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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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richtige Dame gemacht hätte. Eine richtige Dame legte sich schon vorher ein paar passende Beleidigungen zurecht, um sie jederzeit parat zu haben. Wie in einer Art Liste.
    Pitney wechselte murrend von einer Seite des Raumes auf die andere, starrte zornig auf jede Stelle, wo Kennett gestanden hatte, und fühlte sich als Versager, weil sie es ihm nicht erlaubt hatte, in ihrem Büro eine handfeste Auseinandersetzung zu beginnen.
    Jess warf sich in ihren Schreibtischstuhl und ordnete ihre Gedanken wie Briefe auf verschiedenen Stapeln. »Er hat gesagt, dass er mich einsperrt, wenn ich nicht aufhöre, Cinq nachzustellen.«
    Pitney hob ein paar Akten auf, die der Kapitän vom Tisch gefegt hatte. »Dann macht er es auch. Kennett ist ein Mann, der hält, was er verspricht.«
    »Normalerweise eine lobenswerte Eigenschaft.«
    Ganz gleich, wie sie Federn, Papiere und Tinte in der obersten Schublade arrangierte, ihr Anblick würde nie mehr normal erscheinen. Zur Hölle mit ihm!
    Er war in ihr Schlafzimmer eingedrungen. Er hatte ihren Schmuck und ihre Andenken in der Hand gehalten, sie mit diesen äußerst scharfsinnigen Augen betrachtet und sich die interessantesten Gedankenhäppchen herausgepickt wie eine Krähe auf der Suche nach etwas Brauchbarem. Er hat all meine kleinen Schätze gesehen. All meine schäbigen, kleinen Erinnerungen. Sie haben alles gesehen, er und die anderen Männer. Ich komme mir vor, als hätte der Wind meine Röcke hochgeweht und einer Horde Seemännern freien Blick auf meine Unterhosen gewährt.
    Das nächste Mal kann Kedger ihn von mir aus beißen.
    So also fühlte es sich an, wenn man von Einbrechern heimgesucht worden war. All die Jahre über, in denen sie irgendwo eingestiegen war, hatte sie davon nichts gewusst.
    War sie nicht ein wahrhaft niederträchtiger Mensch? Nicht nur selbstironisch und ein wenig stolz. Sie hatte anderen wehgetan und es nie bemerkt. Ich frage mich, wie viele Schlafzimmer ich durchwühlt habe. Hundert? All diese Menschen haben sich so gefühlt wie ich jetzt. Da kam ein ganzes Hauptbuch an Schulden zusammen, die sie lieber zurückzahlen sollte.
    Einer der Angestellten stand in der Tür und warf sich in Pose, damit man ihn bemerkte. Sie kannte ihn vage. Bei aller Größe, die Whitby’s hatte, versuchte Jess dennoch, sich alle ihre Leute einzuprägen, und der da störte immer. Sie nahm Blickkontakt mit Pitney auf. »Dieser Sekretär, Barnaby. Nein … Buchanan. So heißt er. Könnten Sie mal fragen, was er will?«
    Pitney ging los, um einem Angestellten das Fürchten zu lehren.
    Ihr Rucksack lag immer noch mitten auf dem Schreibtisch. Sie nahm ihn auf den Schoß. Ein wohliges, vertrautes Gefühl nach so vielen Gelegenheiten, bei denen sie ihn getragen hatte. »Sagte er ›gefährlich‹?« Jetzt hatte der Kapitän sie schon so weit, dass sie Selbstgespräche führte. Seine Schuld. »Er hat gar keine Ahnung, was gefährlich ist.« Sie fuhr mit den Fingern über den Leinenstoff. »Er sollte mal sehen, was ich alles nicht mache. Die Sachen, vor denen ich viel zu viel Angst habe.«
    Das hier an der Seite war ein Seil. Und Haken und ihr Werkzeug. Souvenirs aus alten Zeiten. Drinnen hatten alle Dinge ihren festen Platz, damit sie sie auf Anhieb finden konnte. Nichts klirrte oder klapperte, egal, wie sehr man auch schüttelte. »Geht ihn sowieso nichts an. Ich weiß gar nicht, warum ich ihn aufbewahre. Hab ihn jahrelang nicht angerührt.«
    Pitney war zurück. »Ich habe ihm gesagt, was er mit seinen Unterschriften machen kann.« Wahrscheinlich hatte Pitney sich klar und deutlich ausgedrückt und sich dabei etwas derberer Worte bedient. Buchanan, wenn das sein Name war, hatte schleunigst den Rückzug ins Sekretariat nach unten angetreten.
    Sie stand auf und ließ Kedger aus dem Käfig. Mit steil aufgestelltem Schwanz und raschelndem Pelz umrundete er das Zimmer.
    Pitney fragte: »Jess … Was hast du vor?«
    Der Kapitän sollte mal sehen, was für ein Gefühl es ist, wenn man sich an seinem Eigentum zu schaffen macht.
    Bevor er fragte, hatte sie gar nicht bemerkt, dass sie ihre Einbrechertasche hervorgeholt hatte. Ein Teil von ihr wusste bereits, was sie plante.
    »Ich und Kedger, wir unternehmen einen kleinen Spaziergang. Ich muss mir mal ein paar Dinge ansehen.«
    Zu dieser Stunde würde Mr. Doyle in einem Wirtshaus in der Nähe von Covent Garden sitzen, dem »Krokodil«. Sie würde ihn einladen. Vielleicht wäre er sogar überrascht. Es gab nicht vieles, was Mr. Doyle

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