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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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mordlustigen Zuhälter – , das mit einem Tablett in den Händen aus einer Ecke herüberspähte. Der Kapitän ließ aber nicht von ihr ab.
    Nun ja, gerechterweise musste festgestellt werden, sie auch nicht von ihm. Sie benahm sich dumm und er sich wahrscheinlich clever. Wie seltsam das Leben doch war!
    Sie blickte über Sebastians Schulter. Colonel Reams war eingetroffen. In den dunklen Fensterscheiben des Salons konnte sie sein Spiegelbild erkennen. Seine Uniform bildete eine breite, verschwommene rote Säule inmitten dunkler Jacken und blasser Kleider. Schon bald würde sie ihm Lügen erzählen. »Es wird Zeit, dass ich mir etwas Gebäck schnappe.« Eunice hatte im Esszimmer diverse Kuchen und Törtchen aufgetischt, gleich neben einer Sammlung eiserner Schamkapseln. »Wenn ich zu lange warte, werden nur noch Leber und Rübchen übrig sein.«
    »Ich empfehle die mit Aprikose.« Er fuhr mit den Fingern über die glatte Haut ihres Ellbogens, und auf der ganzen weiten Welt gab es nichts anderes mehr, woran sie denken konnte. Unerhört von ihm, und ihr war plötzlich klar, warum ihre Gouvernanten sie immer davor gewarnt hatten, Männern zu nahe zu kommen.
    Ich habe keine Zeit für so etwas. Ich muss den Colonel betrügen . Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen Handel mit Täuschungsabsichten geschlossen zu haben, doch genau das hatte sie bei Reams vor. Das Ganze war auch nicht dadurch zu entschuldigen, dass Reams ein Schwein und darauf aus war, sie von dem Moment an nach Strich und Faden übers Ohr zu hauen, in dem sie die Heiratsurkunde unterzeichnete.
    Aus dem Eingangsbereich schlenderten drei Männer und eine kleine, weißhaarige Frau quer durch die Halle auf das Essen zu, wobei sie über die Griechen stritten. Und wie aus dem Nichts erschien Claudia.
    »Da bist du ja, Sebastian.« Claudia musste wie ein Mohikaner von einer Säule zur nächsten geschlüpft sein und sie ausgekundschaftet haben. »Du wirst gebraucht. Sie haben die Haarteile durcheinandergebracht, und Coyning-Marsh bekommt einen Anfall nach dem anderen. Eunice braucht jemanden, der die Wogen glättet.«
    »Ich verstehe nichts von Rüstungen.«
    »Du verstehst aber etwas von Wogen. Ich möchte mit Jess reden. Du bist im Weg.«
    Er grinste nur. Gut gelaunt heute Abend, der Kapitän. »In Ordnung. Bleib über der Gürtellinie. Und Sie … « Direkt vor Claudia und ohne sich darum zu kümmern, was die anderen dachten, streckte er die Hand aus und fuhr Jess mit dem Zeigefinger von der Schläfe bis zu der Stelle, wo die Prellung an ihrer Wange gewesen war. »… benehmen sich. Ich sehe Sie dann später. Versuchen Sie nicht, ein Blutbad mit Ihrer spitzen Zunge anzurichten.« Dann stapfte er davon und überließ sie Claudias unendlicher Güte.
    Die warnte: »Mein Cousin kann es sich leisten, sich zur Schau zu stellen. Sie nicht. Ich rate Ihnen zu einem diskreten Auftreten in der Öffentlichkeit.«
    Jess musste ziemlich hoch schauen, um Claudias Blick zu begegnen. Die Ashtons schafften es alle, dass sie sich winzig klein vorkam. »Schauen Sie … ich bin wirklich ganz Ihrer Meinung. Wir stellen bestimmt eine Menge Gemeinsamkeiten fest, wenn wir erst ins Gespräch kommen.«
    »Mein Bruder hat mir erzählt, dass Sie vergangene Nacht im Flur waren, vor Sebastians Tür. Das war höchst unklug.«
    »Der nächste Punkt, in dem wir uns einig sind. Hören Sie, warum schnappen wir uns nicht ein paar Gebäckstücke, bevor die Leute wie eine Horde Heuschrecken darüber herfallen? Irgendwie habe ich heute das Abendessen verpasst. Ich hatte einen anstrengenden Tag, und die vielen spitzen Gegenstände, die hier überall herumliegen, wecken so ein beklemmendes Gefühl in mir. Ich werde einfach … «
    »Sie sind diesem Hause nicht ebenbürtig, Miss Whitby, wie clever auch immer Sie in Ihrem Geschäft sein mögen. Ich würde Sie auffordern zu gehen, doch ich bezweifle, dass Sie auf mich hören würden. Sie strotzen nur so vor diesem gekünstelten Selbstbewusstsein aller Emporkömmlinge. Es ist völlig unangebracht.«
    Dies war höchstwahrscheinlich eine dieser versteckten Drohungen. Claudia war auch genau der Typ dafür. »Da stimme ich Ihnen zu, in allen Punkten. Besonders dem mit dem Nicht-ebenbürtig-Sein. Und heute Abend fühle ich mich klein wie eine Nussschale.«
    Eine weitere Gruppe Historiker spazierte vorbei. Ein schäbig wirkender Mann mit deutschem Akzent und verschlissenen Manschetten kam mit zwei Stutzern direkt aus der Upper Brook Street

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