Eine riskante Affäre (German Edition)
genau so ist wie versprochen. Ich werde die Einzelheiten eines bestimmten Diebstahls prüfen. Eines Falles meiner Wahl.
Ein russischer Samowar. Russischer Tee. Die russische Art, ihn zu trinken. Und sie liebte den billigen braunen Barbados-Zucker, der, den Mama immer gekauft hatte, als sie in Geld geschwommen hatten.
Welchen Sinn hatte es, reich zu sein, wenn man nicht einmal seinen Tee so trinken konnte, wie man ihn liebte?
Angestellte nahmen ihre Jacken und Hüte und bereiteten sich darauf vor, den Tag zu beschließen. Den Botenjungen jedoch hatte Jess aufgefordert, noch zu warten. Er saß auf einem der hohen Stühle und spielte das Spiel mit dem Becher und dem kleinen Ball an der Schnur.
Und dann war da noch der Angestellte Buchanan, der durch das Fenster in ihr Büro spähte. Allmählich ging er ihr auf die Nerven.
Sie werden mir dieses Dokument am Abend, bevor irgendein Vertrag unterzeichnet wird, präsentieren. Dieser Punkt ist nicht verhandelbar.
Pitney ging die Fenster des Außenbüros ab, schloss und verriegelte sie. In diesem Lager gab es keine Aufgabe, die er nicht selbst in die Hand nahm. Er kümmerte sich um Whitby’s, als wäre es sein Eigen. Pitney würde bleiben, bis sie ging, sie höchstpersönlich in die Droschke setzen und auf der Eingangstreppe stehen bleiben, bis sie außer Sicht war.
Sie trank noch einen Schluck Tee. Ihre Schreibfeder trocknete allmählich aus. Deshalb nahm sie Tinte nach.
Ich schlage vor, dass Sie das Papier heute Abend zu der Versammlung im Kennett House mitbringen. Die Zeremonie kann, wenn Sie es wünschen, morgen stattfinden und die Vereinbarung dann auch gleich unterschrieben werden.
Lügen, Lügen und nochmals Lügen. Aber sie würden ihr diese Liste von Horse Guards einbringen. Zwar mochte es noch nicht der Spatz in der Hand sein, doch zumindest war es der Spatz im Busch anstelle des Spatzes, der von einer Abordnung Marinesoldaten bewacht in einem ausbruchsicheren Käfig saß.
Sebastian wird nicht glücklich sein, wenn er herausfindet, was ich vorhabe. Papa ebenso wenig. Und auch Pitney wird nicht entzückt sein. Dann wäre da noch der Colonel. Reams wird vor Wut rasen.
Sie unterzeichnete den Brief und streute Sand darüber. Heute verstimmte sie die Männer reihenweise.
19
Kennett House, Mayfair
Es war zwar noch früh, aber aus dem Salon unten wallte Stimmengewirr auf wie Haferbrei in einem Topf. Historiker hatten sich offensichtlich eine ganze Menge zu erzählen. Jede Kerze im Haus brannte. Der Korridor duftete nach Gebackenem, Bienenwachs und Parfum. Während sie die gewundene Treppe hinabstieg, überprüfte sie ein letztes Mal den komplizierten Verschluss ihrer Halskette. Die Kristalle im Kronleuchter funkelten wie ein Wasserfall im Sonnenlicht.
In der schwarz-weißen Eingangshalle standen in regelmäßigen Abständen acht Rüstungen wie Lakaien an den Wänden, jedoch mit scharfen Schwertern. Jess war zwar schon auf Versammlungen von Wissenschaftlern in Paris und Wien zugegen gewesen – Papa liebte derartige Zusammenkünfte – , aber noch nie hatte sie sich unter Historiker mit einem Interesse für Spieße und Dolche gewagt. Dann wäre da noch die Sache mit Colonel Reams, dem es eine Lüge aufzutischen galt. Und später würde sie sich davonstehlen und seinem Haus einen Besuch abstatten. Es gab viel zu tun in dieser Nacht. Eigentlich sollte sie nervöser sein, als sie es jetzt war.
Der Kapitän wartete am Fuße der Treppe auf sie. Sein Blick folgte ihr bis nach unten.
Abendgarderobe stand ihm. Seine Hose hatte die Farbe der Wüste Nordafrikas. Seine Jacke die der Nacht über besagter Wüste: Tiefschwarz. Das Halstuch hatte er schlicht gebunden, so, wie es in Paris üblich war. Er hatte sich genau an der Stelle postiert, wo sie unweigerlich auf ihn treffen musste. Ein Mann, der eine Gelegenheit beim Schopfe packte, der Kapitän.
»Miss Whitby.« Welch höfliches Gebaren. Natürlich würde er in der offenen Halle seines eigenen Hauses und bei all diesen gelehrten feinen Pinkeln Manieren zeigen. Ganz anders war da sein Verhalten um, sagen wir mal, vier Uhr morgens im Flur des Obergeschosses oder in ihrem Lagerhaus. Oder auf seinem Schiff, wenn wir schon dabei waren.
»Kapitän.« Sie blieb auf der letzten Stufe stehen, um zu sehen, ob Sebastian Kennett weniger eindrucksvoll wirkte, wenn sie ihm auf Augenhöhe begegnete. Wie sich herausstellte, gab es da nicht den geringsten Unterschied. »Schaurig, diese ganzen Stahlblechkerle. Ich bin froh, wenn sie
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