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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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an.
    »Du hast mich immer ausgeschimpft, wenn ich so geredet habe. Sagtest, so etwas mache eine Dame nicht. Ich hätte es nicht halb so oft getan, hättest du mich nicht gerügt.«
    »Ich weiß.«
    »Zu der Zeit war ich schon fast erwachsen. Zwölf vielleicht.«
    »In etwa.«
    »Wenn Papa mit einer seiner Geliebten zu einer Gesellschaft ging, saßen wir auf der Treppe und haben uns über die Gesellschaft und die Geliebte unterhalten, und dann sind wir runter in die Küche gegangen, und die Babuschka hat mir kleine Pfannkuchen zubereitet. Ich habe schon seit Jahren keine mehr gegessen. Blini mit Honig.«
    »In Soho gibt es einen Ort, wo man sie bekommt.«
    »Tatsächlich?« Sie drehte die Handflächen nach oben und betrachtete die sichelförmigen Abdrücke, wo ihre Fingernägel zugebissen hatten. »Dann saßen wir in der Küche, haben Pfannkuchen gegessen und jede Menge Tee aus diesen bemalten Tassen getrunken, die Papa für mich gemacht hatte. Und Schach gespielt. Du hast mir das Schachspielen beigebracht. Papa hatte nie die Geduld dafür.«
    »Ich dachte, du solltest mal ein Spiel lernen, bei dem du nicht schummeln konntest.«
    Das war genau Hursts Art zu reden. Er hatte begriffen, wie schwer es ihr fiel, die ganze Zeit über so unsagbar anständig zu sein. Hurst hatte sie alles erzählen können. Bei ihm hatte sie sich sicher gefühlt. Sogar als Papa durch ganz Russland und zurück gereist war, hatte ihr das nichts ausgemacht, weil Hurst ja schließlich da gewesen war.
    »Hast du mich immer gewinnen lassen, bis zum Schluss? Oder bin ich wirklich so gut geworden, dass ich dich schlagen konnte?«
    »Ich habe dich gewinnen lassen.«
    Das Gefühl der Falschheit übermannte sie, ein Gefühl, als schlüpfte ein Mann in die Rolle eines anderen. Hurst, der Butler, der ihr alter Freund war. Adrian Hawkhurst, der Spion. Hurst hätte sie ihr Leben anvertraut, und dabei hatte er nie existiert.
    »Erinnerst du dich noch daran, wie du mich erwischt hast, als ich den Brandy in Papas Arbeitszimmer stibitzt habe?«, fragte sie. »Du hast die Flasche mit hoch in dein Zimmer genommen und sie mich austrinken lassen, und ich habe auf deinem Schoß gesessen und dir gesagt, dass ich in dich verliebt wäre. Und dann habe ich dich so vollgekotzt.«
    »Ja, ich entsinne mich.« Er drehte den Hut auf seinem Knie um, sodass er in die andere Richtung zeigte. »Weißt du, du bist wirklich die einzige Frau, die jemals zu mir gesagt hat, dass sie mich liebt.«
    »Stimmte eigentlich, was du mir in jener Nacht erzählt hast, nämlich, dass du eine Französin liebst? Oder war das auch gelogen?« Jemandem, der nur aus Lügen bestand, Fragen zu stellen, war doch eigentlich sinnlos, oder?
    »Das war die Wahrheit, Jess. Jedes einzelne Wort. Du bist einer von drei Menschen auf der Welt, die das wissen.«
    Wie viel auch immer es wert war, sie glaubte ihm. Sogar jetzt konnte Hurst sie belügen und dazu bringen, ihm Glauben zu schenken. Er war wirklich ein hervorragender Lügner. »Ich kann immer noch keinen Brandy trinken. Das gefällt mir. Ich kann ihn beurteilen und kaufen, doch das Zeug zu trinken hat mich nie gereizt.« Allmählich drohte ihre Stimme zu versagen.
    »Ich weiß.«
    »Wahrscheinlich gibt es nichts, was du nicht über mich weißt, stimmt’s?« Im Innern ihres Kopfes brannten unvergossene Tränen. »Papa ist nie damit rausgerückt, dass du für die Briten gearbeitet hast. Bis zum Schluss nicht. Ich weiß nicht, wieso ich nichts gemerkt habe.«
    »Du warst sehr jung, Dewotschka , und wolltest nichts davon wissen. Von eurer Küche aus habe ich die gesamte britische Geheimdienstoperation für Russland geleitet. Meine Spione und die deines Vaters sind oft genug in der Halle aufeinandergeprallt. Du hast wohl etwas im Auge.« Er reichte ihr ein Taschentuch.
    Genau die Sorte, die er immer bei sich hatte. Er kaufte sie in der Jermyn Street – Kambrik, äußerst schlicht, fein genäht und mit einem stärkeren Saum als üblich. Sie presste es sich auf die Augen, um nicht zu weinen. Wäre sie noch zwölf, hätte sie die Nase darin ausgeschnaubt. Mittlerweile benahm sie sich doch wirklich vornehm, oder?
    Er erklärte: »Am letzten Tag … Josiah hätte nicht niedergeschossen werden dürfen. Das hätte alles nicht passieren sollen.«
    »Ist es aber.« Sie faltete das Taschentuch ordentlich zusammen, quadratisch. »Papa erzählt manchmal eine Geschichte. Als er sich in einem Sturm vor Mallorca befand. Jeder Penny, den er auf der ganzen Welt besaß,

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