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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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Versuch, den Gedanken an die andere Everard-Schwester zu verdrängen. „Trotz allem, Gideon, du weißt, ich kann nicht zulassen, dass eine Frau an Bord ist. Und diese hier wird eine echte Last werden, vor allem wegen ihrer zänkischen Art.“
    Nick sah Gideon an und hoffte, der andere hätte nicht bemerkt, dass er beinahe wieder von Lily gesprochen hätte.
    „Die Kleine da soll eine Last sein?“ Gideon zog skeptisch die Brauen hoch. „Du wirst kaum etwas davon merken, dass sie an Bord ist. Und wenn du überhaupt einen Gedanken an sie verschwendest, denk an die sechshundert Guineas, die ich von ihrem Vater gefordert habe in dem Brief, der mit dem Schiff nach Charles Town unterwegs ist.“
    „Du überlässt wohl gar nichts dem Zufall, was?“
    „Ich habe Miss Everard genauso behandelt wie jede andere Fracht, die wir an Bord nehmen, Nick. Deine Befehle für mich lauteten, dass ich über die Beute frei entscheiden könne.“ Gideon trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Ich wollte es dir nur leicht machen, Nick, das war alles. Ich mochte dich nicht wegen Kleinigkeiten belästigen.“
    Aber Nick wusste, wovon Gideon eigentlich sprach. Es war bedeutungslos, dass Nick sie gerade zu der üppigsten Prise seit Monaten geführt hatte. Gideon und alle anderen Männer glaubten noch immer, ihr Kapitän wäre nicht ganz bei Verstand, und in gewisser Weise glaubte Nick selbst das auch.
    „Vermutlich wird es Miss Everard nicht gefallen, wenn man sie als Fracht bezeichnet“, meinte er. „Und Sie, Lieutenant Cole, werden unserem weiblichen Gefangenen Ihr persönliches Quartier zur Verfügung stellen.“
    Doch in diesem Moment stieß der weibliche Gefangene einen gellenden Schrei aus, und Nick und Gideon fuhren herum.
    „Mein Koffer!“, rief Rose und lehnte sich über Bord. „Oh, bitte, seien Sie vorsichtig damit!“
    Mit einem letzten protestierenden Quietschen des Flaschenzuges wurde der Koffer über die Reling gehievt und mit Unterstützung eines Seemanns an Deck abgesetzt. Rose lief hin, kniete sich daneben und wischte die Wassertropfen ab.
    „Ich kann mir nicht denken, warum man mir den Koffer hierher nachträgt“, sagte sie verärgert. „Warum macht man sich die Mühe, so etwas zu tun?“
    Während sie mit sich selbst sprach, nahm sie ihren Rocksaum zu Hilfe, um die schlimmsten Wasserflecken abzuwischen. Der Koffer war mit Messing beschlagen und eignete sich eher für eine Reise mit der Kutsche als eine Seereise, und die permanente Feuchtigkeit während der Überfahrt hatte Flecken im Leder hinterlassen. Vorsichtig bearbeitete sie die Vorderfront und die eine Seite, aber als sie die andere Seite erreichte, hielt sie erschrocken inne.
    Unter dem geschlossenen Deckel hing ein langer Fetzen aus weißem, spitzenverziertem Leinen heraus, und Rose strich traurig mit dem Finger über das zerrissene Kleidungsstück. Sie hockte sich hin und sah zu Gideon und Nick auf. Ihre grauen Augen funkelten.
    „Nun, Captain“, wandte sie sich an Nick. „Da sehen Sie, was Ihre Männer angerichtet haben.“
    Wieder trat Gideon unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Ich habe Mackenzie losgeschickt, damit er ihre Sachen einpackt, Nick. Ich sagte ihm, er solle sich beeilen, aber er scheint doch etwas zu hastig gewesen zu sein.“
    „Hastig!“ Rose hielt die zerrissene Spitze als Beweis hoch. „Dies hier zeugt von Achtlosigkeit, nicht von Hast, und jetzt ist es ruiniert, und ich habe es noch nie getragen, dieses … dieses …“
    „Hemd?“, half Nick aus, ohne nachzudenken. Abgesehen davon, dass er zusammen mit drei Schwestern aufgewachsen war, hatten seine Erfahrungen mit freundlichen Schankmädchen und einsamen Witwen ihn vertraut gemacht mit sämtlichen Stoffschichten, die Frauen unter ihren Kleidern zu tragen pflegten. „Unterrock? Oder war es ein Nachthemd?“
    Aber Rose hatte weder Brüder noch Liebhaber, und das verschaffte ihr einen Nachteil. Sie errötete vor Verlegenheit. Niemals zuvor hatte ein Mann über solche Dinge mit ihr gesprochen,und schon gar kein dämonischer Mann wie dieser, aus dessen Mund selbst Nichtigkeiten einen unanständigen Beiklang zu haben schienen. Schnell verbarg sie den Streifen in ihrer Hand, wo Nick ihn weder sehen noch irgendeine Bemerkung dazu machen konnte.
    Die schamhafte kleine Geste erstaunte Nick. Vorher hatte er in dem Mädchen nur ein zänkisches, unbequemes weibliches Wesen gesehen, aber sie so zu erleben wie jetzt, zusammengekauert vor diesem lächerlichen Ungetüm

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