Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
Vom Netzwerk:
viel Sorgfalt ab?
    Wie gewohnt schloss sie die Augen, um das Schloss zu knacken. Großer Gott, welch ein befriedigendes Gefühl, sich mit dem zu beschäftigen, was man liebte! Wenn sie damals stehlen gegangen war, hatten ihr die Männer, mit denen sie gearbeitet hatte, erzählt, dass sie immer leise pfiff, während sie ein Schloss knackte. Sie selbst bekam das gar nicht mit, aber die anderen wurden immer ganz nervös. Es war schwer, sich zu konzentrieren, wenn man ihr sagte, sie solle den Mund halten.
    Im Gegensatz zu einigen Leuten ärgerte sie sich nie über Schlösser. Was für ein großartiges Gefühl, wenn die Finger spürten, wie die Gesperre schließlich einrasteten und der ganze herrliche Mechanismus bereit war aufzugehen!
    Vielleicht war es genau das, was Sebastian fühlte, wenn er sie zu verführen versuchte … als öffnete er ein kompliziertes Schloss. Es sei denn, er war wie dieser griechische Kerl, der die ganze Angelegenheit einfach mit einem Schwert in zwei Hälften zerschlug. Ihre Gouvernante hatte recht. An den griechischen Sagen war mehr dran, als man meinen sollte.
    Die Uhr schlug halb. Kedger stellte sich auf die Hinterbeine und beobachtete sie. Das Schloss gab ein paar winzige Laute, ähnlich dem zufriedenen Gurren einer Taube, von sich, als Jess den Dietrich vorsichtig bewegte.
    Das Knacken von Schlössern hatte sie bei Lazarus gelernt. Er hatte Dutzende von Schlössern gestohlen, um sie daran üben zu lassen. Als Taschendiebin setzte er sie nicht ein. Was ohne Frage einen Sinn ergab. Eine Geldkassette auszurauben musste profitabler als Taschendiebstahl sein und auch nicht gefährlicher, da auf beides der Tod durch den Strang stand.
    Nichts war in London sicher gewesen, solange sie »die Hand« gewesen war. Verflucht, was für gute Arbeit sie geleistet hatte!
    Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss. Sie stieß den angehaltenen Atem langsam und zufrieden aus. Die Kassette gehörte ihr. Das konnte Kapitän Sebastian Kennett sich hinter die Ohren schreiben. Es würde ihn lehren, sich nicht auf billige Eisenwaren zu verlassen.
    Sie warf die Banknoten heraus. Eine ganze Menge. Der Kapitän war wohl gern vorbereitet. Wie lustig, Geldscheine als etwas, das im Weg war, zu sehen. Damals hätte sie es zu Lazarus heimgebracht und das Ganze unter einem schönen Abend verbucht.
    Was der Kapitän hier hatte, war ein Stapel Briefe. Wunderschöne Briefe. Sie hob sie heraus und blätterte sie von unten nach oben durch.
    Briefe von anderen Spediteuren und Händlern. Briefe von Agenten in Griechenland und Alexandria. Er sammelte Neuigkeiten, so wie es die Whitbys machten. Politik, Warenein- und - ausgänge, zweifelhafte Banken und verdächtige Kaufleute. Und ein paar Akkreditive, die Kennett ausgestellt hatte. Seine Gewinne waren nicht so groß, wie sie eigentlich sein sollten. Er brauchte wirklich einen Geschäftsführer, der sich konsequent um seine Liquidität kümmerte.
    In der Mitte des Stapels kam sie zu einem dünnen blauen Notizbuch, so einem, wie es vielleicht ein Schuljunge für seine Lateinaufgaben verwendete. Doch das hier war Arabisch. Und mit Kennetts schwarzblauer Tinte geschrieben. Vielleicht ein Tagebuch? Musste ziemlich wichtig sein, wenn er es auf Arabisch führte und unter Verschluss hielt.
    Er glaubte wohl, seine Geheimnisse wären sicher, wenn er sie auf Arabisch verfasste. Hielt sich für clever. Ha.
    Auch wenn sie Arabisch vielleicht nicht lesen konnte, so konnte sie es dennoch abschreiben. Also zog Jess ein Blatt Papier aus der obersten Schublade und entkorkte das Tintenfässchen. Dann ließ sie das Buch aufklappen, wie es wollte, und fing an.
    Kedger kam her und ließ sich auf ihrem Schoß nieder, um ihr zu helfen, indem er ihre Hand immer wieder anstupste.
    Sie hatte sechs Seiten mit Schleifen, Schnörkeln und Punkten gefüllt, als die Uhr zur vollen Stunde schlug. Wie doch die Zeit verflog! Denn es war ja kein Abschreiben, sondern eher ein Abmalen. Aber es sollte genügen, um herauszufinden, um was es in dem Schriftstück ging.
    Es war an der Zeit, sich zu beeilen. Man durfte eine Einladung nie überstrapazieren. Noch so etwas, was sie von Lazarus gelernt hatte.
    Noch mehr Briefe. Noch mehr Geschwätz. Kennett hatte sein Geschäft wirklich gut im Griff. Statuen aus Griechenland. Recht gewinnträchtig, wenn man wusste, womit man es zu tun hatte, wie das beim Kapitän der Fall zu sein schien. Hier war sein Agent in Marseille, der mit einer Offenheit über Truppenbewegungen redete,

Weitere Kostenlose Bücher