Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
hintergeht mich!« Verächtlich schwenkte er eine Hand dem Mann zu, der hinter ihr die Treppe herunterkam, und dann grinste er: »Mit diesem Schweinehund!«
    »Vater!« Erienne war entsetzt über die Ausdrucksweise ihres Vaters. »Das …« Auch sie hob die Hand zu dem Mann, der die Stufen herunterschritt, »das ist der Mann, den du geschickt hast. Silas Chambers, nehme ich an.«
    Der Fremde mit dem rohen Gesicht trat einen Schritt vor, nickte verwirrt und hastig mit dem Kopf wie ein Vogel. Er schwenkte seinen Hut nach vorn, um ihre Aufmerksamkeit zu erringen und begann zu stottern: »Ich … ich b… b… in, ich … ich will s… s…agen, e… er … er ist n… nicht … uuufff!«
    Der letzte jähe Aufschrei war darauf zurückzuführen, daß Avery vortrat und angewidert seine Arme weit ausbreitete. Der dürre Mann wurde beiseite geschoben, als sich die Enttäuschung des Vaters Luft machte.
    »Du hirnloser kleiner Dummkopf! Hast du denn ganz und gar den Verstand verloren? Der da ist nicht Silas Chambers!« Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf den knochigen Kerl. »Der hier ist dein Mann. Der hier, verstehst du, genau der!« Dann stellte er sich behäbig und breitbeinig vor sie hin und zeigte auf den Mann, der immer noch auf der Treppe stand. »Und der da! Ein vaterloses Schwein …«
    Erienne lehnte sich gegen die Wand und schloß fest ihre Augen. Sie wußte bereits, was ihr Vater sagen wollte.
    »Das ist der Kerl, der des armen Farrells Arm zerschoss. Das ist dein Mr. Seton. Seton ist das!«
    »Christopher Seton?« Eriennes Lippen formten die Worte, aber kein Laut entfloh ihnen. Sie öffnete die Augen, und ihr Blick wanderte über sein Gesicht, als suche sie inbrünstig nach einer Leugnung dessen, was sie eben gehört hatte. Dann wandte sie sich zu dem linkischen Fremden, und die Wahrheit wurde ihr nur allzu klar. Er unterschied sich überhaupt nicht von den anderen Bewerbern, die ihr Vater ihr vorgeführt hatte.
    »Du dummes Ding!« fuhr Avery fort, sie zu schelten. »Das hier ist Silas Chambers! Nicht jener eingebildete Schurke, mit dem du dich abgegeben hast!«
    Ihr Gesicht nahm den Ausdruck betäubten Entsetzens an, als Erienne in die grünen Augen starrte.
    Christopher lächelte mitfühlend. »Ich entbiete Ihnen meine Bitte um Entschuldigung, Erienne; aber ich dachte, es wäre Ihnen klar. Falls Sie sich daran erinnern, ich habe Sie gefragt.«
    Die Bestürzung auf ihrem Gesicht verwandelte sich bei diesem Angriff in puren Zorn. Er hatte sie an der Nase herumgeführt! Und ihr Stolz schrie nach Rache. Sie holte mit einer Hand aus und ließ sie mit einem heftigen Schlag auf seiner bronzefarbenen Wange landen. »Für Sie bin ich Miß Fleming!«
    Er rieb sich das Gesicht und lachte leise. Seine Augen waren immer noch warm und glitzernd. Erienne konnte seinen herausfordernden Blick nicht ertragen und kehrte ihm den Rücken zu. Er bewunderte ihn kurz, ehe er seine Aufmerksamkeit ihrem Vater zuwendete. »Ich bin hierher gekommen, um Auskunft über eine Schuld einzuholen, die Sie versprachen, mir einzulösen, Sir. Ich frage mich, wann ich wohl damit rechnen kann, daß dieses geschieht?«
    Wie ein geschlagener Hund ließ Avery den Kopf zwischen die Schultern sinken, während sein Gesicht rot anlief. Er mied Silas' fragenden Blick und murmelte etwas wie, er würde seine Schulden bezahlen, so bald er könnte.
    Christopher ging in das Wohnzimmer, um seinen Mantel zu holen, kam zurück und zog ihn über den Schultern zurecht. »Ich hoffte, Sie könnten zu diesem Thema etwas genauer sein als soeben, Bürgermeister. Ich möchte Ihre Gastfreundschaft nicht zu oft in Anspruch nehmen; und Sie haben mir versprochen, innerhalb eines Monats zu zahlen. Wie Ihnen wohl klar sein wird, ist der Monat gekommen und bereits vergangen.«
    Avery ballte die Hände zu Fäusten; doch er wagte nicht, sie hochzunehmen. Eine solche Bewegung hätte wie eine Herausforderung wirken können. »Sie sollten sich lieber von hier fernhalten, Mr. Seton. Ich will Ihresgleichen nicht sehen, wie Sie meiner Tochter den Hof machen. Sie wird sich bald verheiraten, und ich bestehe darauf, daß Sie den Bewerbern nicht im Wege stehen.«
    »Ach ja, ich habe schon einige Gerüchte darüber vernommen«, erwiderte Christopher mit einem sarkastischen Lächeln. »Nachdem ich sie nun kennen gelernt habe, bin ich leicht erstaunt, daß Sie nicht erfolgreicher waren, obwohl es mir ziemlich ungerechtfertigt scheint, daß sie für den Rest ihres Lebens für

Weitere Kostenlose Bücher