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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Es fällt mir schwer, einen Verräter in ihm zu sehen.«
    Hier war also die Nächste, die ihm weismachen wollte, dass Whitby unschuldig war. Das war dann wohl eindeutig. »Es gibt Beweise.«
    »Das dachte ich mir. Geh jetzt schlafen! Wir reden morgen früh weiter.« Eunice schob ihn in Richtung Treppe.
    Er verzichtete auf eine Kerze. Oben war es zwar schwarz wie in einer Kohlengrube, aber auf See hatte er Nacht für Nacht Schiffe zu navigieren, auf denen es dunkler war.
    Jess befand sich in der Dachkammer. Gar nicht weit entfernt. Sie würde unter ihren Decken liegen und eines dieser hübschen, weichen Nachthemden tragen, die sie so gern mochte. Wenn er an ihre Tür klopfte, würde sie ihn vielleicht hereinbitten. Immerhin war ihr Gespräch noch nicht beendet.
    Doch keiner von ihnen war an einer Unterhaltung interessiert. »Zur Hölle damit.« Sebastian zog sich im Dunkeln aus und legte sich ins Bett. Er konnte Jess in seinem Haus spüren wie einen Ton außerhalb des Hörbereichs. Als wäre sie ein Brummkreisel, der sich irgendwo drehte.
    Jess hörte, wie der Nachtwächter zwei Uhr ausrief, und wachte auf. Sie war im Bett, in der Frische einer regnerischen Nacht, inmitten einer schlafenden Stadt, in ihrem Zimmer auf dem Dachboden. In der Ecke warf eine Kerze in einer winzigen Lampe ein schwaches gelbes Licht. Um die Dunkelheit auszuschließen, waren die Vorhänge zugezogen. Der Regen fiel nun sehr konstant und klopfte nur zwei bis vier Handbreit entfernt gedämpft aufs Dach. Es gab ihr das Gefühl, sich auf einem Schiff zu befinden. Sie hatte viele Nächte auf See verbracht und dem Regen an Deck über sich gelauscht.
    Kedger schlief zusammengerollt am Fußende des Bettes und hatte sich genau die Stelle ausgesucht, wo sie ihn jedes Mal trat, wenn sie sich umdrehte. Dieses Frettchen verhielt sich zuweilen äußerst abartig.
    Es war an der Zeit, aufzustehen und sich an die Arbeit zu machen. Jess brauchte eine halbe Minute, um ihr Handwerkszeug unter dem Bett hervorzuholen, das Kedger fortwährend anstupste und beschnupperte. Sie wollte nicht mit all diesen nützlichen Dingen mitten auf einem der Flure ertappt werden, also wickelte sie alles in einen Schal und legte ihn sicher und unauffällig dorthin, wo er hingehörte … um ihre Schultern.
    Mit einer Kerze in der Hand stieg sie verstohlen wie ein Dieb in der Nacht die Stufen hinunter. Kedger hüpfte hinter ihr her.
    Nach jedem Schritt, den sie tat, schloss sich die Dunkelheit hinter ihr. Sie lauerte überall außerhalb des Lichtkreises. Mit der Dunkelheit kannte Jess sich aus. Die Dunkelheit ist riesig. Bei Nacht kommt sie aus den Kellern gekrochen und bäumt sich auf, mächtig und so groß wie die halbe Welt. Sie breitet sich nach allen Seiten aus, bis der Tag anbricht. Die Dunkelheit gierte nach ihr. Jess konnte spüren, wie sie ihren Rücken anstarrte und jeden ihrer Schritte beobachtete. Bliebe sie stehen und hielte den Atem an, könnte sie sie in den Ecken rascheln hören.
    Es war wirklich bedauerlich, wenn eine Frau ihres Alters Angst im Dunkeln hatte.
    Nun befand sie sich im Flur des Stockwerks, in dem die Familie schlief. Jess achtete darauf, sich leise zu bewegen, da sie wusste – und das irgendwie absolut sicher – , dass Sebastian einen leichten Schlaf hatte. Sie musste, wie sie ihren alten Langfingerkollegen zu erzählen pflegte, leiser als eine Armee Mäuse sein.
    Durch den Flur. Hier war Claudias Zimmer. Es roch schwach nach Veilchenpastillen. Quentins Zimmer. Das waren Seife und Lederfett. Dann befand sie sich vor dem Schlafzimmer des Kapitäns, das seinem Arbeitszimmer genau gegenüberlag. Kedger schnüffelte unten an der Tür des Büros entlang und befand es für leer. Mit einem Klirren schob Jess den Dietrich ins Schloss, das sich völlig geräuschlos drehen ließ. Sie schlüpfte durch die Tür und schloss sie hinter sich.
    Sie hob die Kerze und schirmte sie mit der Hand ab. Kapitän Kennetts Arbeitszimmer. Jetzt gehörte es ihr.
    Sein Büro war wie er: praktisch, aufgeräumt und – wenn sie ehrlich war – Furcht einflößend. Sein Schreibtisch stand fest verankert in der Mitte und führte das Kommando. In einem Eckregal lagen aufgerollte Karten, die Hauptbücher in einem Wandregal. Zeitungen waren zu einem Stapel aufgetürmt und verschnürt. Das machte sie genauso. Sie bewahrte Zeitungen und Journale auf und nahm sie mit an Bord. Und morgens, wenn der Himmel klar und nichts als blaues Wasser bis zum Horizont zu sehen war, zog sie sich einen

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