Eine Rose fuer Captain Sparhawk
reizend, dass sie das Vertrauen ihrer Gäste missbraucht, um dir behilflich zu sein.“
„In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt“, erwiderte Nick gleichmütig und dachte flüchtig an Lilys Hilfe. Zum Glück schien sie wenigstens jetzt nicht hier zu sein.
Rose war noch nicht überzeugt und schaute zu, während er ein zweites Glas füllte und es ihr reichte. Verächtlich schüttelte sie den Kopf. „Nein, danke.“
„Bist du sicher?“ Er zog die Brauen hoch. „Rhode Island Rum, der beste, den es gibt. Cassie kümmert sich immer um solche Kleinigkeiten.“
Rose senkte den Kopf und machte ein finsteres Gesicht. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn er nicht auf noch etwas hingewiesen hätte, in dem die andere Frau ihr überlegen war. „Ich sagte Nein. Nie wieder trinke ich wieder mit dir.“
„Und ich spiele nie wieder mit dir Dame.“ Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander, während er an dem Rum nippte. „Ich habe meine Lektion gelernt.“
„Genau wie ich“, erwiderte sie kurz angebunden. „Obwohl ich bezweifle, dass es sich um dasselbe handelt.“
„Sei da nicht so sicher“, sagte er. „Wir sind nicht so verschieden, wie du gern glauben möchtest.“
„Ich ‚glaube’ nicht, Captain Sparhawk, ich weiß es.“ Ihn so völlig entspannt in dem gemieteten Raum eines Bordells zu sehen, mit unzüchtigen Bildern an den wänden, seinen Lieblingsrum in der Hand, bewies ihr nur, wie verschieden sie wirklich waren. „Tag und Nacht, Wasser und Feuer, du und ich. Such dir etwas aus, es ist alles das gleiche.“
„Du und ich“, Rose. Er schien sich die Worte auf der Zunge zergehen zu lassen.
Rose sah ihn misstrauisch an. Sie war nicht daran gewöhnt, dass ihr jemand so entgegentrat, vor allem nicht jemand mit grünen Augen und schwarzem Haar und einem Lächeln, das ihr Herz schneller klopfen ließ.
„Wenn du jetzt mit deinem feinen Rhode Island Rum fertig bist, kannst du mich genauso gut auf dein Schiff zurückbringen, denn ich verspüre keinesfalls den Wunsch, länger hier zu bleiben, als es unbedingt nötig ist.“
„Alles zu seiner Zeit, Rose“, erwiderte er. Es faszinierte ihn, wie gut sie ihm konterte. Sie hatte es von Anfang an getan, seit sie zum ersten Mal auf seinem Deck erschienen war, und diese Eigenschaft gehörte zu jenen, die er am meisten an ihr schätzte. Rose war zweifellos eine Herausforderung.
Statt zu antworten, seufzte sie leise und begann, ruhelos hin und her zu gehen. Mit einer Hand schob sie sich das Haar aus dem Gesicht, und während Nick ihre Bewegungen beobachtete, kniff er die Augen zusammen und musterte sie abschätzend.
„Was hast du alles in deinen Mantel eingenäht?“, fragte er sanft. „Nein, leugne es nicht. Ich habe es selbst zuweilen getan, wenn ich in einem verruchten Hafen war, oft genug jedenfalls, um zu erkennen, dass dieser Tuchmantel nicht richtig sitzt. Ist es Geld, oder sind es Pistolen?“
Sie holte tief Luft und blieb stehen. Dann sah sie ihn vorwurfsvoll an. „Es sind Guineas“, antwortete sie. „Einhundert englische Guineas, und jede trägt die Köpfe von König William und Königin Mary. Für dich sind es sicher nur zwei weitere königliche Tyrannen, aber jetzt, nehme ich an, wirst du die Guineas wohl zu der übrigen Beute hinzufügen, die du auf meine Kosten gemacht hast.“
Rose streifte den Mantel ab und schleuderte ihn Nick entgegen. Mühelos fing er ihn mit einer Hand. Aber das war zu erwarten, dachte sie bekümmert. Ihm flog alles mühelos zu, sogar ihr Gold.
Er prüfte das Gewicht des Mantels, schüttelte den Kopf und warf ihn daraufhin auf den zweiten Stuhl. „Ich will es nicht, Rose“, sagte er leise. „Genauso wenig wie alles andere, was dir gehört. Du wirst alles, sogar das Pianoforte, sicher verwahrt in einem Speicher hier in Charles Town finden.“
Zweifelnd sah sie ihn an, denn sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte oder nicht. „Das hat vielleicht einmal geklappt, mit dem Hut und dem Kleid“, sagte sie langsam, „aber das geht kein zweites Mal.“
Nick seufzte. „Überlass das ruhig mir, Rose. Ich möchte dir vor allem meinen guten Willen und meinen Respekt zeigen, um zu beweisen, dass zwischen uns nicht alles so schwierig sein muss.“
„Aber so ist es nun einmal, Nick“, erwiderte sie leise. „Es ist besser so.“
Sie wandte sich halb von ihm ab, und jetzt, da die Kerze ihr Gesicht beleuchtete, sah er, dassihr Ärger verflogen war. Ihr Profil zeichnete sich vor ihrem schwarzen Haar
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