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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Jungs vom britischen Geheimdienst an den Geschäftsbüchern bedient.
    Ihre Tür stand einen Spalt breit offen, und er konnte sie reden hören. Wie achtlos von ihr. Mit langsamen Schritten und als gehörte er hierher, kam er näher, blieb regungslos stehen und lauschte.
    »Wenn ich nur wüsste, wonach die suchen!« Jess klang müde und niedergeschlagen, gar nicht nach ihr selbst. »Sie haben so viele Beweise, dass sie Papa drei- oder viermal hängen könnten. Mehr brauchen sie doch nicht.«
    »Josiah ist ein reicher Mann. Er wird sich schon freikaufen. Sie werden ihn nicht … «
    »Sie sind nicht hinter Papa her.« Als sie den Kopf hob, wirkte ihr Gesicht zerbrechlich wie mundgeblasenes Glas. Der blaue Fleck auf ihrer Wange stach deutlich hervor. »Sondern hinter mir. Sie wollen mich durch die Falltür stürzen sehen, gleich neben Papa.«
    »Um Himmels willen, Jessie!«
    »Sie haben leichteres Spiel, wenn ich mich fürchte, und wollen, dass ich in Panik gerate und Fehler mache.«
    »Ich kann dich mit der nächsten Flut außer Landes schaffen. Du kannst die ganze Sache in Amsterdam aussitzen.«
    »Sie werden mich nicht gehen lassen, sondern haben mir Leute an die Fersen geheftet, damit ich ihnen nicht durchs Netz gehe.« Sebastian sah, wie sie mit den Schultern zuckte, ein kurzes Heben und Senken nur. Ihre Stimme wurde so leise, dass er sie kaum noch hören konnte. »Ist auch egal. Schließlich kann ich Papa nicht allein lassen. Das müssten sie eigentlich wissen. Ist schon irgendwie lustig. Ich hätte nie gedacht, dass die Engländer so erpicht darauf sind, eine Frau aufzuknüpfen.«
    Was für ein Unsinn! Solchen Gedanken würde er ein Ende setzen.
    »Niemand wird hängen«, widersprach Pitney. »Weder du noch Josiah. Das schwöre ich.«
    »Mag sein. Sehen Sie nur.« Sie streckte Pitney die flache Hand entgegen, um sie ihm zu zeigen. »Ich zittere wie Espenlaub. Wenn Hawkhurst mich zermürben will, dann hat er es fast geschafft. Das ist das Schlimmste an der Tatsache, einen alten Freund zum Feind zu haben: Er kennt mich in- und auswendig.«
    »Die Northern Lass liegt noch auf der Themse und wartet die Flut ab. Ich bringe dich durch den Hinterausgang. Vergiss das Packen. Geh nicht ins Hotel zurück. Ich werde … «
    »Sie sagen, dass es gar nicht wehtut, wenn es richtig gemacht wird.« Sie erbebte wie eine Katze, die von einem Wassertropfen überrascht wird. »Ich brauche die Namen der Schiffe, die gestern ausgelaufen sind, und all derer, die heute und morgen segeln. Von allen, bis zu den Schuten und Fischerbooten. Beschaffen Sie mir eine Liste.«
    »Ich schicke ein paar Burschen los. Jess, wir können nicht ein Schiff von Hunderten … «
    »Doch, das können wir. Wir müssen.« Ihre Stimme war fest, ihr Gesicht ernst und voller Entschlossenheit. Auch ohne die vielen Beweise, die er gestern Nacht gesehen hatte, wüsste er, dass sie Cinq jagte. »Hat die Northern Sun neue Berichte aus Frankreich mitgebracht?«
    »Zwei. Aber du bist nicht in der Verfassung, sie zu lesen.«
    Da stimmte er Pitney zu. Sie sollte nicht arbeiten. Nicht einmal außerhalb des Bettes sollte sie sein. Allein Spucke und Sturheit hielten sie noch zusammen.
    »Mir geht’s gut. Vielleicht hat Leveque herausbekommen … « Dann, von einer Sekunde auf die nächste, wusste sie, dass er da war. Sie hob das Kinn. Ihre Blicke trafen sich durch die Scheibe. »Oder möchte sich der Kapitän vielleicht lieber zu uns gesellen, anstatt sich an der Türschwelle herumzudrücken?«
    Ertappt. Sebastian öffnete die Tür ganz. »Der Geheimdienst hat gar nicht vor, Sie an den Galgen zu bringen.«
    »Sie müssen es ja wissen. Wie lange sind Sie schon ein Handlanger des britischen Geheimdienstes, Kapitän?« Zorn ließ sie das Rückgrat durchdrücken und die Stimme heben.
    »Ein paar Jahre. Die kennen mich. Würde der Geheimdienst Ihnen etwas antun wollen, befänden Sie sich jetzt nicht in meinem Haus. Ich lasse nicht zu, dass man irgendjemanden anrührt, der unter meinem Schutz steht.«
    Pitney stapfte herbei, um sich wie eine Mauer vor Jess aufzubauen. Die angespannte und tief gehaltene, offene rechte Hand bedeutete, dass er ein Messer besaß, vermutlich in seinem Stiefelschaft. Eigentlich hätte es ihn amüsieren sollen, dass ihm ein Mann dieses Alters entgegentrat. Doch das tat es nicht. Wer auch immer an Jess heranwollte, musste zuerst an dem Alten vorbei.
    Sebastian würde gern darauf verzichten, Pitney in einen Kampf zu verwickeln. »Wir müssen reden, Jess.

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