft hatte, mit den geschnitzten Löwenköpfen an den Armlehnen. »Sie gegen den Militärgeheimdienst. Und sie gegen das Außenministerium. Sie lieben ihre Spielchen.«
    Die Holzplatte ihres Schreibtischs war glatt und kühl. Ein großer, üppig verzierter Schreibtisch. Der eines Kaufmannes. Wie viele Arbeiten sie hier schon erledigt hatte! Sie hatte sich wichtig gefühlt. In den vergangenen Jahren hatte sie so getan, als wäre sie mehr als nur eine schmuddelige Diebin aus Whitechapel. Arroganz – Hybris , wie es die Griechen nannten. Leuten, die der Hybris verfielen, widerfuhren schlimme Dinge – nach allem, was ihre Gouvernante gesagt hatte.
    Innerlich jedoch war Jess ganz die Alte. Sie war und blieb eine Diebin. Es war immer nur eine Frage der Zeit gewesen, wann sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden würde. »Wir sind im Begriff, das Spiel zu verlieren, falls Sie sich das fragen sollten.«
    »Sie können uns nicht … «
    »Sie können verdammt noch mal tun und lassen, was sie wollen. Sehen Sie es sich doch an.« Alle Schubladen ihres Schreibtischs waren ein Stückchen herausgezogen, sodass sich eine kleine Treppe ergab. »Sie hätten die Schubladen innerhalb von zwei Minuten durchstöbern können. Stattdessen knacken sie die Schlösser und widmen sich ihnen eine ganze Stunde lang. Wer so denkt, jagt vernünftigen Menschen Angst ein.«
    Die Schubladen waren aufgeräumt und alles übersichtlich angeordnet. Nichts fehlte.
    Nein. Ich korrigiere mich . Eine Sache, die unbedingt hierhergehörte, fehlte: das Säckchen mit den Zitronenbonbons, das sie hinter der Geldkassette aufbewahrte. Sie hatten sich bedient. Wenn das kein maßloser Amtsmissbrauch war!
    Hinten in der untersten Schublade befanden sich ein Bündel schwarzer Kleidung und eine zerschlissene, schwarze Sackleinentasche. Irgendwie sah die Form des Haufens jetzt hier und da minimal anders aus. Sie hatten an ihrem alten Einbrecherrucksack genestelt. In all den Jahren war ihr Einbrecherwerkzeug von niemandem angefasst worden außer ihr. Niemandem. »Damit wollen Sie mir etwas sagen. Ich hasse es, wenn Leute Andeutungen machen. Subtilitäten liegen mir nicht.«
    Das Leben hielt in letzter Zeit eine Katastrophe nach der anderen für sie bereit, oder nicht? Genug, um selbst eine Muschel ganz kopflos werden zu lassen.
    Jess wünschte sich aus tiefstem Herzen, dass sie immer noch ein Kind und mit Pitney draußen auf einem Fischkutter wäre, wo sie Ballen geschmuggelter Spitze einholten und dabei ein wachsames Auge auf den Zoll hatten. An einem ganz gewöhnlichen Ort, wo sie etwas ganz Simples tat.
    In der mittleren Schublade lag ihre Korrespondenz, nach Größe geordnet. »Sie haben sich die Briefe aus Frankreich angesehen. Das bedeutet, dass sie jetzt jeden Mittwochmorgen, wenn ihnen langweilig ist, ein Dutzend Männer auf die Guillotine schicken können. Ich hätte all diese Briefe gleich nach dem Lesen verbrennen sollen.«
    »Du konntest ja nicht wissen, dass der Geheimdienst auftaucht«, tröstete Pitney sie.
    »Hätte ich aber sollen. Ich hätte an so vieles denken sollen. Es ist nie einfach nur Pech, sondern die Folge schlechter Entscheidungen.« Das hatte Lazarus ihr hundertmal gesagt. Jetzt war es zu spät, um sich das in Erinnerung zu rufen. Sie fing an, die Briefe auszusortieren, indem sie diejenigen herausfischte, von denen das Leben eines Menschen abhing. »Werfen Sie diese bitte in den Ofen? Ich hatte sie für den Fall aufbewahrt, dass ich vielleicht etwas übersehen habe. Doch alles, was ich erreicht habe, ist eine weitere Lieferung Hälse ans

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