Eine Rose fuer Captain Sparhawk
kam sie ihm entgegen, streckte die Arme aus und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Er war trunken von ihr, wie benebelt von ihrem Duft. Sie roch nach Veilchen und ihrer eigenen Weiblichkeit, ein Geruch, den er nur zu deutlich von seinen Laken her kannte. Nach jener Nacht, die sie allein in seinem Bett geschlafen hatte, war ihr Duft in dem Leinen haften geblieben, eine ungewollte Erinnerung, die so lebhaft war, dass er dort nicht mehr schlafen konnte, ohne an sie zu denken.
Doch er hatte sich nichts vorgestellt, was der atemberaubenden Wirklichkeit gleichkam. Morgen würde sie gehen und einen anderen heiraten, morgen würde er vielleicht vom Feind getötet werden, aber diese Nacht – diese Nacht gehörte ihnen.
Nick zog sie näher an sich, als ihm schmerzlich bewusst wurde, wie dünn das Band zwischen ihnen war. Ihr seidiges Haar, noch zerdrückt von ihrem Hut, strich über seinen Arm, als er die Hände über ihren Rücken gleiten ließ und sie zu sich hochhob. Er wunderte sich, wie leicht er mit gespreizten Fingern ihre schmale Taille umspannen konnte, als Rose sich ihm entgegenreckte, und sein Herz schlug schneller, als er erkannte, was sie ihm bot. Sie verlangte genauso nach ihm wie er nach ihr. Ohne hinzusehen, versuchte sie, ungeschickt und ungeübt den ersten der langen Reihe von Knöpfen an seiner Weste zu öffnen, bis sie sich von seinen Lippen löste, um auf ihre Hände zu schauen.
Konzentriert zog sie die Brauen zusammen, sah mit gerunzelter Stirn auf ihre Finger und machte sich daran, die Knöpfe zu öffnen, einen nach dem anderen, bis er ungeduldig ihr Kinn anhob. Er schob die Finger unter die halb geöffneten Teile seiner Weste, und die letzten Knöpfe gaben nach und rissen ab. Sie legte die Arme um seine Taille, zog das Hemd aus seiner Hose und strich ihm mit den Händen über den nackten Rücken.
„Seit ich dich beim Rasieren beobachtete, konnte ich diesen Anblick Tag und Nacht nicht aus meinem Gedächtnis verbannen“, gestand sie scheu. Ihre Stimme klang heiser, als sie den Kopf hob und ihn unter halb gesenkten Wimpern ansah. „Wenn ich könnte, Black Nick, würde ich wieder mit dir spielen, und zwar um dein Hemd. Und ich würde gewinnen, damit ich mich sattsehen kann an dir.“
„Ich sagte dir doch schon, Rose, dass ich nie mehr gegen dich spielen werde“, erklärte er, als er hastig das Hemd und die offene Weste zusammen über den Kopf zog. „Aber ich werde dir ohnehin geben, was du haben willst, ohne dass Würfel oder Karten damit zu tun haben. Ich kann nämlich ganz schön folgsam sein.“
Sanft nahm er ihre Handgelenke und legte ihre Handflächen auf seine nackte Brust. Sie wurde ernst, als sie ihn probeweise berührte und mit den Fingern über das dunkle gelockte Haar strich.
„Du bist verwundet worden, nicht wahr?“, fragte sie leise. „Und sogar mehrmals, so wie es aussieht.“ Ganz leicht strich sie über seinen sehnigen, muskulösen Oberkörper, mit einer Zärtlichkeit, die für ihn so schwer zu ertragen war wie die schlimmste Folter. Sie verharrte bei den helleren Streifen, die von alten Narben herrührten. „Wie glücklich musst du sein, so oft überlebt zu haben!“
Er erinnerte sich, wie besorgt sie vorhin um ihn gewesen war, und an ihre Furcht, dass er getötet worden wäre. Es war sehr lange her, dass jemand sich um ihn geängstigt hatte. „Ich empfinde es als größeres Glück, jetzt mit dir hier zu sein.“
Doch sie ging auf dieses unüberhörbare Kompliment nicht ein. Ihre grauen Augen blickten ernst, als sie seinen Körper erforschte und erkundete, bis er es nicht länger ertragen konnte und sie wieder in die Arme zog. Er wollte sie nicht erschrecken, aber sein Verlangen wuchs ins Unermessliche.
„Du treibst mich in den Wahnsinn, Rose“, flüsterte er und strich mit den Lippen über ihre Wange zu der weichen, empfindsamen Stelle unter ihrem Ohr. „Gerissenes, kluges, kleines Geschöpf.“
Sie erbebte vor Vergnügen, während sie die Augen schloss und den Kopf zurücklegte, sodass er die pulsierende Ader an ihrer Kehle sehen konnte. „Es liegt an dir, Nick“, sagte sie stöhnend. „Du weckst mein Begehren. Ich fühle mein Verlangen, meine Lust, und kenne mich selbst nicht mehr …“
„Die Schuld liegt beim Mond, Liebes“, erwiderte Nick schwer atmend, „denn so etwas habe ich auch noch nie erlebt.“
Mit einer raschen Bewegung hatte er ihr Gingamhemd aus der Kniehose gezogen. Die war für einen Jungen gemacht worden und saß daher knapp auf ihren
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