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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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schmähte.«
    Diese Worte besänftigten Averys Wut nicht im mindesten. »Gott im Himmel! Du sprichst von ihm wie von einem verfluchten Heiligen! Er hat ihm nichts angetan …«, ahmte er sie mit quiekender Stimme nach und wies mit drohendem Finger auf die Tür. »Dieser Teufel war es, der damals meinen armen Farrell zu Boden streckte. Genau der, mit dem du dich herumgetrieben hast!«
    Erienne hielt den Atem an, diese Beschimpfung war zu viel! »Herumtreiben! Vater! Wir legten Farrell aufs Bett, und als ich die Treppe hinunterging, stolperte ich. Er hielt mich fest! Er rettete mich vor einem Sturz! Und das, Vater, ist alles, was geschah.«
    »Und das war genug!« Avery warf wieder die Hände hoch, dann kreuzte er sie auf seinem Rücken und fing an, vor dem Kamin auf und ab zu gehen. »Und das war genug«, wiederholte er und schrie die Worte über seine Schulter. »Mr. Chambers hatte jedenfalls genügend Zeit, um einen klaren Anblick von dir zu bekommen, wie du dich in den Armen eines anderen Mannes wandest. Ach ja, wahrscheinlich ist er inzwischen schon halb auf dem Rückweg nach York.«
    Erienne seufzte tief. »Vater, an Silas Chambers hat mir nicht das geringste gelegen; er gehörte nur zu deinen anderen köstlichen – Auserwählten.«
    Traurig schüttelte Avery den Kopf und jammerte: »Nur ein anderer. Und mit jedem Tag werden es weniger. Ohne Mitgift ist es schier unmöglich, einen zu überzeugen, daß du eine passende Braut sein würdest.« Sein Zorn fand neue Nahrung. »Und dann noch deine Hirngespinste, deine hochnäsigen, was die Ehe angeht und das alles. Willst den Burschen, den du heiratest, auch noch respektieren und mögen! Ach was du nicht sagst! Ist ja nichts als 'ne Entschuldigung und Ausrede, keinen von ihnen zu nehmen. Ich hab' dir die Besten gebracht, und immer noch schickst du sie weg.«
    »Die Besten?« spottete Erienne. »Du hast die Besten gebracht, sagst du? Du brachtest einen keuchenden, fetten Vielfraß, einen stotternden, halbblinden Greis oder einen klapperdürren Pfennigfuchser mit haarigen Warzen auf den Wangen. Und da behauptest du, du brachtest mir die Besten?«
    Avery hielt inne und starrte sie verletzt mit vorwurfsvoller Miene an. »Alle waren allein stehende Männer von gutem Ruf, aus gutem Haus, und jeder, aber auch jeder war im Besitz einer wohlgefüllten Börse.«
    »Vater«, Eriennes Stimme nahm einen flehenden Ton an. »Vater, bring mir einen jungen und schönen Herrn, einen mit einer gefüllten Börse, und ich werde dich lieben und mich um dich kümmern und sorgen bis an dein Lebensende.«
    Hätte ein Sessel in Eriennes Nähe gestanden, so wäre sie in tiefster Verzweiflung hineingesunken. Da dem nicht so war, konnte sie ihrem Vater nur einen leeren Blick schenken.
    »Und nun hör mir gut zu, Mädchen. Ich vertraue dir ein Stück reinster Weisheit an.« Er erhob einen Finger, um die Bedeutsamkeit seiner Worte zu unterstreichen. »Es gehört mehr zu einem Mann als ein hübsches Gesicht oder ein Paar breiter Schultern. Sieh dir doch, zum Beispiel, nur deinen kostbaren Mr. Seton an.«
    Bei dem Wort zuckte Erienne zusammen. Sie biss sich auf die Lippen, um die Flut eines wütenden Wortschwalls zurückzuhalten. Der Feigling! Wohlüberlegt hatte er sie an der Nase herumgeführt!
    »Da siehst du nun, da ist so ein gerissener Bube für dich. Immer bereit, dich hereinzulegen und die Oberhand zu gewinnen.«
    Fast hätte Erienne genickt, aber sie hielt sich noch im letzten Augenblick zurück. Der Mann hatte sich ihre Unsicherheit zunutze gemacht, allein zu seinem eigenen Spaß. Und ihr Stolz kochte bei der Vermutung, daß er ihr die ganze Zeit einen Schritt voraus gewesen war.
    »Er – so ein reicher Dandy. Ich nehme an, daß diese Mädels da unten am Hafen stolz sind, an seinem Arm zu hängen; aber keine Dame von Stand würde sich mit einem von seiner Art abgeben. Der macht ihnen doch nur den Bauch mit Babys rund, ohne auch nur ein Heiratsversprechen abzugeben. Und selbst wenn du ihn dazu bringst, dir die Ehe zu versprechen – was ich bezweifle –, verläßt er dich aus diesem oder jenem Grund, wenn er genug von dir hat. So sind diese schönen Hähne nun mal. Sie sind auf das, was sie unter den Hosen tragen, genauso stolz wie auf ihr schönes Gesicht.«
    Erienne wurde rot bis zu den Haarwurzeln, als sie sich entsann, wo ihr eigener Blick kurz verweilt hatte, wohl mit der gleichen Neugier wie manch anderer verliebten Jungfrau.
    »Es ist schon ganz richtig, man kann nicht leugnen,

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